Archiv für Sparte ‘Berufs – Bilder’

16
Nov

Der Tischler und Schreiner

   Von: Liala in Berufs - Bilder

Geneigte Leser,

auch der dieswöchige Beruf dürfte die ein oder anderen ganz besonders interessieren, gehört diese Gruppe doch mit zu den aktuell sehr gefragten Lieferanten: die Tischler und Schreiner. Schon manch einer ließ sich für sein jüngst errichtetes Haus feinstes Mobiliar anfertigen, ganz zu schweigen von all den Balken und Brettern, die unseren Behausungen als stabiles Grundgerüst dienen.
Doch selbstverständlich ist der Beruf des Tischlers oder auch Schreiners noch weitaus vielfältiger, er fertigt alle Dinge aus Holz, die uns im täglichen Umgang begegnen. Was dies alles ist, und wie sie ihrer Arbeit nachgehen, all dies sollt ihr heute erfahren.

Um so ein umfangreiches Thema auch angemessen würdigen zu können, suchte ich zu meiner Unterstützung meinen hochgeschätzen Nachbarn, Jim den Siedler auf, der neben vielen anderen Handwerken auch das des Tischlern und Schreinern beherrscht. Zu diesem Zweck trafen wir uns am Markt auf einen Dunkelbohnentrank. Kaum dort angekommen entdeckte ich ihn auch schon, winkte ihm freudig zu und ließ mich neben ihm nieder.
„Danke Jim, dass Ihr die Zeit gefunden habt. Wie Ihr ja wisst, stelle ich in dieser Woche die Tischler und Schreiner vor… wohl einer der umfangreichsten Berufe, was meint Ihr?“
Er rieb sich ein wenig verschlafen die Augen, lächelte mich dann aber tapfer an. „Nun, eigentlich war ich gerade auf dem Weg ins Bett, aber wenn der Bote klingelt, steh ich natürlich gerne Rede und Antwort.“
Ich nuschelte eine Entschuldigung, die Jim mit einer Handbewegung unterbrach.
„Wirklich, kein Problem. Zu Eurer Frage: Ein Tischler muss schon früh aufstehen, aber das trifft ja für die meisten Handwerker zu.“
„Da habt Ihr wohl recht…“, bestätigte ich. „Beginnen wir am besten gleich mit den Produkten. Spontan fällt mir da das Mobiliar ein. Was fertigt ein Schreiner alles?“
„Nun, beispielsweise das, wovon ich gerade gesprochen habe: mein Bett.“ Ich nahm diesen Seitenhieb mit einem Nicken hin.
„Aber nicht, dass Ihr jetzt eine Bettgeschichte daraus macht, das wäre dann das Ressort Eurer Chefin…“ Erstaunt riss ich die Augen auf, konnte jedoch keine passende Antwort formulieren, ehe er schon weitersprach: „Also, Möbel… da gibt es auch noch Stühle und Tische, Holztüren – mein Meisterstück aber war eine große Truhe!“
Zwischenzeitlich hatte ich mich wieder gefasst. „Das kann ich mir denken! So viele verschiedene Einzelteile, die alle zu einer funktionalen Form zusammengefügt werden wollen. Aber sagt, all die Bretter und dergleichen – das stellt ihr auch alles selbst her, oder?“
Jim machte eine ausholende Geste. „Nun, da muss ich erst mal darauf hinweisen, dass zum Schreinern eigentlich drei Berufszweige gehören: die Zimmermannskunst, die Tischlerei und das Handwerk im allgemeinen.“
„Das muss ungeheuer vielfältige körperliche Fähigkeiten erfordern…“
„Oh ja, sicher!“, nickte er. „Ohne Körperkraft geht da gar nichts, aber damit ist es nicht lange nicht getan! Klugheit, Fingerfertigkeit, Gewandheit und eine gute Konstitution gehören schon auch dazu.“
Eifrig notierte ich. „Also kein Beruf für jedermann. Nun haben wir bereits die Möbel, die Rohstoffe für diese – welche Werkzeuge stellt ein Schreiner her?“
Jim bremste mich etwas. „So einfach geht das nicht. Es gibt auch noch Zwischenprodukte, wie Holzbeine. Für die Orthopädie sind sie zwar kaum zu gebrauchen, außer in wenigen Ausnahmen, aber für die Möbel sind sie wichtig! Ebenso wie Holzbretter, Holzstäbe, Holzbalken und natürlich das Holz selbst. Mit Stämmen kann man nicht sonderlich viel anfangen.“ Er hielt kurz inne, wie um seine Gedanken zu sortieren.
„Und Werkzeuge – nun, zum Glück können wir einige davon selbst herstellen und brauchen nur ein wenig Eisenklingen, Nägel und dergleichen. Aber wenn Ihr eine vollständige Liste wollt: Hammer, Axt, Säge und Feile müssen wir beim Schmied ordern, Hobel, Messer und Holzzwingen kriegen wir selbst hin … Genau wie Dreschflegel, Holzpaddel, Nadeln, Papiersiebe, Reusen, Sicheln – ich langweile Euch doch nicht?“ Ich schüttelte hastig den Kopf und ließ meine Feder heiß laufen. „Gut, des weiteren Scheren, Schlachtermesser, Ziegelformen, Angeln, Fleischklopfer und für die raueren Gesellen auch noch Keulen, rein zur Selbstverteidigung natürlich.“
Verstohlen massierte ich meine Hand. „Ich bin beeindruckt! Allein das wäre schon eine unfassbare Warenvielfalt, aber das ist ja noch längst nicht alles! Ich hörte, auch Fässer lägen im Repertoire der Schreiner?“
Er nickte. „Nicht nur Fässer, auch andere Behälter für Mensch und Vieh… Vieh… nun, da hat sich jetzt was geändert…“
„Inwiefern?“, hakte ich ein.
„Ich weiß nicht.“ Er zuckte mit den Schultern. „Irgendwie weiß keiner, wie die Tiere auf dem Gutshof in Zukunft versorgt werden sollen… sofern es denn bald wieder welche geben wird.“
„Dafür wird sich sicher eine Lösung finden, sobald die Ursachen für die Seuche gefunden sind.“, versuchte ich ihn zu beruhigen. „Mit welchen Produkten habt Ihr die Viehzüchter denn unterstützt?“
„Na, so Kleinigkeiten halt, wie Holzrechen, Futtertrog und Holztränke.“ Er seufzte und lächelte mich dann schief an. „Dafür brauchen wir jetzt wieder mehr Steinpfeile.“
„Für die Jäger, ja natürlich. Aber sagt, noch einmal kurz zum Hausbau – irre ich mich, oder steuert Ihr hier auch die Ziegel bei?“
„Ich selbst habe noch keine Ziegelsteine oder Dachziegel hergestellt.“, lenkte Jim ein. „Die Produktpalette ist einfach zu groß, um alles herstellen zu können.“
„Das glaube ich sofort. Sogar Schuhwerk erhält man beim Schreiner…“
Er winkte ab. „Ach, das ist einfach nur so ein Hobby, so eine kleine Schnitzerei halt, für die, die wirklich gut schnitzen können. Aber für die Gartenarbeit gibt es nichts Besseres!“
„Zu guter Letzt sicher noch die Weiden- und Essenskörbe, auch ein ganz wichtiger Faktor. Wenn ich mir diese lange, lange Liste noch einmal betrachte… das benötigte Werkzeug muss doch unglaublich aufwändig und teuer sein, oder?“
„Zusammenarbeit ist hier gefragt. Wenn ich alles Holz und alle Weide selbst holen wollte, käme ich kaum noch zum Schreinern selbst. Auch eine gute Zusammenarbeit mit dem Schmied ist wichtig.“, fügte er noch nachdrücklich hinzu.
„Würdet Ihr denn sagen, dass man von diesem Handwerk gut leben kann?“
Erneut hielt er kurz inne und legte den Kopf schief. „Nun, wenn man flexibel ist und zwischen den drei Bereichen wechseln kann, dann auf jeden Fall! Die Produktion muss sehr nachfrageorientiert erfolgen, allein schon, weil sehr viele Produkte sehr viel Platz im Gepäck benötigen.“
„Dann eine letzte Frage – was gefällt Euch an diesem Berufszweig am besten? Warum habt Ihr Euch dafür entschieden?“
Ein leises Lächeln stahl sich auf seine Lippen. „Ich bin im Dämmerwald aufgewachsen, hatte immer mit Holz zu tun, das prägt fürs Leben. Wie der Schreiner so schön sagt: Holz lebt…“
Ich kam nicht umhin zu bemerken, dass Jims Augenlider immer schwerer zu werden schienen, weswegen ich mich an dieser Stelle erhob und einen kleinen Knicks machte. „Vielen lieben Dank für diese Einsichten, werter Jim. Ich werde Euch nun nicht länger von Eurem Bett fernhalten.“
„Bett? Oh ja, wenn ich von meinem Beruf zu erzählen anfange, dann vergesse ich bisweilen sogar das Schlafen…“
Seine weiteren Worte gingen in Murmeln unter und so stahl ich mich leise in die Redaktion.

Meine lieben Leser, ich hoffe, diese Informationsfülle hat euch nicht erschlagen, aber wie sonst hätte man diesem Beruf gerecht werden können? Sicher sind die Anforderungen sehr hoch, der Einstieg nicht leicht, aber wer in seiner Tätigkeit die Abwechslung und Vielfältigkeit schätzt, ist als Tischler und Schreiner sicherlich sehr gut beraten!
In diesem Sinne eine schöne Woche,
Eure Liala

9
Nov

Der Steinbrecher

   Von: Liala in Berufs - Bilder

Geneigte Leser,

der dieswöchige Beruf zeichnet sich nicht nur durch harte körperliche Arbeit, sondern auch durch eine momentan nicht verkennbare Aktualität aus. Viele Trenter sind zur Zeit auf eben jenen Beruf angewiesen, um sich nach und nach ein stabiles Heim zu schaffen – den Steinbrecher.
Jeder weiß, dass es ihn gibt, doch wer von uns hat schon genauere Einblicke darüber, was jener weitab von Trent im Steinbruch alles macht? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, begab ich mich in dieser Woche für euch auf die Reise ins Adoragebirge.
Gut gewappnet mit festem Schuhwerk und robuster Kleidung war der Weg auch schnell geschafft und so hielt ich kurz inne, um den herrlichen Blick zu genießen. Solltet ihr schon länger nicht mehr im Adoragebirge gewesen sein, empfehle ich an dieser Stelle wärmstens einen Ausflug…
Nun denn, ich erreichte schließlich den Steinbruch, an welchem ich – nach meinen Informationen – auch die Felswand und damit hoffentlich fleißig arbeitende Steinbrecher finden würde.
Doch wie groß war meine Enttäuschung, als ich statt des Erwartenden nur eine völlig einsame Landschaft vorfand. Verlassen lag der Steinbruch vor mir, woraufhin ich mich erst einmal auf dem dortigen Steintisch niederließ und darüber nachdachte, wie ich unseren geschätzten Lesern nun etwas berichten sollte. Gedankenverloren durchstöberte ich meine Habseligkeiten, bis mein Blick sich an einer Hacke fing, die ich aus den tiefsten Tiefen meines Rucksacks hervorkramte.
Die Entscheidung war schnell gefallen – wenn ich hier keinen Steinbrecher fand, musste ich eben selbst zu einem werden!
Entschlossen packte ich die Hacke und näherte mich mit grimmigem Blick der Felswand. Zugegeben, ein paar mehr Versuche brauchte ich schon, aber bereits nach kurzer Zeit, die gefühlt jedoch wesentlich länger war, hatte ich es tatsächlich geschafft, einige ansehnliche Steine aus der Wand zu lösen.
Schnaufend hielt ich inne und erfrischte mich mit etwas Wasser. Eines konnte ich an dieser Stelle schonmal festhalten: Ohne die nötige Muskelkraft, Robustheit und Geschick im Umgang mit dem Stein ist es mehr als nur schwer, etwas Ordentliches zustande zu bringen!
Prüfend betrachtete ich die Steine vor mir. Irgendetwas musste damit doch noch zu machen sein… Ich kramte in meiner Erinnerung auf der Suche nach etwas mir Bekanntem aus Stein – und wurde auch prompt fündig! Mauersteine natürlich, die sah man doch momentan auf beinahe jeder Baustelle in Trent. Wie es der Zufall wollte fand ich nach einigen Versuchen dann auch das richtige Werkzeug, Hammer und Meißel sollten es sein.
Mutig geworden durch diesen unerwarteten Erfolg – ich hatte tatsächlich ein paar Mauersteinchen fertigen können – rückte ich sogleich den nächsten Steinen zuleibe und konnte schließlich noch eine Glasform, eine Flaschenform und eine Ringform mein Eigen nennen!
Erneut nahm ich mir eine kleine Auszeit. Das Steinbrecherhandwerk ist wahrlich nicht zu unterschätzen, man sollte in jedem Fall gute, kräftigende Nahrung mitnehmen.
Ich drehte ein wenig unschlüssig einen der letzten Steine in meiner Hand, was könnte man aus einem solchen wohl noch machen? Gedankenverloren biss ich in mein Steak und biss prompt auf etwas kleines, hartes. Ich betrachtete den Übeltäter genauer und… ein Stück Stein! Da dämmerte es mir – Steinpfeilspitzen, natürlich! Frohen Mutes machte ich mich erneut ans Werk, doch was soll ich berichten, mehr als ein paar kümmerliche Spitzen brachte ich nicht zustande, äußerst schön waren sie auch nicht anzusehen.
Ich packte mein Werkzeug schließlich wieder ein, durch die letzte Niederlage doch etwas gefrustet und war schon fast soweit, wieder den Heimweg anzutreten. Mein Blick fing sich noch einmal an all den Resten und dem einen, noch heilen Stein…
Ein wenig Austoben muss auch sein, dachte ich mir, zückte meinen Vorschlaghammer und sah mich nun in der angenehmen Situation wieder, nicht wirklich viel falsch machen zu können – kaputt ist kaputt.
Als ich den feinen Staub jedoch genauer beobachtete, wurde mir klar, dass sich hiermit auch die letzte Verwendungsmöglichkeit für Steine offenbart hatte: der Steinstaub. Auch dieser ist an vielen Baustellen vertreten und somit sicherlich auch ein wichtiges Produkt der fleißigen Steinbrecher.
Nun war ich, ich muss es zugeben, allerdings doch schon recht müde, wirklich hell war es auch nicht mehr, weswegen ich mich nun wirklich auf den Weg zurück in heimische Gefilde machte.
Mit letzter Kraft erreichte ich Trent, die Redaktion und den lebensrettenden Dunkelbohnentrank.

Werte Leser, während ich diese Zeilen nun aufschreibe, kitzelt mich immer noch der Steinstaub in der Nase, meine Augen tränen, meine Kleidung taugt allenfalls noch als Lumpen und die Sohlen meiner Schuhe sind voller winziger Steinchen, welche mich bei jedem Schritt an diesen beschwerlichen Tag erinnern.
Wenn ihr nichts gegen harte, körperliche Arbeit habt, euch das Alleinsein nicht stört und ihr einen Beruf mit Zukunft ergreifen wollt, dann könnte das Steinbrechen genau das Richtige für euch sein.
In diesem Sinne eine arbeitsame Woche,
Eure Liala

2
Nov

Der Schreiber

   Von: Liala in Berufs - Bilder

Geneigte Leser,

wieder einmal gilt es, einen ausgesuchten Beruf unserer Welt genauer zu betrachten – den Schreiber. Diese Bezeichnung mag zwar schon recht vielsagend sein, aber was genau machen sie, all die fleißigen Schreiberlinge unserer Welt? Um das herauszufinden, begab ich mich an den Ort, wo jene am häufigsten anzutreffen sind – den Marktplatz, genauer gesagt die dort aufgestellte Bank. Mit einem Dunkelbohnentrank ausgestattet ließ ich mich auf dieser nieder, betrachtete mein Umfeld und wartete, ob sich wohl jemand zu mir setzen würde.
Und tatsächlich, es dauerte nicht lange, als sich meine geschätzte Bekannte Chiva zu mir setzte.

„Seid mir gegrüßt, Lia. Ihr seid wohl nicht hier, um etwas niederschreiben zu lassen?“
Grinsend musste ich verneinen. „Chiva, seid mir willkommen. Nein, um ehrlich zu sein, hätte ich einige Fragen an Euch, sofern Eure Zeit es erlaubt.“ Sie gab meiner Bitte mit einem freundlichen Nicken statt.
„Sehr schön, ich danke Euch. Also Chiva, Ihr seid eine Schreiberin? Wie kam es dazu? Immerhin können nur die wenigsten in unseren Landen lesen und schreiben…“
„Wie es dazu kam? Oh das ist eine längere Geschichte.“, setzte sie an. „Ich hab es eigentlich einem Herrn zu verdanken, der Interesse hatte an meinen Seilerfähigkeiten und mir im Gegenzug das Schreiben beigebracht hat. Seitdem bin ich der Feder hier verfallen.“
Der Feder verfallen… Irgendwie kam mir das bekannt vor. „Würdet Ihr sagen, dass Euch gewisse körperliche Fähigkeiten dabei geholfen haben, diese Kunst zu meistern?“
Chiva legte die Stirn in Falten, als sie kurz nachdachte. „Also ein gewisses Maß an  Fingerfertigkeit ist unabdingbar. Überdies ist Klugheit wünschenswert, damit man auch sinnvolle Texte leserlich verfassen kann.“
„Das erscheint durchaus sinnvoll, ja…“, stimmte ich nickend zu. „Kommen wir zu den Produkten Eures Könnens, welcher Art sind denn die Schriftstücke, die Ihr für gewöhnlich verfasst?“
„Da meine Redegewandheit für den Trenter Boten nicht ausreicht…“ begann sie mit einem Schmunzeln, “ …habe ich vorwiegend mit theoretischen Anleitungen zu verschiedenen Berufen zu tun. Ich lausche den Meistern des jeweiligen Fachs, was sie Einsteigern empfehlen würden. Dann schreibe ich dieses in Notizen auf, um es schließlich als fertiges Talentblatt den Lernwilligen zu übergeben.“
Beeindruckt blickte ich sie an. „Dann seid Ihr also sozusagen Vermittlerin von Wissen… eine sehr noble Berufung! Werden Eure Dienste oft in Anspruch genommen? Zu Lernen gibt es sicher genug…“
Offenbar schmeichelte ihr das Kompliment, zumindest ließ ihr Lächeln darauf schließen.
„Danke, mir macht es auch wirklich viel Freude, aber das ist schwer zu beantworten. Es gibt immer wieder Leute, die sich gern theoretisch einen Grundstein legen, aber als vollwertiger Beruf lohnt es sich nicht. Eher als gut gepflegtes Hobby, würde ich sagen.“
„Das ist nun in der Tat schade…“, erwiderte ich bedauernd. „Aber wer weiß, vielleicht setzt sich der Drang nach Wissen irgendwann doch noch durch.“
„Ja, davon träumt jeder Schreiber hier.“, stimmte Chiva mir zu.
Ich warf einen kurzen Blick in meine Notizen. „Zur nächsten Frage – woher bezieht Ihr Eure Arbeitsmaterialien?“
„Nun, mein Papier beziehe ich meist von einer Kollegin, das Schreibzeug musste ich leider bisher immer von Jonny erwerben. Ich habe es aber munkeln gehört, dass nun auch andere es geschafft haben sollen, Tinte herzustellen.“
„Also benötigt Ihr lediglich Papier und Schreibzeug?“ Wieder fügte ich meinen Unterlagen ein paar Punkte hinzu. „Aber um noch einmal kurz auf den Lohn für Eure Mühen zurück zu kommen… Wenn man schon nicht vom Schreiben allein leben kann, wird es für Anfänger wohl kaum geeignet sein, oder?“
„Und die Bank nicht zu vergessen.“, ergänzte sie noch. „Im Stehen schreibt es sich sehr schlecht.“ Sie blickte nachdenklich ins Feuer. „Für Anfänger… Wenn ein Anfänger sich dafür interessiert, sehe ich da kein großes Problem. Man darf halt nur nicht zuviel erwarten…“
Ich nickte verstehend. „Dann hoffe ich, dass Neulinge sich diesen Rat zu Herzen nehmen. Ich danke Euch vielmals für Eure Zeit, werte Chiva.“ Mit einem Lächeln und einem Knicks erhob ich mich.
„Ach, nichts zu danken.“, winkte sie ab. „Das hab ich gern gemacht. Es ist interessant, mal auf der andern Seite der Feder zu sitzen.“
Wortreich verabschiedeten wir uns und gingen jeder unseres Weges, wobei meiner mich natürlich in die Redaktion führte.

Dem Beruf eines Schreibers für den Erwerb nachzugehen, mag nicht nur schwierig, sondern sogar beinahe unmöglich sein. Als Hobby jedoch – wie Chiva mir auch berichtete – sicherlich für einige durchaus empfehlenswert.
Und solltet Ihr einmal etwas schreiben wollen, was nicht unbedingt dem Mehren von Wissen gewidmet ist – der Bote freut sich jederzeit über Gastschreiber ;)
Ich wünsche Euch eine schöne Woche,
Eure Liala

26
Okt

Der Schneider

   Von: Liala in Berufs - Bilder

Geneigte Leser,

die Produkte der dieswöchigen Berufsgruppe hatte wohl ein jeder unter euch schon einmal in den Händen; oder, um es genauer zu sagen, am Leib. Richtig, heute werdet ihr etwas von den fleißigen Schneidern unserer Welt erfahren, die Nadel und Faden nie ruhen lassen, um uns täglich mit Kleidung zu versorgen.
Nachdem mich das eindringliche Betrachten meiner eigenen Bekleidung, Tunika und Rock, nicht recht weiter brachte beschloss ich, meine Nachforschungen doch in der üblichen Weise durchzuführen und lenkte meine Schritte in Richtung der Hallen des Wissens.
Mögen die dicken Mauern dieses Bauwerks im Sommer eine schöne Abwechslung zur drückenden Hitze in der Rest der Stadt bieten, wusste ich nun einen ersten Vorteil von Kleidung zu schätzen: sie schützt exzellent vor Kälte! Nichts desto Trotz ein wenig fröstelnd ließ ich mich an dem oft von mir genutzten Lesepult nieder und schlug das große Buch der Berufe auf, um zu sehen, was mir dieses wohl über den Schneider würde berichten können.
Wie bereits vermutet bestätigte sich, dass das Handwerkszeug des Nähers sich recht einfach gestaltet – mit Nadel und Garn vermag er fast alle seiner Produkte zu fertigen, worunter sich Kleidung, allerlei Textilien für das Haus und noch das ein oder andere mehr finden.
Nun wurde mir die durchdringende Kälte doch ein wenig zu viel und so legte ich das Buch mit klammen Fingern zurück ins Regal.
Am Marktplatz angekommen – wo sonst hätte ich einen Dunkelbohnentrank erstehen können – schlenderte ich zunächst ein wenig durch die Marktgasse, um mir all die schönen Dinge aus Stoff einmal genauer anzusehen. Ich empfand ein wenig Ehrfurcht angesichts der fein gearbeiteten Kleidungsstücke, es musste ein immenses Maß an Geduld und Genauigkeit erfordern, einem einzigen Produkt so lange die benötigte Aufmerksamkeit zu schenken. Ganz zu schweigen von den feinen und doch so gleichmäßigen Nähten… ich begab mich wieder aus der Gasse hinauf, hin zum etwas belebteren Teil des Marktes. Hier würde sich doch sicher ein Schneider finden, der mir Auskunft erteilen konnte.
Und in der Tat, ich brauchte auch nicht lange, bis ich die liebreizende Flummii fand, die sich bereit erklärte, die Näharbeit, an der sie gerade saß, für einige Momente zu unterbrechen.

„Also, werte Flummii, was hat Euch denn bewogen, Euch dem Schneiderhandwerk zu widmen? Es muss doch ein sehr schwieriger Beruf sein, und bestimmt nicht einfach zu meistern?“, fügte ich mit einem Blick auf das Gewirr aus Stoff und Garn auf ihrem Schoß hinzu.
„Ich finde die Arbeit sehr kreativ, weil es verschiedene Kleidungsstücke gibt. Außerdem ist es etwas, das jeder benötigt.“ Sie warf einen professionell abschätzenden Blick auf meine – zugegeben nicht mehr ganz neue – Kleidung.
„Oh ja, in der Tat.“, stimmte ich zu und zupfte ein wenig verlegen an meiner Tunika, an der ein Faden den günstigen Moment genutzt hatte, um sich zu lösen. Ich schob diese Betrachtung vorerst beiseite und räusperte mich. „Beginnen wir doch gleich mit der Vielfalt – welche Produkte fertigt Ihr?“
Sie machte eine ausladende Handbewegung. „Ich fertige Hemden, Hosen für die Herren und Tuniken und Röcke für die Damenwelt. Außerdem gibt es noch Stoffumhänge, Tuchbeutel und neuerdings Bettwäsche. Oh, natürlich auch gefärbte Kleidung.“, fügte sie noch eilig hinzu.
„Ich sehe schon, an potentiellen Kunden mangelt es Euch bei dieser breiten Palette nicht.“, und fügte mich selbst in Gedanken schon hinzu, während ich an einem Stück meines abgerissenen Rocksaums herumfingerte. „Was muss ein angehender Schneider denn an körperlichen Voraussetzungen mitbringen, abgesehen von Geduld?“
„Sehr viel Fingerfertigkeit, und klug muss man sein, damit die Ärmel am Ende auch gleich lang sind.“
Zustimmend nickte ich. „Ja, das finde ich auch immer wieder faszinierend! Wenn ich überlege, wenn ich so etwas schneidern müsste…“, und unterbrach mich, leicht errötend, schließlich selbst. „Verzeiht, zurück zum Thema. Welche Materialien benötigt Ihr und wie aufwändig ist es, an diese zu kommen?“
Flummiis unterdrücktes Grinsen wusste ich sehr zu schätzen. „Nun, erst einmal braucht man Nadel und Schere und dann sehr viel Wolle, die erst zu Garn gesponnen werden muss und dann zu Stoffrollen gewoben wird. Diese müssen dann noch zu Stoff zurecht geschnitten werden. Erst dann kann man ein Kleidungsstück nähen.“
„Aber das Weben ist nicht Aufgabe der Schneider, oder?“, fragte ich verblüfft.
Zögerlich nickte sie. „Ja, das stimmt, aber die meisten Schneider weben selbst, da die Rohstoffe sonst sehr teuer wären.“
„Verstehe, also wäre Weber ein passender Zweitberuf?“
Wieder nickte sie, dieses Mal deutlich nachdrücklicher. „Auf jeden Fall!“
Eifrig notierte ich und durchsuchte meine Aufzeichnungen nach der nächsten Frage. „Sagt, ist ein Hemd aufwändiger als eine Tunika? Eine Hose schwieriger zu fertigen als ein Rock? Oder hält es sich die Waage?“
Flummii schmunzelte leicht. „Der Unterschied ist nur in der Optik, damit die modebewusste Frau nicht in unförmigen Hemden und Hosen rumlaufen muss.“
Diesem Aspekt konnte ich aus ganzem Herzen zustimmen, wenngleich mir jenes etwas schwer wurde, als ich einen weiteren Faden aus meiner Oberbekleidung ziehen konnte.
„Gut, dann noch eine letzte Frage.“, setzte ich eilig an. „Ihr spracht vorhin die mitunter doch recht teuren Rohstoffe an – lohnt es sich dann überhaupt für Neulinge unserer Welt, das Schneiderhandwerk auszuüben? Oder sollte man sich erst einmal ein gewisses finanzielles Polster sichern?“
Sie ließ sich Zeit mit ihrer Antwort. „Nun… als Schneider verdient man nicht sehr viel Geld und die Investitionen in Rohstoffe sind sehr hoch. Für Anfänger würde ich es nicht empfehlen, außer sie fangen als Weber an und verkaufen erst einmal ihr Garn weiter. Schneidern kann man später immer noch.“
Mit einem ausladenden abschließenden Schwung meiner Schreibfeder riss der sprichwörtlich letzte Faden an meiner Tunika; lediglich durch ein schnelles Eingreifen konnte ich peinliche Enthüllungen vermeiden. Glücklicherweise befand ich mich ja an der richtigen Adresse. „Ich danke Euch vielmals für Eure Ausführungen, werte Flummii. Zu guter Letzt…“ Ich räusperte mich nervös. „Ihr hättet nicht zufällig einen Rock und eine Tunika fertig?“
Flink erlöste sie mich aus meiner Misere und überreichte mir das Gewünschte, was ich auch dankbar überstreifte.
Nachdem ich mich ausgiebig bedankt hatte, verabschiedeten wir uns voneinander; im Weggehen konnte ich noch sehen, dass Flummii sich bereits wieder ihrer Arbeit widmete. Beladen mit Notizzetteln fand ich mich schließlich in der Redaktion ein.

Das Schneiderhandwerk ist sicher nicht für jeden etwas, erfordert es doch gewisse Fähigkeiten, die sich teilweise nur schwer erlernen lassen. Aber vielleicht nimmt ja der ein oder andere von euch doch einmal die Nadel in die Hand, um sich einmal selbst im Nähen zu versuchen. Und sollte dies nicht funktionieren so lernt ihr dadurch immerhin die Arbeit eines gelernten Nähers zu schätzen – so wie ich, die Tunika hält noch immer und sitzt hervorragend!
Ich wünsche euch eine angenehme Woche,
eure Liala

19
Okt

Der Grobschmied

   Von: Liala in Berufs - Bilder

Geneigte Leser,

in der letzten Ausgabe konntet ihr etwas über den Feinschmied erfahren, jenen Meister seiner Kunst, der aus allerlei Metall die feinsten und kunstfertigsten Dinge erschaffen kann. Wie bereits angekündigt werde ich das Bild des Schmiedes in dieser Woche dahingehend vervollständigen, dass ich euch etwas über den Grobschmied berichten werde. Wer nun vielleicht meint, dieser Berufszweig sei einfacher als der letzte, mag sich schon bald getäuscht sehen. Auch der Grobschmied beschäftigt sich mit einer wahren Vielzahl von Dingen, wie ihr schon bald erfahren werdet.
Betrachtet man den Arbeitsplatz, unterscheiden sich die beiden Schmiede nicht sehr. Hat der Feinschmied seinen Amboss so stellt der Grobschmied sich für seine Arbeit an den Schweramboss, lediglich eine größere, robustere Ausgabe, die auch am gleichen Ort zu finden ist: an der Schmiede.
Der nächste Schritt jedoch, die Betrachtung der unterschiedlichen Waren, birgt schon die ersten deutlicheren Unterschiede. Um euch diese näher zu bringen, beschloss ich dieses Mal, die Informationen selbst beizusteuern.
Solltet ihr in Betracht ziehen, euch selbst einmal am Schweramboss betätigen zu wollen, gibt es einige körperliche Voraussetzungen, die unabdingbar sind. Nicht nur solltet Ihr über die nötige Muskelkraft verfügen (so ein Schmiedehammer kann schon einiges wiegen), auch eure körperliche Ausdauer spielt eine nicht zu verachtende Rolle. Spätestens, wenn ihr nach unzähligen Momenten immer noch auf euren Eisenbarren einhämmert, werdet ihr diese Fähigkeit zu schätzen wissen. Zu guter Letzt – und dennoch nicht weniger wichtig – ein gewisses Feingefühl in den Fingern. Wie auch in der Feinschmiederei bedarf es unbedingt diesen Gefühls, um dem Metall auch tatsächlich die gewünschte Form zu geben.
Mit diesen Fähigkeiten ausgestattet steht den ersten Versuchen nichts mehr im Wege. Besorgt euch einen Schmiedehammer – das am häufigsten gebrauchte Werkzeug des Feinschmiedes -, entsprechendes Material und vielleicht den ein oder anderen Wundverband. Gerade die ersten Versuche können sehr schmerzhaft sein, wenn man die Finger nicht rechtzeitig unter dem schweren Schlaggerät wegziehen kann.
Dann bleibt es ganz euch überlassen, welches Stück ihr als erstes anfertigen wollt. Die Palette ist breit – von diversen Werkzeugen über Zwischenprodukte bis hin zu Kochutensilien. So könnt ihr beispielsweise Eisenpfannen oder Hacken fertigen, beides häufig benötigte Gegenstände der Trenter Handwerker. Eine nette Abwechslung mag auch das Schmieden eines Hufeisens darstellen, auch, wenn diese bislang noch nicht in großer Stückzahl benötigt werden, so nimmt sie doch der oder andere gern als Glücksbringer. Wollt ihr euch die Küfer zu Freunden machen, so wagt euch an Fassreifen heran, mit ein wenig Übung sollte auch dies nicht allzu lange ein Problem darstellen. Für die Mutigen mag auch ein Kupferkessel eine Herausforderung sein, wenngleich man hier etwas vorsichtiger sein sollte, um das aufwändige Material nicht zu ruinieren. Die meisten dieser Dinge könnt ihr lediglich mit dem bereits erwähnten Schmiedehammer fertigen, ab und an mag aber auch eine Zange vonnöten sein.
Sollte dies noch nicht Abwechslung genug für euch sein, bleibt euch immer noch die Fertigung einer Feile, welche sich durch die unzähligen Vertiefungen in der Klinge sehr aufwändig gestaltet.
Zu guter Letzt seien noch die Eisenringe gesondert erwähnenswert, diese werden am Schmelzofen gefertigt. Auch hier ein dringender Rat – achtet auf Eure Finger! Ist gewöhnliches Eisen schon manchmal widerspenstig, so könnt ihr euch sicher vorstellen, was selbiges in geschmolzener Form anzurichten vermag.
Abgesehen von diesen vielleicht etwas trockenen Fakten ist das Grobschmiedehandwerk definitiv etwas für jeden, der sich in seinem Beruf nach Abwechslung und körperlicher Herausforderung sehnt. Werkzeuge sind stets gefragt, und wenn ihr einmal eine sichere Quelle für eure Materialien und vielleicht auch einige feste Kunden gefunden habt, steht eurem erfolgreichen Handwerk nichts mehr im Wege.
Ich wünsche euch eine angenehme Woche,
Eure Liala

12
Okt

Der Feinschmied

   Von: Lady Sharina in Berufs - Bilder

Geneigte Leser,

das nächste Berufsfeld, welches es vorzustellen gilt, ist eines, ohne das wohl kaum ein Arbeiter in unserer schönen Welt auskommen würde – den Schmied. So wichtig dieses Handwerk für uns ist, so umfangreich ist es auch, weswegen ich euch die vielfältigen Möglichkeiten, die die Schmiederei bietet, in zwei Etappen vorstellen möchte.
Heute soll dies der Feinschmied sein, ein wahrer Meister seines Fachs, der mit viel Gespür und höchster Präzision fast alles aus Metall herstellt, was ihr euch nur vorstellen könnt.
Um eine grobe Vorstellung davon zu bekommen, welche Einzelheiten es zu beachten gilt, begab ich mich nach langen Wochen wieder einmal in die so geschätzten Hallen des Wissens, deren angenehme Kühle mich umfing, sobald ich das große Portal passiert hatte.
Mein kleines Lesepult fand ich noch am alten Platz und ließ mich auch sogleich darauf nieder, das gewichtige Buch der Berufe aufschlagend.
Die erste wichtige Information, die ich diesem abringen konnte, bezog sich auf das Arbeitsumfeld des Feinschmiedes – die meisten seiner Arbeiten stellt er am Amboss her, welcher neben einigen anderen Werkstätten an der Schmiede zu finden ist.
Ich versuchte weiter, mich durch das umfangreiche Kapitel zu schlagen, musste aber bald aufgeben. So ein umfangreiches Handwerk wie das der Schmiede musste wohl doch durch Einzelheiten aus erster Hand beschrieben werden.
Ein wenig wehmütig ließ ich die Hallen des Wissens hinter mir und lenkte meine Schritte durch unser geliebtes Trent hindurch bis hin zur Schmiede, in der Hoffnung, hier einen Feinschmied bei der Arbeit anzutreffen. Nachdem meine Hoffnung leider enttäuscht wurde – sogar der Schmelzofen und der Schweramboss lagen verlassen da – begab ich mich nun doch wieder auf den Markt, wo ich auf einen alten Bekannten und seit neuestem auch Nachbarn traf: Jim der Siedler.
Ich berichtete ihm von meinen Recherchen und ihr könnt euch mein Erstaunen vorstellen, als er mir offenbarte, er sei nicht nur Fleischer (wie ihr in der letzten Ausgabe erfahren konntet), sondern auch noch Feinschmied!
Ich ließ diese Gelegenheit nicht ungenutzt und zog ihn direkt beiseite, wo wir uns am Rande des Marktes auf ein paar Holzkisten niederließen.

„Also Jim, vielen Dank für Eure Bereitschaft, meine Fragen zu beantworten. In dieser Woche möchte ich etwas über den Feinschmied erfahren… wie würdet Ihr das Arbeiten in diesem Beruf beschreiben?“
„Nun…“, holte er aus, „Feinschmieden ist schon eine Kunst! Es ist sehr vielseitig…“, fügte er noch mit einem Schulterzucken hinzu.
Meine Neugier war geweckt. „Und welcher Aspekte hat Euch dazu gebracht, diesem Handwerk nachzugehen? Was hat Euch daran gereizt?“
„Ach, das ist leicht zu beantworten.“, lacht er und lehnte sich dann verschwörerisch ein wenig nach vorne. „Ein guter Holzfäller, Schreiner und Handwerker braucht gutes Werkzeug. Und wie ich schon sagte, braucht ein guter Schlachter gute Schlachtermesser. Da ist es mit einem soliden Holzgriff nicht getan…“
Verstehend lächelte ich ihn an. „Und da habt Ihr das naheliegende getan und Euch für das Schmiedehandwerk entschieden. Da wären wir auch gleich bei meiner nächsten Frage: Was stellt ein Feinschmied so alles her? Die Möglichkeiten müssen immens sein!“
„Die Möglichkeiten sind in der Tat immens, und das erste was ich in dem Beruf lernen musste: man kann nicht immer alle Schmiedewaren mit sich führen… und es gibt immer wieder auch neue Gegenstände, die ich zum ersten Mal schmiede.“
Ich schmunzelte. „Also kann man da keineswegs von Routine sprechen?“
„Nein, das sicher nicht.“, erwiderte er mein Lächeln. „Nachdem der Hausbau beispielsweise nun bei vielen vorerst abgeschlosen ist – in dieser Zeit waren Vorhängeschlösser sehr gefragt – merken die Hausbesitzer jetzt, dass auch Freunde gerne einen Schlüssel besitzen würden. Also versuche ich nebenbei auch schon mal, einen Schlüsseldienst aufzumachen, natürlich unter strenger Aufsicht der Ratsherren.“
„Also fertigt Ihr Werkzeuge, Schlösser, Schlüssel… was sonst noch? Gebt unseren Lesern einen Einblick!“
Nachdenklich hob er die Augenbrauen. „Oh, da müsste ich erst selbst mal in meine Auftragsbücher schauen, es gibt einfach viele Sachen, die nur sehr selten geordert werden.“ Er legte kurz die Stirn in Falten. „Meine schönen Hufeisen beispielsweise haben noch nie jemanden interessiert. Dabei sollen sie doch soagr Glück bringen! Ich weiß nur noch nicht, wem… mir jedenfalls nicht. Dann gibt es noch Metallrohre, bei Glasern sehr gefragt, aber auch bei Wüstenbesuchern – warum auch immer.“ Er zuckte mit den Schultern. „Nach Nägeln und Zangen werde ich auch oft gefragt. Nägel sind zum Nageln da.“
Meine rechte Augenbraue schoss unwillkührlich in die Höhe.
„Nein, nicht was Ihr wieder denkt!“, beschwichtigte Jim, „Das Verbinden von Holz durch kleine Eisenstäbe nennt man auch Nageln. Aber das ist ein Handwerk für sich…“
Ich verkniff mir meinen Kommentar und wartete auf weitere Ausführungen Jims. „Und Nieten sind nicht nur Handwerker, die nicht nageln können…“, hob er wieder an, „… sondern werden benutzt, um bewegliche Eisenteile zu verbinden, die sich auch nach dem Verbinden noch drehen können sollen. Dann gibt es noch Scharniere, Riegel, Beschläge… aber wirklich alles aufzuzählen, würde hier wohl den Rahmen sprengen.“
Nickend stimmte ich ihm zu. „In Ordnung, fassen wir zusammen: Es gibt einfach unglaublich viel, was ein Feinschmied mit Metall und den entsprechenden Werkzeugen alles anstellen kann. Wie umfangreich ist denn Eure Ausrüstung?“
„Am wichtigsten ist der Hammer.“, demonstrierte er mir mit einem ausladenden Schwenken desselben. „Es gibt verschiedene Hämmer, die je nach Bedarf eingestzt werden können, vor allem aber den einfachen Hammer und den Schmiedehammer. Aber für Feinarbeiten spielen auch Zange und Feile eine gewisse Rolle!“
Nachenklich überflog ich meine Notizen. „Wenn ich mir das alles so anhöre… die Werkzeuge, der Aufwand, die Möglichkeiten… für einen Anfänger ist das warscheinlich alles ziemlich viel…“
„Dabei ist das gar nicht mal das Hauptproblem. Zur Zeit stellt die Versorgung mit Eisen für alle Schmiede ein großes Problem dar. Aber wir hoffen, das wieder in den Griff zu bekommen.“
„Das schafft Ihr bestimmt – ganz sicher! Dann vielen Dank für Eure Auskünfte, werter Herr Nachbar.“

Zurück in der Redaktion versuchte ich mich an einem Resumee. Der Beruf des Feinschmiedes ist sicher einer der komplexesten, die es in Simkea gibt. Sich darauf einzulassen, mag eine Weile dauern, aber vielleicht ist es ja gerade diese Abwechslung, die diesen Beruf von so vielen anderen abhebt. Ihr habt Lust darauf bekommen? Nur zu – langweilig wird euch dabei sicher nicht werden.
Eure Liala