9
Nov

Der Steinbrecher

   Posted by: Liala   in Berufs - Bilder

Geneigte Leser,

der dieswöchige Beruf zeichnet sich nicht nur durch harte körperliche Arbeit, sondern auch durch eine momentan nicht verkennbare Aktualität aus. Viele Trenter sind zur Zeit auf eben jenen Beruf angewiesen, um sich nach und nach ein stabiles Heim zu schaffen – den Steinbrecher.
Jeder weiß, dass es ihn gibt, doch wer von uns hat schon genauere Einblicke darüber, was jener weitab von Trent im Steinbruch alles macht? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, begab ich mich in dieser Woche für euch auf die Reise ins Adoragebirge.
Gut gewappnet mit festem Schuhwerk und robuster Kleidung war der Weg auch schnell geschafft und so hielt ich kurz inne, um den herrlichen Blick zu genießen. Solltet ihr schon länger nicht mehr im Adoragebirge gewesen sein, empfehle ich an dieser Stelle wärmstens einen Ausflug…
Nun denn, ich erreichte schließlich den Steinbruch, an welchem ich – nach meinen Informationen – auch die Felswand und damit hoffentlich fleißig arbeitende Steinbrecher finden würde.
Doch wie groß war meine Enttäuschung, als ich statt des Erwartenden nur eine völlig einsame Landschaft vorfand. Verlassen lag der Steinbruch vor mir, woraufhin ich mich erst einmal auf dem dortigen Steintisch niederließ und darüber nachdachte, wie ich unseren geschätzten Lesern nun etwas berichten sollte. Gedankenverloren durchstöberte ich meine Habseligkeiten, bis mein Blick sich an einer Hacke fing, die ich aus den tiefsten Tiefen meines Rucksacks hervorkramte.
Die Entscheidung war schnell gefallen – wenn ich hier keinen Steinbrecher fand, musste ich eben selbst zu einem werden!
Entschlossen packte ich die Hacke und näherte mich mit grimmigem Blick der Felswand. Zugegeben, ein paar mehr Versuche brauchte ich schon, aber bereits nach kurzer Zeit, die gefühlt jedoch wesentlich länger war, hatte ich es tatsächlich geschafft, einige ansehnliche Steine aus der Wand zu lösen.
Schnaufend hielt ich inne und erfrischte mich mit etwas Wasser. Eines konnte ich an dieser Stelle schonmal festhalten: Ohne die nötige Muskelkraft, Robustheit und Geschick im Umgang mit dem Stein ist es mehr als nur schwer, etwas Ordentliches zustande zu bringen!
Prüfend betrachtete ich die Steine vor mir. Irgendetwas musste damit doch noch zu machen sein… Ich kramte in meiner Erinnerung auf der Suche nach etwas mir Bekanntem aus Stein – und wurde auch prompt fündig! Mauersteine natürlich, die sah man doch momentan auf beinahe jeder Baustelle in Trent. Wie es der Zufall wollte fand ich nach einigen Versuchen dann auch das richtige Werkzeug, Hammer und Meißel sollten es sein.
Mutig geworden durch diesen unerwarteten Erfolg – ich hatte tatsächlich ein paar Mauersteinchen fertigen können – rückte ich sogleich den nächsten Steinen zuleibe und konnte schließlich noch eine Glasform, eine Flaschenform und eine Ringform mein Eigen nennen!
Erneut nahm ich mir eine kleine Auszeit. Das Steinbrecherhandwerk ist wahrlich nicht zu unterschätzen, man sollte in jedem Fall gute, kräftigende Nahrung mitnehmen.
Ich drehte ein wenig unschlüssig einen der letzten Steine in meiner Hand, was könnte man aus einem solchen wohl noch machen? Gedankenverloren biss ich in mein Steak und biss prompt auf etwas kleines, hartes. Ich betrachtete den Übeltäter genauer und… ein Stück Stein! Da dämmerte es mir – Steinpfeilspitzen, natürlich! Frohen Mutes machte ich mich erneut ans Werk, doch was soll ich berichten, mehr als ein paar kümmerliche Spitzen brachte ich nicht zustande, äußerst schön waren sie auch nicht anzusehen.
Ich packte mein Werkzeug schließlich wieder ein, durch die letzte Niederlage doch etwas gefrustet und war schon fast soweit, wieder den Heimweg anzutreten. Mein Blick fing sich noch einmal an all den Resten und dem einen, noch heilen Stein…
Ein wenig Austoben muss auch sein, dachte ich mir, zückte meinen Vorschlaghammer und sah mich nun in der angenehmen Situation wieder, nicht wirklich viel falsch machen zu können – kaputt ist kaputt.
Als ich den feinen Staub jedoch genauer beobachtete, wurde mir klar, dass sich hiermit auch die letzte Verwendungsmöglichkeit für Steine offenbart hatte: der Steinstaub. Auch dieser ist an vielen Baustellen vertreten und somit sicherlich auch ein wichtiges Produkt der fleißigen Steinbrecher.
Nun war ich, ich muss es zugeben, allerdings doch schon recht müde, wirklich hell war es auch nicht mehr, weswegen ich mich nun wirklich auf den Weg zurück in heimische Gefilde machte.
Mit letzter Kraft erreichte ich Trent, die Redaktion und den lebensrettenden Dunkelbohnentrank.

Werte Leser, während ich diese Zeilen nun aufschreibe, kitzelt mich immer noch der Steinstaub in der Nase, meine Augen tränen, meine Kleidung taugt allenfalls noch als Lumpen und die Sohlen meiner Schuhe sind voller winziger Steinchen, welche mich bei jedem Schritt an diesen beschwerlichen Tag erinnern.
Wenn ihr nichts gegen harte, körperliche Arbeit habt, euch das Alleinsein nicht stört und ihr einen Beruf mit Zukunft ergreifen wollt, dann könnte das Steinbrechen genau das Richtige für euch sein.
In diesem Sinne eine arbeitsame Woche,
Eure Liala

This entry was posted on Montag, November 9th, 2009 at 09:59 and is filed under Berufs - Bilder. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. Responses are currently closed, but you can trackback from your own site.

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