Geneigte Leser,
in der heutigen Ausgabe werde ich Euch den Beruf des Kürschners etwas näher bringen. Erste Assoziationen sind wohl häufig der unangenehme Geruch und der auch nicht gerade saubere Vorgang des Kürschnerns, doch wie bei jeder Tätigkeit steckt auch hier sicher etwas mehr dahinter.
Wie stets zog ich mich erst einmal in die Hallen des Wissens zurück, deren Kühle ich bei dem derzeitigen Wetter sehr zu schätzen wusste.
An altbekannter Stelle fand ich das Buch der Berufe, zog es aus dem Regal und ließ mich an einem Lesepult nieder.
Sogleich fand ich auch den Arbeitsort des Kürschners heraus, den Gerbrahmen, welcher bei der Weberei zu finden sei. Zur Verarbeitung dienen diesem Felle jeglicher Art, aus welchen er feines Leder und noch andere Dinge herstellen kann.
Zufrieden klappte ich das Buch wieder zu, mit diesen Informationen konnte die Suche nach Ausübenden dieses Berufes beginnen.
Zunächst begab ich mich zur Weberei, um dort einmal das Arbeitsgerät genauer in Augenschein zu nehmen. Beim Gerbrahmen handelt es sich um einen stabilen Rahmen aus starkem Eibenholz, dessen Rand mit Bohrungen versehen ist. Sicher kann man dort gut Felle spannen, um sie einigermaßen komfortabel bearbeiten zu können. Ein leichtes Naserümpfen konnte ich mir aber nicht verkneifen, schwer zu leugnen, dass hier verschiedenste Reste von den Häuten diverser Tiere getrennt werden.
Um diese Eindrücke reicher lenkte ich meine Schritte gen Marktplatz.
Dort angekommen stellte ich mich auf eine kleine Kiste und startete ein Gesuch nach einem Kürschner, woraufhin sich auch direkt Sally meldete.
Erfreut lief ich zu ihr. „Oh, wie fein. Sagt, werte Sally, hättet Ihr ein eventuell einen Moment Zeit für ein paar Fragen?“
Sie räusperte sich. „Ja, sicher!“
Ich zog uns eine kleine Kiste heran, auf welcher wir uns niederlassen konnten.
„Sehr gut, kommen wir gleich zur ersten Frage.“ Aufmunternd lächelt ich sie an. „Sicherlich haben die meisten eher negative Assoziationen mit dem Kürschnern, der Geruch, die Fleischreste… wie empfindet ihr dies?“
Sie erwiderte mein Lächeln. „Ja, am Anfang, so muss ich zugeben, war es nicht so leicht. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich auch immer eine kleine Klammer dabei für die Nase. Aber mit der Zeit habe ich mich daran gewöhnt und dieser Geruch gehört für mich inzwischen dazu.“
Interessiert lehnte ich mich vor. „Was braucht man denn noch, außer einem starken Magen, um ein erfolgreicher Kürschner werden zu können?“
„Erst einmal natürlich ein Fell, aber da ich meine Tiere selbst jage und zerlege ist die Beschaffung dieser für mich kein Problem. Dann benötigt man noch Salz, ein Messer, eine Bürste für Wolfsfelle und ganz viel Geduld. Denn besonders am Anfang geht doch ziemlich viel schief und ich habe damals viele Felle und auch viel Salz verloren.“
Eifrig notierte ich. „Das ist ja schon einmal einiges… sind diese Dinge schwer zu beschaffen? Und vor allem – sind sie auch für Neulinge in unserer Welt erschwinglich?“
Sally grübelte kurz. „Salz kann man sehr gut besorgen und auch die Felle kann man hier am Markt für ein paar Heller erstehen. Allerdings ist das Gerben doch sehr ausdauerintensiv. Und mit wenig Erfahrung hat man leider auch sehr viele Misserfolge.“ Sie hielt kurz inne, dann fügte sie etwas leiser hinzu. „Wie oft war ich selbst kurz davor, diesen Beruf aufzugeben…“
Ich hakte nach. „Aber dennoch etwas, was auch ein Anfänger mit Geduld bewältigen kann? Welche körperlichen Voraussetzungen sollte man denn erfüllen?“
Wieder lächelte sie mich an. „Genau Liala… ganz ganz viel Geduld. Sicherlich kann es auch ein Anfänger bewältigen, ich habs ja auch geschafft.“ Bei diesen Worten schmunzelte sie leicht. „Vorraussetzungen für eine erfolgreiche Laufbahn als Kürschner sind zum einen geschickte Finger, ein wacher Verstand und auch ein wenig Mut.“
Knicksend erhob ich mich. „Dann habt vielen Dank, werte Sally, für den Einblick, den Ihr unseren Lesern gewährt habt.“
„Gern geschehen, werte Liala.“
Mit diesen Worten trennten wir uns.
Eifrig trug ich schon einmal alles zusammen, was ich bisher erfahren hatte. Ein paar kleine Lücken sah ich noch, weswegen ich mich auf die Suche nach einem weiteren Kürschner machte.
Erneut wurde ich fündig, jedoch erst nach einiger Zeit, als ich mich schließlich wieder doch gen Weberei gewandt hatte: wie gerufen stand dort Mahar, gerade in ihre Arbeit am Gerbrahmen vertieft. Natürlich sprach ich sie sogleich an und begann, nachdem sie eingewilligt hatte, mit meinen Fragen.
„Werte Mahar, für viele mag das Kürschnerhandwerk nicht unbedingt das sein, was man sich unter einem Traumberuf vorstellt – wie kommt es, dass Ihr Euch dafür entschieden habt?“
„Also zu Beginn habe ich mich, wie fast jeder, aufs Sammeln und Fischen konzentriert! Aber das bringt ja nicht viel… Dann brauchte ich Schuhe und habe mir gedacht, *Ui, sind die aber teuer!*, und habe dann beschlossen, selbst welche herzustellen. Zwischenzeitlich dachte ich auch mal daran, Kleidung zu schneidern, aber davon gibt es ja auch genug.“
Ich blickte von meinen Notizen auf. „Also war die Kürschnerei bei Euch Beiwerk zum Ledern? Würdet Ihr dies als sinnvolle Kombination empfehlen?“
Mahar nickte bekräftigend. „Ja, auf jeden Fall! War bei mir eigentlich erst einmal Mittel zum Zweck. Ich denke, wer Leder verarbeiten will, sollte es auch selbst kürschnern beziehungsweise gerben können.“
Wieder fügte ich meiner Liste ein paar Punkte hinzu. „Welches sind denn die Endprodukte des Kürschnerns?“
„Beim Kürschnern erhalte ich fertige Felle, beim Gerben, welches ähnlich ist, eben die Lederhäute. Diese zerteile ich dann zu Streifen, um diese dann wieder zu Schuhen, Geldbeuteln, Rücksäcken oder Handschuhen zu verarbeiten.“
„Also doch recht vielfältig.“ nickte ich. „Eine letzte Frage, wie sind die Absatzmöglichkeiten in diesem Berufszweig derzeit?“
Sie dachte kurz nach, ehe sie antwortete. „Ich war zwar jetzt zwei Wochen nicht da, aber beklagen kann ich mich nicht! Es reicht um gut leben zu können, und mehr will ich persönlich auch gar nicht.“
Lächelnd knickste ich vor meiner Gesprächspartnerin. „Habt vielen Dank für die Auskunft, Mahar.“
„Vielen Dank werte Liala!“ erwiderte sie, woraufhin wir uns auch schon verabschiedeten.
Ich begab mich auf direktem Wege ins Redaktionsgebäude, um, wie jede Woche, alles Wissenswerte über den dieswöchigen Beruf zusammen zu tragen.
Ich hoffe, Ihr konntet ein paar neue Einsichten gewinnen und vielleicht hat ja sogar der ein oder andere nun einen Anreiz, sein Glück auch einmal im Kürschnern zu versuchen. Nur immer an die Nasenklammer denken!
In diesem Sinne eine erfolgreiche Woche,
Eure Liala