16
Nov

Der Tischler und Schreiner

   Posted by: Liala   in Berufs - Bilder

Geneigte Leser,

auch der dieswöchige Beruf dürfte die ein oder anderen ganz besonders interessieren, gehört diese Gruppe doch mit zu den aktuell sehr gefragten Lieferanten: die Tischler und Schreiner. Schon manch einer ließ sich für sein jüngst errichtetes Haus feinstes Mobiliar anfertigen, ganz zu schweigen von all den Balken und Brettern, die unseren Behausungen als stabiles Grundgerüst dienen.
Doch selbstverständlich ist der Beruf des Tischlers oder auch Schreiners noch weitaus vielfältiger, er fertigt alle Dinge aus Holz, die uns im täglichen Umgang begegnen. Was dies alles ist, und wie sie ihrer Arbeit nachgehen, all dies sollt ihr heute erfahren.

Um so ein umfangreiches Thema auch angemessen würdigen zu können, suchte ich zu meiner Unterstützung meinen hochgeschätzen Nachbarn, Jim den Siedler auf, der neben vielen anderen Handwerken auch das des Tischlern und Schreinern beherrscht. Zu diesem Zweck trafen wir uns am Markt auf einen Dunkelbohnentrank. Kaum dort angekommen entdeckte ich ihn auch schon, winkte ihm freudig zu und ließ mich neben ihm nieder.
„Danke Jim, dass Ihr die Zeit gefunden habt. Wie Ihr ja wisst, stelle ich in dieser Woche die Tischler und Schreiner vor… wohl einer der umfangreichsten Berufe, was meint Ihr?“
Er rieb sich ein wenig verschlafen die Augen, lächelte mich dann aber tapfer an. „Nun, eigentlich war ich gerade auf dem Weg ins Bett, aber wenn der Bote klingelt, steh ich natürlich gerne Rede und Antwort.“
Ich nuschelte eine Entschuldigung, die Jim mit einer Handbewegung unterbrach.
„Wirklich, kein Problem. Zu Eurer Frage: Ein Tischler muss schon früh aufstehen, aber das trifft ja für die meisten Handwerker zu.“
„Da habt Ihr wohl recht…“, bestätigte ich. „Beginnen wir am besten gleich mit den Produkten. Spontan fällt mir da das Mobiliar ein. Was fertigt ein Schreiner alles?“
„Nun, beispielsweise das, wovon ich gerade gesprochen habe: mein Bett.“ Ich nahm diesen Seitenhieb mit einem Nicken hin.
„Aber nicht, dass Ihr jetzt eine Bettgeschichte daraus macht, das wäre dann das Ressort Eurer Chefin…“ Erstaunt riss ich die Augen auf, konnte jedoch keine passende Antwort formulieren, ehe er schon weitersprach: „Also, Möbel… da gibt es auch noch Stühle und Tische, Holztüren – mein Meisterstück aber war eine große Truhe!“
Zwischenzeitlich hatte ich mich wieder gefasst. „Das kann ich mir denken! So viele verschiedene Einzelteile, die alle zu einer funktionalen Form zusammengefügt werden wollen. Aber sagt, all die Bretter und dergleichen – das stellt ihr auch alles selbst her, oder?“
Jim machte eine ausholende Geste. „Nun, da muss ich erst mal darauf hinweisen, dass zum Schreinern eigentlich drei Berufszweige gehören: die Zimmermannskunst, die Tischlerei und das Handwerk im allgemeinen.“
„Das muss ungeheuer vielfältige körperliche Fähigkeiten erfordern…“
„Oh ja, sicher!“, nickte er. „Ohne Körperkraft geht da gar nichts, aber damit ist es nicht lange nicht getan! Klugheit, Fingerfertigkeit, Gewandheit und eine gute Konstitution gehören schon auch dazu.“
Eifrig notierte ich. „Also kein Beruf für jedermann. Nun haben wir bereits die Möbel, die Rohstoffe für diese – welche Werkzeuge stellt ein Schreiner her?“
Jim bremste mich etwas. „So einfach geht das nicht. Es gibt auch noch Zwischenprodukte, wie Holzbeine. Für die Orthopädie sind sie zwar kaum zu gebrauchen, außer in wenigen Ausnahmen, aber für die Möbel sind sie wichtig! Ebenso wie Holzbretter, Holzstäbe, Holzbalken und natürlich das Holz selbst. Mit Stämmen kann man nicht sonderlich viel anfangen.“ Er hielt kurz inne, wie um seine Gedanken zu sortieren.
„Und Werkzeuge – nun, zum Glück können wir einige davon selbst herstellen und brauchen nur ein wenig Eisenklingen, Nägel und dergleichen. Aber wenn Ihr eine vollständige Liste wollt: Hammer, Axt, Säge und Feile müssen wir beim Schmied ordern, Hobel, Messer und Holzzwingen kriegen wir selbst hin … Genau wie Dreschflegel, Holzpaddel, Nadeln, Papiersiebe, Reusen, Sicheln – ich langweile Euch doch nicht?“ Ich schüttelte hastig den Kopf und ließ meine Feder heiß laufen. „Gut, des weiteren Scheren, Schlachtermesser, Ziegelformen, Angeln, Fleischklopfer und für die raueren Gesellen auch noch Keulen, rein zur Selbstverteidigung natürlich.“
Verstohlen massierte ich meine Hand. „Ich bin beeindruckt! Allein das wäre schon eine unfassbare Warenvielfalt, aber das ist ja noch längst nicht alles! Ich hörte, auch Fässer lägen im Repertoire der Schreiner?“
Er nickte. „Nicht nur Fässer, auch andere Behälter für Mensch und Vieh… Vieh… nun, da hat sich jetzt was geändert…“
„Inwiefern?“, hakte ich ein.
„Ich weiß nicht.“ Er zuckte mit den Schultern. „Irgendwie weiß keiner, wie die Tiere auf dem Gutshof in Zukunft versorgt werden sollen… sofern es denn bald wieder welche geben wird.“
„Dafür wird sich sicher eine Lösung finden, sobald die Ursachen für die Seuche gefunden sind.“, versuchte ich ihn zu beruhigen. „Mit welchen Produkten habt Ihr die Viehzüchter denn unterstützt?“
„Na, so Kleinigkeiten halt, wie Holzrechen, Futtertrog und Holztränke.“ Er seufzte und lächelte mich dann schief an. „Dafür brauchen wir jetzt wieder mehr Steinpfeile.“
„Für die Jäger, ja natürlich. Aber sagt, noch einmal kurz zum Hausbau – irre ich mich, oder steuert Ihr hier auch die Ziegel bei?“
„Ich selbst habe noch keine Ziegelsteine oder Dachziegel hergestellt.“, lenkte Jim ein. „Die Produktpalette ist einfach zu groß, um alles herstellen zu können.“
„Das glaube ich sofort. Sogar Schuhwerk erhält man beim Schreiner…“
Er winkte ab. „Ach, das ist einfach nur so ein Hobby, so eine kleine Schnitzerei halt, für die, die wirklich gut schnitzen können. Aber für die Gartenarbeit gibt es nichts Besseres!“
„Zu guter Letzt sicher noch die Weiden- und Essenskörbe, auch ein ganz wichtiger Faktor. Wenn ich mir diese lange, lange Liste noch einmal betrachte… das benötigte Werkzeug muss doch unglaublich aufwändig und teuer sein, oder?“
„Zusammenarbeit ist hier gefragt. Wenn ich alles Holz und alle Weide selbst holen wollte, käme ich kaum noch zum Schreinern selbst. Auch eine gute Zusammenarbeit mit dem Schmied ist wichtig.“, fügte er noch nachdrücklich hinzu.
„Würdet Ihr denn sagen, dass man von diesem Handwerk gut leben kann?“
Erneut hielt er kurz inne und legte den Kopf schief. „Nun, wenn man flexibel ist und zwischen den drei Bereichen wechseln kann, dann auf jeden Fall! Die Produktion muss sehr nachfrageorientiert erfolgen, allein schon, weil sehr viele Produkte sehr viel Platz im Gepäck benötigen.“
„Dann eine letzte Frage – was gefällt Euch an diesem Berufszweig am besten? Warum habt Ihr Euch dafür entschieden?“
Ein leises Lächeln stahl sich auf seine Lippen. „Ich bin im Dämmerwald aufgewachsen, hatte immer mit Holz zu tun, das prägt fürs Leben. Wie der Schreiner so schön sagt: Holz lebt…“
Ich kam nicht umhin zu bemerken, dass Jims Augenlider immer schwerer zu werden schienen, weswegen ich mich an dieser Stelle erhob und einen kleinen Knicks machte. „Vielen lieben Dank für diese Einsichten, werter Jim. Ich werde Euch nun nicht länger von Eurem Bett fernhalten.“
„Bett? Oh ja, wenn ich von meinem Beruf zu erzählen anfange, dann vergesse ich bisweilen sogar das Schlafen…“
Seine weiteren Worte gingen in Murmeln unter und so stahl ich mich leise in die Redaktion.

Meine lieben Leser, ich hoffe, diese Informationsfülle hat euch nicht erschlagen, aber wie sonst hätte man diesem Beruf gerecht werden können? Sicher sind die Anforderungen sehr hoch, der Einstieg nicht leicht, aber wer in seiner Tätigkeit die Abwechslung und Vielfältigkeit schätzt, ist als Tischler und Schreiner sicherlich sehr gut beraten!
In diesem Sinne eine schöne Woche,
Eure Liala

This entry was posted on Montag, November 16th, 2009 at 09:59 and is filed under Berufs - Bilder. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. Responses are currently closed, but you can trackback from your own site.

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