Klein gewachsen die Gestalt, die durch die Lande hoppelt, groß jedoch der Wille des kleinen Mauswiesels. Von seinem Mut, seiner Abenteuerlust sei hier berichtet. Davon, wie es mutig auszog, dorthin, wo noch kein Wiesel vor ihm war, danach trachtend zu erlangen, was kein anderer je erlangte.
Der Tag neigte sich dem Ende, sanft legte sich schon die Dämmerung auf das Land, als das kleine Mauswiesel eines Tages seinen Rucksack schulterte und hinauszog. Festen Schrittes zog er fort, vorbei an Rehen, Löwenzahn, Bäumen und Büschen, hinfort zu einem Ziel weit im Norden. Zum verschlossenen Eingang der Katakomben führten ihn die kleinen Schritte, entschlossen war sein Blick. Dort angekommen ließ das kleine Wiesel seinen Rucksack von den Schultern gleiten und kroch hinein. Gar erstaunliches förderte er zu Tage. Ein Bronzeblech, Garn, eine Tonschale, einen Zinnpott sowie einen Steinpfeil schichtete er zu einem kleinen Häufchen vor sich auf und schob den Rucksack dann unbeachtet zur Seite. In seinen kleinen runden Äuglein blitzte der Mut und die Entschlossenheit, als er das Blech, einem Panzer gleich, mit Garn an sich befestigte, die Tonschale wie einen Schild fasste und sich den Zinnpott auf den Kopf setzte. Beherzt griff er nach dem Pfeil und wog ihn wie abschätzend in der Hand. Einem Speer gleich fasste er den Pfeil und sein Blick glitt an dem schweren Eisentor, das den Zugang zu den Katakomben verschloss, entlang. Für nur einen kurzen Augenblick huschte ein leichtes Zittern durch den kleinen Körper, ob er es wagen sollte, sich blind hinein zu wagen in die Unheil verheißende Schwärze, die sich hinter dem schmiedeeisernen Tor ausbreitete. Nur kurz währte dieser Augenblick, denn wo in dem kleinen Körper vielleicht der Mut abhanden gekommen sein mochte, die Abenteuerlust und die Entdeckerfreude machten ihn wett. Und so schulterte das Mauswiesel den Speer, gab sich einen Ruck und zwängte den gepanzerten Leib durch die Gitterstäbe des verschlossenen Tores.
Undurchdringliche Dunkelheit empfing ihn und unbewußt packte das Mauswiesel Speer und Schild ein wenig fester. Zögerlich setzte er eine Pfote vor die andere, langsam sich vortastend, lauschend. Was war das? War da ein Geräusch gewesen? Das Mauswiesel blickte sich um. Nichts. Vorsichtig nahm er seinen Weg wieder auf, als er urplötzlich aufschrie und zurückprallte. Dort! Direkt vor ihm in der Finsternis leuchtete ein paar roter Augen feurig auf. Mauswiesel stolperte, so schnell ihn seine kleinen Beinchen tragen konnten, zurück und suchte sein Heil in der Flucht. Erst am Eisentor verharrte er, das Herz, von Furcht erfüllt, schlug ihm bis zum Hals. Lauschend stellte er die Ohren auf, ob das Scharren und Kratzen von vielen Beinen über den kalten Stein der Katakomben zu hören sei. Doch kein Laut drang zu ihm. Wie lauernd breitete sich die dunkle Stille vor ihm aus. Unschlüssig überlegte er, ob ihm seine durch die Furcht an diesem unheimlichen Ort beseelte Fantasie nur einen Streich gespielt haben mochte. Das kleine Mauswiesel versuchte tapfer sich an diesen Gedanken zu klammern und stand auf, den Speer fest in der Hand. Vorsichtig spähend tat es Schritt für Schritt zurück in die Finsternis, lauschend. Da war es wieder! Seine Fantasie hatte ihm keinen Streich gespielt. Wie das Scharrende Tippeln von abertausenden Beinchen drangen Geräusche zu ihm. Das Fell unter der Rüstung stellte sich auf. Doch noch einmal würde sich das kleine Wiesel nicht von seiner Furcht übermannen lassen. Vorsichtig näherte es sich den kratzenden Geräuschen. Seine Augen hatten sich inzwischen an die Finsternis gewöhnt. So konnte er sehen, was sich dort, nur halb verborgen, hinter einer Wegbiegung lauerte und musste sich eingestehen, dass es seine schlimmsten Befürchtungen überstieg. Lange, behaarte Beine trugen einen massigen Körper, an dessen Ende sich ein scheinbar zu kleiner Kopf zu befinden schien, aus dem feurige Augen hungrig hinaus starrten in die Finsternis. Noch hatte die riesige, aggressive Mutterspinne das kleine Pelztierchen nicht entdeckt und das Mauswiesel war fest entschlossen, dass es auch so blieb. Ganz langsam, den Blick fest auf das Monster gerichtet, drückte er sich vorsichtig an der Wand entlang. Fast meinte er, die Spinne müsse sein laut schlagendes Herz hören können, doch etwas schien das Tier abzulenken. Ein Scharren aus einem der unzähligen, die Katakomben durchziehenden Gänge. Schnell huschte das Mauswiesel weiter doch dann stutzte es. Ein Scharren?

(voller Spannung dürfen sich die Leser auf den zweiten Teil des Abenteuers des kleinen Mauswiesels in der nächsten Woche freuen. Was verbrigt sich hinter dem Scharren? Wird die Spinne doch noch das Wiesel erwischen? Wird Segnung ihr Heil in der Flucht suchen, wenn das Mauswiesel doch noch einmal vor ihr steht? In der nächsten Woche werden es die Leser erfahren können….)

This entry was posted on Montag, Mai 24th, 2010 at 09:59 and is filed under Geschichten, Gedichte und Musikalisches. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. Responses are currently closed, but you can trackback from your own site.

2 comments so far

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[…] Recke dort unten erlebte. Zu viel, um es in einem Pergamentfragment zu beschreiben, daher sei seine Geschichte an anderer Stelle in diesem Blatte […]

Mai 24th, 2010 at 10:11
 2 

[…] Teil1 hier […]

Mai 31st, 2010 at 10:03