Geneigte Leser,
gerade in der kalten Jahreszeit dürften die Produkte unseres heutigen Berufs reißenden Absatz finden. Zwar nicht unbedingt beim Endkunden, doch all die fleißigen Schneider, die euch mit Nahrung einkleiden, sind auf seine Waren angewiesen. Ihr ahnt es schon – es geht um den Weber.
Dieser fleißige Handwerker versteht es wie kein zweiter, einzelne Fasern zu feinsten Stoffen zu verweben, die dann ganz Simkea kleiden – vom Herumtreiber bis zum angesehenen Stadtbürger.
Doch wie genau arbeiten sie? Worin liegt die Kunst des Webens? Um diesen, und natürlich noch mehr Fragen auf den Grund zu gehen, habe ich mich für Euch wieder einmal auf die Suche begeben.
Die Erfahrung lehrte mich bereits oft, dass, gerade abends, ein Großteil des simkeanischen Volkes am Marktplatz anzutreffen ist, weswegen dies meine erste Anlaufstelle war. Es war zwar ein wenig schwierig, sich durch die versammelten Massen zu kämpfen, doch bereits nach meinem zweiten, verzweifelten Ruf meldete sich Nicol Bolas zu Wort.
„Für den Boten?“, fragte er, was ich eifrig nickend bejahte. „Hm, ein paar Minuten hätte ich wohl für Euch, werte Liala.“
Meine Freude war kaum zu bremsen und so schnappte ich mir diesen Auskunftswilligen, um mich mit ihm auf einer Bank nieder zu lassen.
„Das wäre wirklich überaus freundlich von Euch, werter Herr Bolas.“ Ich ordnete meine Unterlagen. „Dann beginne ich gleich… warum habt Ihr Euch entschlossen, Weber zu werden?“
Entschuldigend zuckte er mit den Schultern. „Eigentlich ein wenig aus der Not heraus – ich brauchte Garn für Schuhe und Kleidung, und am Markt war es zu teuer… also hab ich’s selbst hergestellt.“
„Also aus der Not geboren…“, notierte ich. „Bereut Ihr es manchmal oder konntet Ihr inzwischen in der Weberei auch mehr entdecken als den bloßen Nutzen?“
Doch auch dies musste er verneinen, ob das gegen die Weberei spricht?
„Nein, es ist immer noch eher eine Notwendigkeit, denn eine Berufung für mich.“
„Ah, ich verstehe… kommen wir doch zum Nutzen – welche Waren stellt Ihr her?“ Fragend blickte ich ihn an.
„Das ist recht übersichtlich.“ gestand er zu. „Feinstes Garn sowie Stoffbahnen als Grundlage für die Schneider.“
Schmunzelnd blicke ich Nicol an. „Dann verliert Ihr vor lauter verschiedenen Abläufen wenigstens nicht die Übersicht.“ Ich warf erneut einen kurzen Blick auf meine Notizen. „Wo stellt Ihr Eure Produkte her, und womit? Mit bloßen Händen ist dies sicher nicht möglich…“
„Oh nein“, bestätigte er meine Worte, „dafür hat der Rat in der alten Weberei ein Spinnrad aufgestellt, und der Webstuhl dort leistet ebenfalls gute Dienste.“
Ich muss gestehen, die Weberei habe ich noch nicht allzu oft aufgesucht, woraus sich auch direkt die nächste Frage ergab. „Worin liegt denn der Unterschied zwischen beiden? “
Glücklicherweise überging er meine Unwissenheit. „Nun, zunächst müsst Ihr Garn herstellen. Dazu wird wahlweise Baum- oder Schafwolle gesponnen – eine recht anspruchsvolle Arbeit, die geschickte Hände erfordert.“
„Und das geschieht am Spinnrad?“
„Richtig.“, nickte er. „Alsdann könnt Ihr das Garn in den Webstuhl spannen, und Reihe für Reihe zu einer langen Bahn weben.“
„Und so entsteht dann der Stoff…“ Meine Feder flog wie von selbst über das Papier. „Welche körperlichen Voraussetzungen sollte ein angehender Weber mitbringen?“
„Wie ich bereits erwähnte – geschickte Hände sind bei dieser Arbeit unerlässlich … und ein wenig Geschick beim Umgang mit den Rohstoffen. Rohe Kräfte helfen hier nur wenig.“
„Gut, noch eine kurze Frage dazu: Ihr sagt also, die vom Rat aufgestellten Geräte reichen aus, man braucht also kein zusätzliches Werkzeug?“
„Nun…“ Er legte nachdenklich die Stirn in Falten. „Vielleicht wäre ein großer Tisch zum Zuschneiden noch hilfreich, aber darüber würden sich eher die Schneider freuen – als Weber bin ich recht zufrieden mit der Arbeit des Rates.“
Ich nickte zustimmend. „Sehr schön. Wie empfindet Ihr die Absatzmöglichkeiten derzeit?“
„Oh – die sind recht gut.“, räumte er ein. „Das Auftauchen der Schnupfenwelle hat viele Bürger veranlasst, sich bessere, neue Kleidung zuzulegen … ich kann mich also nicht beklagen.“
Ich lächelte ihm zu. „Sehr schön, das freut mich für Euch. Dann vielleicht noch eine letzte Frage – ist das Weberhandwerk auch für Neulinge geeignet?“
„Ja, ich finde es recht gut geeignet – man benötigt nur Fleiß, und keinerlei teure Werkzeuge. Mit dem Schließen der Viehställe ist das Angebot an Wolle zwar stark gesunken, nichts desto trotz ist Baumwolle noch ausreichend am Markt vorhanden, so daß hier keine Engpässe zu erwarten sind.“
Mit einem Lächeln und einem Knicks verabschiedeten wir uns voneinander, worauf mein üblicher Gang in die Redaktion folgte, um die gesammelten Informationen zusammen zu tragen. Ich muss sagen, es fiel mir dieses Mal deutlich leichter – ob das an den neuen Federn der Botenredakteure liegen mag?
Zum Weberhandwerk lässt sich sagen, dass es vielleicht nicht unbedingt zu den abwechslungsreichsten gehört, doch die Möglichkeiten sind nicht zu unterschätzen. Stoff wird immer gebraucht, ebenso wie Garn, hält es doch alle möglichen Dinge unserer Welt zusammen. Vielleicht könnt ihr euch ja auch einmal die ein oder andere Stunde an der Weberei gönnen. Wer weiß – möglicherweise findet ihr dort mehr als schlichte Notwendigkeit.
Ich wünsche euch eine erfolgreiche Woche,
Eure Liala