Sir Dellard - Gewinner des TSDSG

Sir Dellard - Modekönig

Meine verehrten Leserinnen und Leser,

wie in der letzten Ausgabe angekündigt, empfing ich in unseren Redaktionshallen den von Euch gewählten Modekönig Sir Dellard.
Ich hatte den Schmied zur zwölften Stunde eingeladen und wartete gespannt. Es klopfte und ich erstarrte für einen Moment. Seine große Erscheinung allein wäre schon imposant genug gewesen, doch als er sich, seine Drachenflügel und seinen großen, metallisch klappernden Rucksack nun vollständig durch unsere schmale Eingangspforte gezwängt hatte, fühle ich mich plötzlich sehr klein.

Ich blickte zu ihm empor, um ihn zu begrüßen: „Willkommen in der Redaktion, Sir Dellard. Der Trenter Bote möchte Euch zunächst herzlich zu Eurem Sieg gratulieren. Er nickte und nahm lächelnd seinen Preis, einen besonders großen Fellumhang, entgegen. „Erst einmal danke ich für die Glückwünsche und auch ein Dankeschön an alle Wähler.“
Ich bat ihn, sich doch zu setzen und servierte ihm einen leckeren Honigwein, der ihm hoffentlich die Zunge lockern und so einige modische Geheimnisse entlocken könnte. Den Tipp hatte ich von Liala, unserer Interview-Expertin, bekommen.
„Sir Dellard, was bewegte Euch überhaupt dazu, am TSDSG teilzunehmen?
, begonn ich erwartungsvoll die Fragerunde. Er schüttelte leicht sein rabenschwarzes Haar, legte seinen ebenso schwarzen Umhang ab, setzte sich und antwortete mir: „Ich sah, dass noch kein Mann teilgenommen hat und fühlte mich berufen, hier mitzumachen. Außerdem konnte ich so meinen selbst hergestellten Schmuck und eure wunderbaren Kleidungsstücke präsentieren.“ Er lächelte mich schelmisch an. Verlegen nuschelte ich leisen Protest. Er fuhr ungerührt fort: „Meinen grandiosen Körper wollte ich dabei ebenso zur Schau stellen… nein, nun übertreibe ich.“ Er lachte selbstsicher über seinen Scherz und ließ mich wiederum erröten.

Ich überging diesen peinlichen Moment und fragte: „Was denkt Ihr, warum seid Ihr der einzige Mann im Wettbewerb gewesen, sind Eure Geschlechtsgenossen etwa feige oder desinteressiert? „Ich vermute ja, dass alle anderen Geschlechtsgenossen von dem großartigem Aufgebot der Frauen und Blumenwesen beeindruckt waren und da keine Chance mehr sahen.“, antwortete er in gewohnt charmanter Art. „Außerdem denke ich, dass vielleicht das Interesse an Männermode erst erweckt werden muss.“ Ich nickte verständnisvoll und dachte an meine Arbeit als Schneiderin, bei der ich deutlich mehr  Kundinnen als Kunden betreute. Anscheinend ist es vielen Herren nicht so wichtig, wie sie sich kleiden. Und doch, es gibt anscheinend Ausnahmen…Ich wischte diese Gedanken beiseite.

„Sir Dellard, warum konntet Ihr die Leser für Euch gewinnen? Was denkt Ihr über die Ergebnisse der Wahl?
Er bleckte die beeindruckend weißen, scharfen Zähne und grinste. „Gute Frage…“ lobte er mich. „Ich glaube, dass es zum einen daran lag, dass ich der einzige Vertreter des starken Geschlechts war und somit eine große Zielgruppe ansprach. Das Ergebnis war natürlich knapp und die Wahl sehr spannend…ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Sally. Doch am Schluss bin ich glücklich, gewonnen zu haben.“ Er schaute mich stolz an und legte nachdenklich den Kopf schief. Nach einer Weile fügte er hinzu: „Ich hatte herausragende Konkurrenz. Alle haben sich sehr schick gemacht; jeder hätte den Sieg verdient gehabt.“ Er nickte bekräftigend bei diesen Worten.

In diesem Rock gewann Sir D. den Wettstreit

In diesem Rock gewann Sir D. den Wettstreit

Ich blätterte in meinem Notizbuch die nächste Seite auf und fragte ihn neugierig: „Ihr habt im Männerrock gewinnen können. Denkt Ihr, dass dies ein zukunftsträchtiger Trend ist?“ Er schien froh zu sein, darauf angesprochen zu werden und ließ sich mit der Antwort genüsslich Zeit. Die folgenden Worte sprach er mit aus tiefster Überzeugung und wohlüberlegt. „Ich finde, dass auch wir Männer Röcke tragen dürfen. Wir haben auch schöne Beine.“ Er zögerte kurz und fügte leise hinzu: „Ob meine mit Schuppen besetzten Beine ebenfalls schön sind, ist sicher Ansichtssache…“ Nun schien er sich etwas unbehaglich zu fühlen, er schaute zu Boden.
„Aber anscheinend waren sie attraktiv genug.
Mir schien es, als würde er bei diesen Worten seine Selbstsicherheit wiederfinden. Mit kräftiger Stimme sprach er weiter:  „Ob die Männerrock-Mode Zukunft hat? Auf jeden Fall, ich sah nun schon andere Männer in Röcken herumlaufen und sie trugen sie mit Stolz.“ Ich bestätigte seine Beobachtungen, auch ich sah bereits mehrfach Herren in Röcken durch Trent wandeln.

Nun wollte ich noch auf sein ungewöhnliches Siegeroutfit zu sprechen kommen.  „Sir Dellard, was ist Euer derzeitiger Kleidungsstil und was macht ihn so besonders?„Hmmm...„, er stütze grübeln den Kopf auf seiner Faust ab und dachte eine Weile nach. „Ich würde meinen Kleidungsstil als einfach und elegant bezeichnen. Natürlich sticht der Rock, der noch ein ungewohnter Anblick ist, heraus. Ich versuche mich in den Farben des Feuers und der Kohle zu kleiden. Ich hätte für den Wettbewerb gerne noch einen Rock aus Schafsfell gehabt. Dieser stünde dann für meine Unschuld.“ Ich musste unwillkürlich lachen. Offenbar hatte Sir Dellard dies jedoch nicht so spaßig gemeint, denn nun blickte er mich verwundert an. Hastig fuhr ich fort, um der unangenehmen Stille, die nun notgedrungen eintreten musste, zu entgehen.

„Auf welche Kleidungs- oder Schmuckstücke darf man derzeit nicht verzichten? Er spielte gedankenverloren mit dem schweren Hammer, der an seinem Werkzeuggürtel hing. „Ich denke, da es hierzulande noch keine Unterwäsche gibt, sollte man auf eine Hose, einen Rock sowie auf Oberbekleidung nicht verzichten, da es zu peinlichen Momenten führen kann. Schmuck, egal welcher Art, sollte bei jedem eine Rolle spielen, der seinen Reichtum zum Vorschein bringen will.“ Eifrig notierte ich auch diese Aussage in meinem Notizbuch.

Unser Gespräch näherte sich dem Ende.„Wir kommen nun zur letzten Frage dieses Interviews. Was möchtet Ihr den Lesern abschließend noch mit auf den Weg geben? Er richtete sich zur vollen Größe auf und drehte sich zum Gehen. Perplex schaute ich ihm nach. Wollte er mich nun einfach stehen lassen? An der Tür angekommen, winkte er mir kurz zum Abschied zu und rief, während er verschwand: „Pelz ist Mord!“

In der nächsten Ausgabe werde ich Euch, werten Leserinnen und Lesern, die wüstentauglichsten Gewandungen vorstellen. Vielleicht werde ich sogar einen Überlebenden der Wüstenexpedition dazu befragen können…

This entry was posted on Montag, August 24th, 2009 at 09:59 and is filed under Schlagzeilen. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. Both comments and pings are currently closed.

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