6
Jul

Der Erzgießer

   Posted by: Lady Sharina   in Berufs - Bilder

Geneigte Leser,

eine neue Woche, ein neuer Beruf. Dieses Mal ist dieser jedoch nicht ganz so mysteriös, es handelt sich um den Erzgießer, sozusagen die rechte, oder manchmal auch linke Hand des Bergmannes. Zwar mögen einige beide Berufe zugleich ausführen, doch auch der Erzgießer ist es wert, dass man ihn einzeln beleuchtet.
In den Hallen des Wissens zog ich zielstrebig das mir schon vertraute Buch aus dem Regal und öffnete es beim Buchstaben ‚E‘, um mir ein paar grundlegende Informationen zu besorgen.
Die Aufgabe eines Gießers ist es demnach, den im Gebirge gewonnenen Erzen eine weiterverarbeitbare Form zu geben, also sie zu schmelzen und zu Barren zu gießen.
Damit fühlte ich mich soweit gewappnet, meine Recherchen unter den Bewohnern Trents fortzusetzen, um ein paar Details aus erster Hand zu erfahren.

Wie so oft wählte ich als erste Anlaufstelle den Marktplatz. Auf meine Frage, ob ein Erzgießer anwesend sei, meldete sich auch sogleich jemand: Balyndis. Ich konnte mein Glück kaum fassen und nahm sie sogleich beiseite, um eine erste Meinung zu hören.
„Werte Balyndis, erzählt mir doch bitte kurz, wieso Ihr euch dazu entschieden habt, der Erzgießerei nachzugehen.“
Sie grübelte kurz. „Puh… das ist eine gute Frage. Ich bin kein Bergmann und das Gebirge ist auch keine Umgebung für mich. Aber hier in der Stadt am heißen Schmelzofen zu stehenn – das ist schon eher etwas für mich.“
Eifrig notierte ich. „Ah, Ihr übt diese Arbeit also am Ofen aus. Was benötigt man denn alles für dieses Handwerk, abgesehen vom Erz natürlich?“
„Der Ofen verfügt schon über die entsprechenden Formen zum Gießen, also braucht man nur noch Feuerholz oder auch Kohle und geschickte Hände, um es zu entfachen.“ Sie hielt kurz inne. „Mit Kohle zu entfachen ist jedoch etwas schwieriger. Da benötigt man noch trockenes Stroh zum Entzünden.“
Ich nickte zustimmend. „Geschickte Hände sind da sicher von Vorteil, ja. Welche körperlichen Voraussetzungen sollte man denn noch mitbringen, um in diesem Zweig erfolgreich arbeiten zu können?“
„Starke arme, ein gutes Auge und genügend Puste.“, schmunzelte sie.
„Was mich noch interessieren würde – habt Ihr Schwierigkeiten, an Rohstoffe zu kommen oder sind diese ausreichend verfügbar?“
Entschuldigend zuckte sie mit den Schultern. „Zur Verfügbarkeit kann ich leider wenig sagen, da ich die Erzgießerei eher als Hobby betreibe. Wenn ich Erze benötige, komme ihc immer recht schnell daran, da einige Bergmänner gute Freunde von mir sind.“
Lächelnd machte ich mir ein paar Notizen. „Also ist es schon ratsam, gute Kontakte zu zuverlässigen Lieferanten zu pflegen?“
Balyndis erwiderte mein Lächeln. „Das auf jeden Fall!“
„Gut, dann eine letzte Frage, so Ihr erlaubt: Würdet Ihr das Erzgießen auch Anfängern empfehlen oder sollte man besser etwas an Erfahrung mitbringen?
„Für mich war es damals als Anfänger eine gute Erfahrung, weil es nicht soviel Kraft kostet. Man lernt zwar nicht so schnell, aber ich selbst bin inzwischen schon sehr gut darin. Also ja,  ich denke schon, dass auch Anfänger diesen Beruf ausüben können.“
Ich erhob mich und knickste zur Verabschiedung. „Habt vielen Dank für die Auskunft.“

Gerade überlegte ich, wen ich noch um eine Meinung bitten konnte, als mir auch ein weiteres bekanntes Gesicht über den Weg lief – seppo. Ich glaubte zu wissen, dass er der Erzgießerei ebenfalls mächtig war und erhielt auf mein Nachfragen auch eine positive Antwort. Wir ließen uns auf ein paar achtlos abgelegten Kisten nieder, mit meinem Notizbuch auf dem Schoß begann ich mit meinen Fragen.
„Nun seppo, wieso habt Ihr euch entschieden, Erzgießer zu werden? Seid Ihr mit dieser Wahl immer noch zufrieden?“
„Bei mir war es eher eine Notwendigkeit, da ich nun mal auch Bergbauer bin… und um dann alles weitere zu produzieren, sprich Werkzeuge, Schmuck und sonstige Metallerzeugnisse, muss ich eben Erze gießen oder die Metalle teurer kaufen. Daher würde ich mich streng genommen nicht als ‚Erzgießer‘ bezeichnen, aber nun gut. Es macht Spaß und ich würde dies als Nebenbeschäftigung jederzeit wieder wählen. Es bringt alles zum Leben Nötige mit sich!“
Interessiert blickte ich auf. „Wie würdet Ihr denn das zum Leben Notwendige definieren?“
Nachdenklich legte er den Kopf schief. „Nun, auf alle Fälle ein gerechtes Auskommen, und wir reden hier nicht von Kreuzern, einiges an Erfahrung, um die eigenen Waren selbstständig fertigen zu können und natürlich genügend Zeit für Gespräche auf dem Markt, die ein oder andere Aufgabe und meine Freunde!“
Lächelnd nickte ich. „Schön, dass Eure Wahl Euch dies ermöglicht. Um noch einmal auf Eure vorige Antwort zurück zu kommen, würdet Ihr Neulingen in dem Gebiet empfehlen, noch andere Berufszweige parallel auszuüben oder kann man sich auch allein mit der Gießerei über Wasser halten?“
„Das würde ich in der Tat! Allerdings ist es sicher auch möglich, mit nicht solcher Mannigfaltigkeit durch Simkea zu gehen und das in meinen Augen Beste am Leben hier zu erfahren – die Abwechslung ohne Verzicht auf das Gegebene!“ Grinsend zwinkerte er mir zu.
„Definitiv ein Gedanke wert.“, erwiderte ich schmunzelnd. „Ist die Schwierigkeit denn bei allen Erzen gleich oder verhalten sich manche Metalle widerspenstiger als andere?“
„Die Erze an sich sind gleich, doch braucht man mehr Aufwand, um an bestimmte Metalle zu gelangen. Daher bekommt man auch nicht allzu schnell Erfahrung und bezahlt eine Menge Lehrgeld.“
Ein wenig musste ich grinsen. „Nun, Lernen ist nur in den seltensten Fällen umsonst. Eine letze Frage noch: Welche Metalle lassen sich derzeit Eurer Ansicht nach am besten veräußern?“
seppo seufzte. „Nun, leider ist dies Eisen. Für mich eher ungünstig, da ich im Bergbau inzwischen so erfahren bin, dass ich auch edlere Metalle wie Platin und Gold abbauen kann. Aber durch die Nachfrage bin ich gezwungen, ein recht geringwertiges Metall abzubauen und zu verhütten, und mir den Verkauf mit den weniger Talentierten zu teilen…“ Er brummelte kurz vor sich hin. „Ich weiß, es ist genug für alle da! Aber ich komme der Nachfrage nicht nach, da ich ja selber auch noch Eisen benutze.“
Ich erhob mich und seppo folgte meinem Beispiel. Mit einem Knicks bedankte ich mich. „Nun, dann wünsche ich Euch, dass auch das Geschäft mit den Edelmetallen wieder einen Aufschwung erlebt. Habt derweil vielen Dank für die Informationen.“
Mit einer gekonnten Verneigung verabschiedete sich seppo und zog weiter seines Weges.

Nun hatte ich doch schon ein recht umfangreiches Bild gewonnen, beschloss aber, mich noch einmal zum Schmelzofen zu begeben, vielleicht konnte ich ja noch einen Erzgießer bei der Arbeit antreffen.
Meine Hoffnung wurde belohnt, schon von Weitem sah ich die Gestalt von DickeFee, die mit konzentrierter Miene vor dem glühenden Ofen stand. Sogleich sprach ich sie an.
„Seid mir gegrüßt, Fee. Sagt, da ich Euch hier gerade antreffe, wie würdet Ihr die Arbeit am Brennofen beschreiben?“
„Schweiß treibend.“, sprach sie lächelnd und wischte mit dem Handrücken über ihre Stirn. „Erze gießen liegt den Bergbauern im Blut, nicht nur, weil man mit den unverarbeiteten Erzen zu wenig Geld verdient, es ist eine wahre Freude zu sehen, was aus dem Schatz unserer Mutter Erde wird, wenn man es gießt. Wie schön es dann glänzt. Es ist ein Geschenk, größer als manch einer erahnen mag.“
Erstaunt blickte ich sie an. „Ihr scheint Euren Beruf ja wirklich zu mögen. Ist die Arbeit am heißen Ofen denn nicht gefährlich?“
„Ach, natürlich ist sie nicht ungefährlich, aber wenn ich an den Jäger denke, der auf einen Wolf stößt und nichts zur Verteidung hat außer seinem Bogen oder eventuell noch ein Messer.“ Sie lachte kurz auf. „Nein, da gieße ich lieber. Die Arbeit ist heiß, aber genau das macht den Reiz aus. Die Hitze, das bange Hoffen auf den Erfolg, das Risiko, das Erz zu früh oder zu spät vom Feuer zu holen… Gerade aus diesem Grund wollte ich zusätzlich Schmied werden – ich wollte den Weg meiner Schätze im Ganzen beurteilen und verfolgen können.“
Ich blätterte ein wenig in meinen Notizen zurück. „Also würdet Ihr die Meinung teilen, dass man sich als Erzgießer noch ein weiteres Betätigungsfeld suchen sollte? Zumindest war seppo dieser Meinung, mit ihm habe ich ebenfalls bereits gesprochen.“
„Ich denke schon, dass man mit viel Willen auch nur das Erz gießen könnte, aber da man ohnehin das Talent und das Herz eines Bergmannes braucht ist es für mich undenkbar, warum man sich nur auf das Erze gießen beschränken sollte. Es ist doch auch eine Sache, in die man sein Herzblut steckt. Wer Stoff herstellt wird das vielleicht sehr gut machen und auch sein Geld verdienen, aber wer den Stoff macht und verarbeitet, der weiß jedes einzelne Teil zu schätzen. Das merkt man dem Material an. Genauso ist es mit den Erzen auch. Wenn der eine beim Brot backen das Mehl zuschüttet und der andere das Wasser, dann kann die Liebe zum Backen im Brot nicht reifen. Dann ist das Endprodukt nicht mehr wichtig für die Menschen.“
Ich muss gestehen, ein wenig überrumpelt und überrascht war ich schon. „Es scheint, als verbinde Euch mit Euren Produkten mehr als nur der reine Wunsch, damit Profit zu machen.“
„Ach…“, seufzte sie, „…wenn ich mit dem Fördern der Erze und dem Verarbeiten reich werden wollte, dann müsste ich wohl einen anderen Beruf ergreifen, aber ich liebe sowohl die luftigen Höhen der Berge, die Stille auf dem Plateau, als auch die Hitze des Schmelzofens, das bange Warten auf die Qualität seines Produktes und den Lärm des Schmiedehammers beim Verarbeiten. Selbst den Trubel auf dem Marktplatz beim Verkauf meiner Werkzeuge mag ich nicht mehr missen und dennoch bin ich immer wieder froh, erneut in die Stille der Berge zurück zu dürfen. Der Weg ist lang und hart, das Gießen heiß und schwer, das Verarbeiten laut und Kräfte zehrend, aber das alles ist es wert, wenn man danach eine Axt in den Händen hält, die den ganzen Stolz und Schweiß einer Woche beinhaltet.“
„Ich danke Euch, werte Fee, bessere Abschlussworte hätte ich nicht finden können. Ich bin froh, dass Ihr ein wenig Zeit für mich erübrigen konntet.“
„Kein Problem. Nun muss ich aber zurück zu meinem Erz, heute gibt es noch viel zu tun. Ich habe zu danken.“ Sie lächelte mir zum Abschied zu und so zog ich mich ebenfalls wieder auf den Marktplatz zurück, wo mich die Räume der Redaktion erwarteten.

Nun sitze ich hier, trage alle Informationen zusammen und kann nur zu einem Schluss kommen: Wer seine Berufung in der Erzgießerei und allem, was noch dazugehören mag, findet, der kann so falsch gar nicht liegen.

In diesem Sinne eine erfolgreiche Woche,
Eure Liala

In der nächsten Woche beschäftige ich mich mit dem Meister der bunten Stoffe – dem Färber.

This entry was posted on Montag, Juli 6th, 2009 at 09:59 and is filed under Berufs - Bilder. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. Both comments and pings are currently closed.

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