22
Jun

Der Bergmann

   Posted by: Lady Sharina   in Berufs - Bilder

Geneigte Leser,

wie bereits angekündigt werdet Ihr diese Woche etwas über die härter gesottenen unter uns erfahren, die Bergmänner.
Dieses Mal konnte ich meine Nachforschungen in gewohnter Weise in den Hallen des Wissens beginnen, hier fand ich mehr als nur spärliche Informationen.
Bergmänner trifft man am ehesten im Adoragebirge an, dort finden sich die Ressourcen, die ihnen ihre Arbeit ermöglichen: Erze der verschiedensten Metalle, welche sie zunächst abbauen und anschließend verhütten, falls sie diese anstrengende Arbeit nicht in andere Hände geben.
Etwas schlauer schlug ich das große Buch wieder zu.
Nun, zumindest die wichtigsten Fakten hatte ich bereits zusammen, doch für tiefer gehende Informationen würde ich wohl wieder einmal meinen Rucksack packen und eine Reise wagen müssen – dieses Mal ins Adoragebirge.
Seit meinem Interview mit Elysea hatte ich diesen Ort nicht mehr aufgesucht, doch immerhin konnte ich mich noch genug daran erinnern, um mir warme Kleidung und ausreichend Proviant einzupacken.
Vielleicht dauerten meine Vorbereitungen ein bisschen länger als nötig, doch schließlich fand selbst ich nichts mehr zu tun und machte mich schweren Herzens auf den Weg.
Denjenigen unter Euch, die diesen noch nie gewagt haben sei gesagt, dass es ein wirklich langer und beschwerlicher Weg ist, bis man endlich den fantastischen Blick auf die ersten Ausläufer des Gebirges erhaschen kann; doch dieser macht in der Tat einiges wieder wett.
Doch ganz am Ziel meiner Reise war ich noch nicht: schwer atmend kam ich schließlich vor der Steilwand, die auf das Plateaugebirge führt, zum Stehen.
Etliche Meter Stein und Fels erstreckten sich über mir – Grund genug, erst einmal zu rasten und mir die ganze Angelegenheit noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Doch auch dies nützte nicht lange, schließlich war es mein Bestreben, Euch, werte Leser, einen Beruf vorzustellen.
Und Bergleute arbeiten nun einmal nicht in Trent.
Einzelheiten über mein Ungeschick möchte ich Euch an dieser Stelle ersparen; schließlich und endlich hatte ich die Steilwand bezwungen und war an meinem Ziel angelangt.
Zunächst machte ich einen ausgiebigen Rundgang, um mir einen groben Überblick zu verschaffen, in dessen Verlauf ich verschiedene Schächte entdeckte, offenbar jeder zur Förderung anderer Rohstoffe.
Durch meine Arbeit als Schmiedin konnte ich immerhin ein paar identifizieren, so unter anderem Kohle, Eisen, Zinn, Kupfer und einige Edelmetalle.
Ich machte mir in Gedanken eine Notiz, später noch ein wenig mehr darüber in Erfahrung zu bringen.

Gerade überlegte ich, wo ich mit meiner Suche nach den hier Arbeitenden beginnen sollte, als mein Blick auf eine mir aus Trent bekannte Bürgerin fiel, die gerade mit erstaunlicher Präzision eine Spitzhacke in das Gestein nahe des Eisenvorkommens schlug. Neugierig ging ich auf sie zu.
„Bloodymellie, seid mir gegrüßt… wie erstaunlich, der erste Bergmann, dem ich hier begegne, ist eine Frau! Ich dachte immer, die körperlichen Voraussetzungen des Bergbaus zögen eher Männer hier hinauf.“
Sie wischte sich mit ihrem Ärmel über das Gesicht und lächelte mich an.
„Hallo Liala! Nun, im Allgemeinen mag dies stimmen, doch sicherlich nicht immer. Starke Arme bringe ich ebenfalls mit, und mit ein wenig Übung lernt man auch schnell, all das unterschiedliche Erz voneinander zu unterscheiden.“
Interessiert ließ ich mich auf einem kleinen Felsvorsprung nieder und zückte mein Notizbuch. „Das glaube ich, Ihr wirkt auch sehr vertraut mit Eurem Beruf. Sagt, kann man den Bergbau auch nebenher durchführen oder würdet Ihr eher sagen, dass man ihm seine gesamte Aufmerksamkeit widmen sollte?“
Sie unterbrach ihre Arbeit für einen Moment, setzte sich zu mir und trank einen Schluck, ehe sie antwortete.
„Also meiner Ansicht nach sollte man sich diesem Beruf schon verpflichten, sonst bleibt der Lohn für all die Mühen eher gering. Es ist einfach sehr ausdauerintensiv, dem Gestein sein kostbares Innenleben abzuringen, wobei sich dieses momentan auch auf die eher gewöhnlichen Dinge, wie Eisen oder Kohle beschränkt. Für Edelmetalle gibt es derzeit kaum Absatz.“
Ich blickte auf.
„Tatsächlich? Woran mag dies Eurer Meinung nach liegen?“
Sie seufzte tief. „Hauptsächlich wohl daran, dass kein oder nur wenig Schmuck verkauft wird. Viele Bürger betrachten ihn als sinnlos und teuer… Aber wer weiß, vielleicht erholt sich dieser Markt auch bald wieder.“
Kurz dachte ich an den ein oder anderen Barren in meinem Lager, dann nickte ich bestätigend. „Darauf hofft sicherlich nicht nur Ihr. Aber eine letzte Frage noch, wenn Ihr erlaubt. Was hat Euch dazu bewogen, Bergarbeiter zu werden?“
Ein kurzes Leuchten trat in ihre Augen. „Nun, ich klettere gern. Und – auch wenn dies für eine Frau ungewöhnlich erscheinen mag – ich liebe die körperlich harte Arbeit, und mir die Hände schmutzig zu machen.“ Schon erhob sie sich wieder, um das Gestein weiter zu bearbeiten.
Ich bedankte mich, verabschiedete mich mit einem Knicks und setzte meinen Weg fort.

Einige Zeit lang wanderte ich noch über das Plateau, doch kein Bergmann war in Sicht und die Stollen allesamt zu dunkel, als dass ich mich hineingewagt hätte. So trat ich den Rückweg an, um in Trent noch einige Informationen aufschnappen zu können.
Die erste Gelegenheit bot sich, als ich Kyaha am Markt durch die Gassen schlendern sah. Eilig lief ich auf ihn zu.
„Kyaha, verzeiht, habt Ihr eine Minute? Ich hätte ein paar ganz kurze Fragen an Euch.“
Er drehte sich zu mir um.  „Wenn es schnell geht, sicher.“
Eilig kramte ich meine Zettel hervor. „Besten Dank! Also Kyaha, Ihr, als erfahrener Bergmann: was muss man an Voraussetzungen mitbringen, um diesen Beruf erfolgreich ausüben zu können?“
„Kräftige Arme sind natürlich von Vorteil, eine gute Konstitution gegen all den Staub und dann braucht man schon gute Sinne, um das Erz von anderem Geröll unterscheiden zu können.“
Ich notierte mir ein paar Stichpunkte. „Das kann ich mir denken… Sagt, ist die Ausrüstung sehr aufwändig oder auch für Neulinge erschwinglich?“
Er legte leicht den Kopf schief, wodurch ein Glöckchen an seiner Kappe leise klimperte. „Nun, Neulinge können auch einfach herumlaufen und den Boden absuchen, aber ich rate jedem, sich eine ordentliche Hacke von einem Fachmann zu besorgen. Dies bringt einem doch arge Vorteile, wenn man die Erde und das Gestein durchwühlt – entweder findet sich direkt mehr oder hin und wieder auch ein paar besondere Funde.“
Interessiert blickte ich auf. „Besondere Funde? Könntet Ihr dies genauer erklären.“
„Sicher. Hin und wieder findet man einen praktischen Feuerstein. Diesen kann man immer gut gebrauchen, will man das Erz einschmelzen. Hin und wieder lassen sich an manchen Stellen auch Grundstoffe für Färbemittel finden – über die sich Alchemisten auch hin und wieder freuen. Und ganz selten findet man sogar mal einen Rohedelstein.“
Erstaunt blickte ich ihn an. „Rohedelsteine, tatsächlich… das ist sicher ein besonderer Fund. Was mich auch zu meiner letzten Frage bringt: Solche Kleinigkeiten gestalten das Leben in den Bergen wahrscheinlich schon etwas interessanter, aber ist es nicht auch eine furchtbar einsame Arbeit?“
Kyaha nickte leicht. „Nun, ein wenig einsam ist es schon – vor allem, da derzeit der Markt für Metalle doch arg eingebrochen ist und niemand bereit ist, den Aufwand zu bezahlen. Dumping macht alles kaputt.“ Traurig blickte er mich an.
Ein wenig betreten packte ich meine Notizen beiseite. „Es ist sicher nicht einfach, wenn man nicht den angemessenen Lohn für solch eine harte, körperliche Arbeit bekommt. Danke, dass Ihr Euch kurz die Zeit für mich genommen habt – ich wünsche Euch für die Zukunft bessere Geschäfte, bestimmt geht es auch wieder bergauf.“
Wir verabschiedeten uns und zogen beide unserer Wege.

Ich ließ mich am Feuer nieder, um einmal die Beine auszustrecken und meine bisherigen Notizen zusammenzutragen. Es war schon einiges zusammen gekommen, aber so ein paar Kleinigkeiten…
Gerade war ich völlig in meine Zettel vertieft, als mich jemand ansprach. „Was ist denn mit Euch los, Liala, so in Gedanken?“
Ich blickte auf. „Ach… seid mir gegrüßt, Darkman. Ja, ich überlege gerade, wer mir noch ein paar Informationen über das Bergbauhandwerk liefern könnte.“
Etwas abseits von mir nahm er nun ebenfalls Platz. „Wenn Ihr möchtet, könnt Ihr mir Eure Fragen stellen, vielleicht kann ich Euch ja helfen.“
„Ihr?!“ So ganz konnte ich meinen ungläubigen Ton wohl nicht verbergen, was mir ein Funkeln aus Darkmans verengten Augen einbrachte. Dennoch ging er nicht weiter darauf ein.
„Ja, ich. Ich bin auch Bergmann. Also los, stellt Eure Fragen.“
„Ich…“ Ein wenig überrumpelt räusperte ich mich und blätterte kurz in meinen Unterlagen. „Nun gut. Was macht die Faszination des Bergbaus für Euch aus?“
Darkmans Blick schweifte kurz in die Ferne. „Bergbau is ein einsamer Job, immer mit der Spitzhacke auf dem Rücken und auf eine gute Ader hoffend, sei es Kohle, Kupfer oder Platin… man weiss nie, was man findet…“
„Das klingt fast, als wünschtet Ihr Euch mehr Abwechslung in Eurem Beruf…“
„Abwechslung gibt es in der Tat kaum… aber ein Bergmann ist bescheiden, sonst würde er den Job nicht machen, so viele unterschiedliche Metalle gibt es nun mal nicht.“
Ich nickte. „Das stimmt wohl, aber ein paar sind es ja schon. Wie empfindet Ihr denn den derzeitigen Absatzmarkt für Eure Rohstoffe?“
Er dachte kurz nach. „Kohle, ja, Kohle geht gut…“ Er nickte bekräftigend. „Aber nein, bei Edelmetallen sieht es schon anders aus. Schmuck mag fast jeder, nur leisten können es sich die wenigsten, da auch dieser leider mit der Zeit seinen Glanz verliert und zerfällt.“
Etwas beklommen betrachtete ich meinen Kupferschmuck. Zu leugnen war dies sicherlich nicht.
„Nun, auch für Schmuck werden sicher wieder lohnendere Zeiten anbrechen, und damit auch für das Edelmetall. Eine letzte Frage: Würdet Ihr den Bergbau als Einstiegsmöglichkeit für Neulinge empfehlen oder eher nicht?“
„Bergman sein ist ein Beruf, den man mag, wenn man die Einsamkeit liebt… es ist ruhig und man hört nur die Geräusche, die man selbst macht, wenn die Spitzhacke in das Gestein rauscht…“ Seine Gedanken schienen abzuschweifen, und so ließ ich ihn nach einem Knicks am Feuer zurück und begab mich in die Redaktion.

Einiges Neues gab es für Euch zu erfahren, geschätzte Leser, vielleicht mag dies ja den ein oder anderen von Euch dazu inspirieren, sein Glück einmal im Adoragebirge zu suchen. In der Ruhe und Abgeschiedenheit lässt sich vielleicht mehr finden als augenscheinlich ist.
Ich wünsche Euch eine schöne Woche,
Eure Liala

In der nächsten Woche erfahrt ihr etwas über die Künstler des vernebelten Verstandes – die Braumeister.

This entry was posted on Montag, Juni 22nd, 2009 at 09:59 and is filed under Berufs - Bilder. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. Both comments and pings are currently closed.

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