14
Jan

Jäger und Sammler

   Posted by: Maddie Hayes   in Schlagzeilen

Als moderne Menschen haben wir scheinbar die uns höchstmögliche Stufe der Evolutionsleiter erklommen. Auch im Verständnis dessen, welche Rolle wir laut unseres Geschlechts in der Gesellschaft einzunehmen haben, wähnen wir modernen westlichen Menschen uns befreit von alten Zwängen, die noch die Generation unserer Mütter und Väter, vielleicht sogar schon die unserer Großmütter und Großväter als selbstverständlich hinnahmen. Frauen steht die Welt ebenso offen, wie Männern. Sie können Rechtsanwälte werden, Mechaniker, Ärzte oder auch Feuerwehrfrauen und Feldwebel. Männer können Erzieher werden, als Hausmann und Vater sich verdient machen oder auch als Alten- und Krankenpfleger. Nichts scheint festgelegt, alles scheint allen offen zu stehen. Die Einstellung zur geschlechtlichen Orientierung ist liberal, gleichgeschlechtliche Liebe gilt nicht mehr als eine Krankheit, ebensowenig ist die Überzeugung verankert, bestimmte Handlungen allein mit sich würden zu Blindheit oder Gicht führen.

Dennoch gibt es immer wieder einmal Momente, die uns daran zweifeln lassen, dass wir wirklich all die alten Rollenbilder abgelegt haben, alle Stufen, die wir auf der Evolutionsleiter erklommen haben, hinter uns im Nebel verschwunden sind und keinen Einfluss mehr haben auf unser heutiges Leben.In solchen Momenten kann die Frage gestellt werden, ob wir wirklich jemals die Stufe der Jäger und Sammler erfolgreich hinter uns gelassen haben, oder ob wir nicht viel eher, einem Aschenputtel gleich, einen Schuh dort zurückgelassen haben, ein Teil von uns immer noch diesem inneren Trieb verfallen ist.

Wir merken es in den Momenten, wo wir einmal die vielen Schränke, Schubladen oder gar Zimmer öffnen, in denen wir Dinge „zwischenlagern“. Es sind Gegenstände, die nicht Müll sind, die vielleicht ganz neu sind, die wir aus bestimmten Gründen anschafften oder auch geschenkt bekamen. Überall kann man jederzeit Dinge erwerben, es sollte daher nicht nötig sein, im Bad mindestens fünf verschiedene ungeöffnete Flachen verschiedenster Pflegeprodukte zu lagern, zwei Handtaschen, eine kleine und eine große, sollten Frauen ebenso reichen, wie höchstens vier Paar Schuhe. Männer können in den letzten zwei Punkten vielleicht tatsächlich lächelnd sich zurücklehnen, gefeit sind sie dennoch nicht vor dem allgegenwärtigen Zwang zu sammeln und zu horten.

Gerade im Bad zeigt sich dabei, dass die Geschlechterrollen tatsächlich verschwimmen. Deo für den Mann, eigene Hautpflegeprodukte, besondere Shampooserien und das ein oder andere getönte Cremchen lassen inzwischen den Platz, den die weibliche Seite im Bad bisher beanspruchte, verhältnismäßig gering erscheinen. Schallplatten sind übrigens, so sei einmal klar gestellt, ebenso wie Kassetten inzwischen viel mehr Sammelobjekt denn Gebrauchsgegenstand.

Vielleicht mag es ja wirklich so sein, dass der Mensch sich im Laufe der Evolution weiter entwickelt hat, dem Jäger und Sammler abgeschworen hat und sich im Laufe der letzten Jahrhunderte, der letzten Generationen auch das Rollenbild verschoben hat. Vielleicht ist es aber auch nur so, dass wir eine neue Stufe der Evolution erreicht haben, die auf alt erprobtes zurückgreift und nun einmal versucht was geschieht, wenn auf die Stufe, auf der Aschenputtel den Schuh verlor, zurückgegangen wird, dabei die Geschlechter aber einfach vertauscht werden.

This entry was posted on Montag, Januar 14th, 2013 at 09:59 and is filed under Schlagzeilen. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. Responses are currently closed, but you can trackback from your own site.

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