10
Sep

Wärme

   Posted by: Maddie Hayes   in Schlagzeilen

Wenn die Tage kürzer werden, die Nächte länger und Nebelschwaden uns mit morgendlicher Kühle begrüßen, dann ist die Zeit angebrochen, in der es die Vögel fortzieht. Sie spüren die herannahende Kälte, den Winter. Sie finden sich zu Scharen zusammen und fliegen fort, dorthin, wo sie Wärme erwartet.
Auch wir Menschen können von Zeit zu Zeit spüren, wie eine Kälte nach uns greift. Sie hat nichts mit der Jahreszeit zu tun, ist nicht hervorgerufen von äußeren Umständen. Es ist vielmehr eine innere Kälte, die heran kriecht, sich in uns langsam ausbreitet, uns frösteln macht.
Sie bricht nicht unvermittelt über uns herein. Sie beginnt langsam, wie ein goldener Herbst, dessen Sonnenstrahlen noch mit letzter verzweifelter Kraft die Kälte zumindest am Tage vertreiben können. Doch wird es kälter werden in uns, Tag für Tag, bis sich die Kälte in uns so weit ausgebreitet hat, dass sie jede Wärme verdrängt. Auch wir verspüren dann den Drang fortzuziehen, uns loszumachen von dem, was die Kälte in uns auslöst, dorthin zu fliehen, wo uns Wärme erwartet, wir die heilende Kraft der Sonne tief in uns aufnehmen können. Meist jedoch kämpfen wir gegen diesen Drang, akzeptieren die Kälte und verharren in ihr, bis die Zeit naht, in der sich wieder die Wärme ihren Weg bahnt und hoffen darauf, nicht zu erfrieren.
Vielleicht können wir aber auch der Bahn der Vögel folgen, uns kleine Auszeiten in der Wärme gönnen. Und wie die Zugvögel im Frühling voller Lieder zurückkehren, so kehren auch wir dann zurück in unser Nest und tragen dabei ein klein wenig der Wärme, die wir fanden, in uns mit.

This entry was posted on Montag, September 10th, 2012 at 09:59 and is filed under Schlagzeilen. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. Responses are currently closed, but you can trackback from your own site.

Comments are closed at this time.