12
Dez

Von Fliegen und Elefanten

   Posted by: Maddie Hayes   in Schlagzeilen

Der Pranger, auch Schandpfahl genannt, ist ein Konstrukt an einem öffentlichen Ort, an dem verurteilte Delinquenten mit Schmach und Schande, nicht selten auch mit Wurfgeschossen wie faulem Gemüse, Eiern oder Schlimmerem, bestraft wurden.

Auch hier in Simkea gab es vor vielen Monden einen Prangerplatz, der – ich zitiere aus alten Schriften: „…dazu diente, unliebige Zeitgenossen im wahrsten Sinne des Worten anzuprangern. Dies konnte jeder Simkeaner tun – genauso wie jeder daran landen konnte. Immerhin erlaubte es dieser Pranger auch den Angeprangerten, sich wortstark zu verteidigen und vielleicht gar Fürsprecher zu gewinnen.“
Eine vorhergehende Verurteilung durch eine Gerichtbarkeit war nicht gegeben.
Ausgangs der Portalinsel findet man noch ein Relikt solch eines hölzernen Konstrukts, was mich dazu bewog, mich unter den Bewohnern Trents umzuhören und herauszufinden, ob ihnen der Pranger bekannt ist, ob er für sinnvoll erachtet wird, gar genützt würde.

Von den Befragten aller Altersstufen, denen ich hier noch einmal ganz herzlich für ihre Zeit danke, ist einigen der Pranger noch in – wenn auch eher schlechter – Erinnerung, andere kennen ihn gar nicht.
Von manchen würde solch eine Einrichtung für sinnvoll erachtet, auch wenn sie sie selbst nicht nutzen würden. Die meisten Simkeaner ziehen es wohl vor, Missverständnisse persönlich zu klären, halten es für unnötig, Querelen an die Öffentlichkeit zu tragen.

Im Laufe meiner Befragung kristallisierte sich heraus, daß es an einer Judikative mangeln würde, die Recht über Anklagen spräche, bevor ein Delinquent an den Pranger gestellt würde.
Nun, ein Gericht würde voraussetzen, daß sowohl Kläger als auch Beklagte sich in angemessener Art und Sprache an eben jenes wenden würden. Richter und/oder Schöffen müßten Zeit aufwenden, sich der Urteilsfindung anzunehmen, unter Umständen Zeugen befragen, um gerecht urteilen zu können. Der meist geäußerte Einwand war hier, daß sich viele Kläger oder Beklagte gar nicht erst im Gerichtssaal einfinden würden, die Klage- oder die Verteidigungsschrift nicht in angemessener Form vorgetragen würde.
Eine Judikative würde eine Legislative voraussetzen, sprich, es müssten Gesetze her, die eine Rechtsprechung ermöglichen würden. Die genauen Worte eines Befragten lauteten hier „Ab wann ist es z.B. Wucher, der bestraft gehört? Welche unnetten Worte sind nur rüde, welche schon eine Beleidigung?“
Die einfachere Variante wäre hier eine Schiedsstelle, an die sich jeder Simkeaner wenden kann, sollte eine Beschwerde vorliegen. Doch wie im Gerichtssaal bestünde aich hier die „Gefahr“, daß Stimmen aus der Anderwelt einen gerechten Schiedsspruch verhindern würden.

Als Fazit hat die Befragung gezeigt: ein Pranger wäre in manch‘ Fällen angebracht, wenn man voraussetzen könnte, daß jeder in angemessener Form agiert und reagiert.
Allerdings scheint der überwiegende Teil der Simkeaner der Ansicht zu sein, daß im Fall von Ärgernissen ein direktes Gespräch sinnvoller ist, als sich die Gemüter in öffentlichen Auseinandersetzungen hochschaukeln zu lassen.
Eine befragte Mitbürgerin brachte es mit folgenden Worten sehr schön auf den Punkt:
„… am Ende wird aus der Fliege ein Elefant und das eigentliche Problem tritt in den Hintergrund. …man sollte alles nicht zu verbissen sehen und sich nicht über jeden kleinen Misthaufen aufregen. Es gibt genug wichtige Dinge, die es mehr lohnen sich darüber aufzuregen.“

Sind lauststarke Auseinandersetzungen und Querelen über vermeintlich‘ Anspruch und Anrecht, angeblich‘ Erfahrung und Unwissenheit es wert, den Zorn des Wächters der Tore heraufzubeschwören und die Geduld des Oberenrats zu strapazieren? Oder wäre es nicht doch angebracht, eine Nacht über Vorgefall’nes zu schlafen … so manch‘ Unbill löst sich im Sonnenschein des nächsten Morgens in Wohlgefallen auf.

In diesem Sinne wünsche ich allen Simkeanern eine friedliche Woche und ein respektvolles Miteinander.

Eure Zihaani

This entry was posted on Montag, Dezember 12th, 2011 at 09:59 and is filed under Schlagzeilen. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. Responses are currently closed, but you can trackback from your own site.

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