18
Okt

Arn von Tronje und der Geruch der Fische

   Posted by: Liala   in Schlagzeilen

Geneigte Leser,

wie überrascht war ich, als ich in dieser Woche den Weg zu meinem Schreibtisch fand. Finden sich auf diesem doch sonst eher diverse Papiere mit Notizen, leere DBT-Becher und zerbrochene Federn, hatte unsere geehrte Chefredakteurin wohl dieses Mal etwas anderes mit mir im Sinn. Überrascht nahm ich das Pergament, welches auf meinem Tisch lag, und überflog die ersten Zeilen.

„Wissenschaftliche Abhandlung über den Ursprung des Geruches von Fischen
von Arn von Tronje“

Irritiert blickte ich auf. Eine wissenschaftliche Abhandlung über Fischgeruch? Und was hatte dies auf meinem Tisch verloren? Eine kleine Notiz von Miss Hayes brachte Aufschluss.

„Hallo Lia, kümmere dich doch bitte darum“

Viel schlauer war ich nun zwar noch nicht, doch eine frische Tasse mit DBT ließ mich zumindest wieder das Pergament in die Hand nehmen. Nun gut, ich würde es versuchen. Schlürfend las ich weiter.

„Immer wieder wird behauptet, dass Fischer mit den Fischen knuddeln und Fisch deshalb riecht.“

Unwillkührlich hoben sich meine Augenbrauen. Also sollten Fischer nicht nach Fisch, sondern Fisch nach Fischern riechen? Ich beschloss, diesem durchaus interessanten Gedankengang des Autors weiter zu folgen.

„Dem ist nicht so! Aber warum riecht Fisch dann so?
Ich habe versucht, dieser Frage nachzuspüren und eine Antwort zu erhalten. Dabei stieß ich auf folgende Teilfragen.

1. Wonach riecht ein Mensch nach der Fortpflanzung?
2. Wie riecht Fisch?
3. Warum vergleichen die Leute Fischgeruch mit dem Geruch, der nach der Fortpflanzung entstehen soll?“

Ich rümpfte die Nase. Als Reporterin hört man zwar so einiges, doch dieser Aspekt war mir neu. Ich fragte mich, welche Leute Arn wohl meinte und wo diese ihre sicherlich umfangreichen Erfahrungen gesammelt haben mochten.
Interessiert fuhr ich fort.

„Des Weiteren habe ich eine Versuchsreihe begonnen und möchte die Ergebnisse bekanntgeben.“

Eine Versuchsreihe? Zu oben genannten Fragen? Himmel bewahre… ich hoffte inständig, die folgenden Erläuterungen würden nicht zu detailliert sein…

„1. Wonach riecht ein Mensch nach der Fortpflanzung?

Ich habe aufgrund der eigenen Unerfahrenheit in Sachen Fortpflanzung einige Einwohner befragt. Zum Teil konnten die Befragten aufgrund Unwissenheit und Unerfahrenheit keine Antwort geben. Andere konnten keine Veränderung an Ihrem Duft feststellen. Ich gehe davon aus, dass der Duft eher verführerisch und verlockend ist, als nach Fisch zu riechen.“

Ich atmete auf. Mehr Information hätte es in der Tat nicht gebraucht, immerhin sollte diese Abhandlung doch irgendwie den Weg in den Boten finden. Nicht, dass der Ruf unseres Blattes durch zu genaue Erläuterungen noch leidet. Frohen Mutes las ich weiter.

„2. Wie riecht Fisch?

Fisch riecht im Wasser nicht, er beginnt erst an der Luft den für ihn typischen Geruch zu entwickeln. Dieser Geruch ist aber am Meer immer vorhanden, obwohl die Fische ja im Wasser sind.“

Nachdenklich legte ich den Kopf schief. Ich kam noch nicht dazu, unter Wasser an einem Fisch zu riechen, nahm mir dies für meinen nächsten Erkundungsgang ans Meer jedoch fest vor.

„3. Warum vergleichen die Leute Fischgeruch mit dem Geruch, der nach der Fortpflanzung entstehen soll?

Da niemand so richtig weiß, wie es nach dem Akt der Fortpflanzung riecht, muss es ein anderer Geruch am Mensch sein, der dem des Fisches an der Luft ähnelt.“

Kurz und schlüssig. Wieder ein Schluck DBT.

„Und deshalb machte ich mich auf die Suche nach diesem Geruch und dessen Ursprung.
Nach mehreren Aussagen soll dieser Geruch mit mangelnder Hygiene in Verbindung stehen. Da ich als Fischer öffters allein auf dem Meer bin, unterzog ich mich einem Selbstversuch. 5 Tage nicht waschen! Was mir als Meer-verbundenem Menschen schwer fiel, da ich gern nach einem harten Tag eine Runde schwimmen gehe.“

Beinahe blieb mir der Schluck des heißen Getränks im Halse stecken. Fünf Tage nicht waschen? Nun, sollte der Fisch in nächster Zeit strenger riechen als üblich so wüssten wir zumindest, wo es herkam. Meiner gedanklichen Liste fügte ich den Punkt hinzu, Arn in nächster Zeit nicht zu nahe zu kommen.

„Also nach 5 Tagen nahm ich an mir den Geruch des Achselschweißes war. Diesen schloss ich aber als Verursacher aus, da er nicht im geringsten dem des Fisches ähnelt. Nach einer erfrischenden und erleichternden Waschung des Oberkörpers, vernahm ich einen Geruch der sich als der Gesuchte herausstellte. Dieser entsprang der Unterleibsregion, welche aus Anstand nicht weiter beschrieben wird und ähnelte dem des Fisches an der Luft.“

Ich kann euch nicht beschreiben, welcher Ekel mich durchfuhr. Ein gesundes Hygienebewusstsein und Abstand halten von jenen, die nicht über ein solches verfügen, hatte mich bisher von solchen Sinneseindrücken fern gehalten. Schwer mit mir kämpfend, ob ich den Rest dieses Pergaments noch lesen sollte, lief ich in der Redaktion auf und ab. Schließlich siegte der eiserne Willen des Reporters, ich atmete tief durch und nahm das Papier erneut hoch, dieses Mal jedoch mit der Zange – wer weiß, in welchem Zustand Arn es geschrieben hatte.

„In Dienste der Wissenschaft und der Wahrheit folgte nun der schwerste Teil des Testes, der Geschmackstest! Ich wusch mir gründlichst die Hände, damit keine Verunreinigungen dieses sehr schwer beschaffte Ergebnis verfälschte. Es schmeckte salzig! Daraufhin leckte ich an einem der Fische, welche mir zum Vergleich dienten. Und siehe da – auch salzig!
Dies ließ den Schluss zu, dass es das Salz ist, was dem Meer, dem Fisch und dem unhygienischen Menschen einen vergleichbaren Geruch verschafft!“

Mit äußerster Mühe schaffte ich es rechtzeitig vor die Tür. Zwar war auch ich mit gesundem Wissensdurst gesegnet doch ein solches Experiment hätte ich nie für möglich gehalten. Tief durchatmend versuchte ich, meine Gedanken halbwegs zu sortieren. Ich konnte mich nicht recht entscheiden, ob ich Arn für diesen mutigen Versuch wirklich Anerkennung schenken konnte… Sicher, neues zu erforschen ist nie leicht, doch so etwas? Ich schob jegliche Gedanken an den letzten Absatz resolut beiseite und stellte mich ein letztes Mal dem Pergament, natürlich wieder mit Zange.

„Aufgrund dieser Erkenntniss verglich ich die Ergebnisse nocheinmal und führte weitere Experimente durch.
Unter anderem versuchte ich im Namen der Wissenschaft einen Fisch zu knuddeln , hatte aber folgende 2 Probleme:
1: Es finden sich nur sehr selten Fische ohne Zähne, deren Größe ein Knuddeln zulässt.
2: Selbst mit Erwärmen, schönem Ambiente und verruchten Gedanken stellte sich keine Funktion ein! Zu anderen Anlässen ließ die Funktion aber nicht zu wünschen übrig!“

Hatte er nicht zu Beginn geschrieben, über keinerlei Erfahrung zu verfügen? Ich grübelte, welche Funktion er stattdessen wohl meinen könnte.

„Zusammenfassung der Erkenntnisse:
Fisch riecht aufgrund des Salzes nach Fisch, aber eigentlich sollte es heißen: Fisch riecht nach Salz!
Dabei ist es wichtig für die Entstehung des Fischgeruches, dass längere Lichteinwirkung vermieden wird, da sich wohl der Geruch dann ändert (Vergleiche Achsel- und Unterleibsgeruch). Weiterhin scheint auch der Salzgehalt im Wasser von Bedeutung zu sein.“

Endlich hatte ich das Ende dieses schändlichen Dokuments erreicht. Mein Magen hatte sich mittlerweile auch wieder halbwegs beruhigt, wenngleich die erneute Anspielung auf diverse, besser verborgen gebliebene Gerüche eine neuerliche Anwallung von Übelkeit hervorgerufen hatte.
Werte Leser, was soll ich weiter sagen? Nun habt ihr Arn von Tronjes Abhandlung selbst lesen können, bildet euch euer eigenes Urteil.
Für mich bleibt nur zu sagen: Sollte ich es noch einmal lesen, so sicherlich nicht mit vollem Magen.

Es wünscht euch eine schöne Woche,
Liala

This entry was posted on Montag, Oktober 18th, 2010 at 12:52 and is filed under Schlagzeilen. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. Responses are currently closed, but you can trackback from your own site.

Comments are closed at this time.