Archiv für Sparte ‘Es war einmal…’

Der Zirkus

„Eleonora, Eleonora!“, Isabell lief ihr mit roten glühenden Wangen, aufgeregt entgegen. „Eleonora, die Gaukler kommen!“ Isabell stoppte, beugte sich nach vorne, legte die Hände auf die Knie und atmete schwer. Eleonora lächelte. Isabell war ihre beste Freundin, ein Jahr jünger als Eleonora mit ihren 15 Jahren und eigentlich ihr Gegenstück. Während Isabell die Tochter eines Händlers war, klein, etwas rundlich, mit blonden Haaren, war Eleonora groß, schwarzhaarig und Tochter zweier Bauern. Ihr Vater war schon vor langer Zeit gestorben und der Hof ernährte sie und ihre Mutter mehr schlecht als recht, eigentlich hatten Isabell und Eleonora wenig miteinander gemein, aber seitdem sie beide laufen konnten, gingen sie durch dick und dünn, wie eine Schwester liebte sie Isabell. Eleonora lachte Isabell an: „Isabell, was ist denn los?“ „Gaukler Eleonora, Gaukler sind auf den Weg in das Dorf.“, sie strahlte übers ganze Gesicht und stellte sich wieder aufrecht hin. Isabell strich sich ihr blaues Kleid mit der weißen Schürze glatt, fuhr sich durchs Haar und sah Eleonora mit großen Augen an: „Geh mit mir zum Zirkus Eleonora, bitte.“, flehte sie. „Ich war noch niemals in einem Zirkus und ich möchte, dass du mit mir kommst.“ Eleonora seufzte: „Isabell, für solch Kindereien haben Mutter und ich kein Geld. Die Ernte war nicht gut, das Wetter zu trocken. Ich kann Mutter nicht um Geld für den Zirkus bitten.“ Isabell nahm ihre Hand und drückte 2 Kupferstücke hinein. „Ich möchte, dass du mit mir zum Zirkus gehst und wenn ich dir dafür mein Geburtstagsgeld geben muss, dann tue ich das.“ Eleonora wusste, dass sie jetzt nicht mehr nein sagen durfte und das Geld annehmen musste, also lächelte sie, nahm Isabell in den Arm und flüsterte: „Wir gehen in den Zirkus!“, in das Ohr Isabells. „Isabell, ich muss noch zum Markt, Magda ein paar Äpfel bringen, kommst du mit?“
So gingen sie nebeneinander zum Markt, um die Äpfel aus Eleonoras Korb der Freundin ihrer Ziehmutter zu bringen.
Eleonoras hatte schon früh erfahren,  dass sie ein Findelkind war. Jeder der im Dorf Altamor wohnte war blond, Eleonora hatte jedoch pechschwarzes Haar. So kam es denn, dass sie ihre Eltern mit nicht mal 4 Jahren fragte, warum dies so sei und ihre Zieheltern ihr von dem verhängnisvollen Abend erzählten. „Es war eine klare Nacht, als es an der Tür klopfte.“, so begann ihre Mutter immer: „ Eine Frau von großer Statur stand vor unserer Tür, ihr Gesicht war unter der roten Kapuze ihres Umhangs verborgen, aber ihre Stimme war die einer Frau. Sie drückte mir ein Baby in den Arm und nannte mir deinen Namen und dass ich mich um dich kümmern solle. Dann gab sie deinem Vater einen Beutel mit Silbertalern und verschwand in der Nacht.“ Eleonora hatte diese Geschichte so oft schon gehört und obwohl sie manchmal wünschte, sie hätte Isabells Unbesorgtheit, ihre schönen Kleider oder den Hauslehrer, so konnte sie sich nicht beklagen. Sie war mit viel Liebe aufgewachsen und während Isabell ihren Vater oft missen musste, war Eleonora bis zum Tod ihres Vaters keinen Tag ohne ihre beiden Eltern gewesen. Gedankenverloren strich sie über ihr graues, an vielen Stellen schon geflicktes Kleid, die Schürze hatte auch schon bessere Tage gesehen, aber Kleidung und Schuhe waren einfach zu teuer, jetzt wo ihre Mutter auch noch krank geworden war und Eleonora genug Sorgen hatte, den Hof zu bewirtschaften. Sie blickte Isabell an und nahm sich fest vor mit ihr in den Zirkus zu gehen. Das hatte sie sich wahrlich verdient. Ein paar Stunden Frohsinn und Zerstreuung würden ihr gut tun und ihre kranke Mutter würde dies begrüßen.
Als sie den Marktplatz über den unbefestigten Weg erreichten, da sahen sie fast das ganze Dorf darauf stehen. Die Menschen tuschelten und drängten sich um einen dicken, großen Mann mit Schnauzbart und Zylinder herum, der erhöht auf einer Kiste stand. „Meine Damen und Herren, liebe Kinder, außerhalb von Altamor steht ein Zirkus wie ihn sonst nur hohe Herrschaften zu sehen bekommen. Wir haben Akrobaten, Gaukler, eine Magierin und einen wilden Bären. Besuchen sie unsere Vorstellung! Heute bei Sonnenuntergang werden wir euch ins Reich der Phantasie entführen. In eine Welt, jenseits eures Vorstellungsvermögens.“ Er verbeugte sich tief, wobei er vorher seinen Hut abnahm und im weiten Bogen schwang. Dann stellte er sich wieder auf, setzte den Hut auf den Kopf und verließ den Marktplatz. Die Menschen um Isabell und Eleonora tuschelten noch lange Zeit miteinander, Isabell flüsterte ein: „Bis heute Abend. Bitte komm.“, in Eleonoras Ohr und machte sich auf dem Heimweg. Eleonora ging zu Magdas Stand, übergab ihr die Äpfel und freute sich über das gerupfte Huhn, das sie von Magda erhielt. „Mach deiner Mutter eine schöne Hühnersuppe davon Eleonora, dann geht es ihr bestimmt bald besser. Und grüß sie von mir.“. Sie winkte Eleonora noch zum Abschied und wandte sich dann wieder der Kundschaft zu.
„Mutter, ich mache mich jetzt auf den Weg. Ich bin bald zurück.“ Eleonora schlug noch mal die Kissen ihrer Mutter auf, die bleich und fiebrig im Bett saß. Ihre Mutter nickte schwach: „Mach dir keine Sorgen Eleonora.“, flüsterte sie leise und tätschelte dabei Eleonoras Hand. „Geh!“, sie atmete tief ein und ein schwerer Husten erschütterte sie fast unmittelbar danach. Eleonora war besorgt. Wenn ihre Mutter hustete, waren danach kleine rote Blutsprenkel auf der Bettwäsche zu sehen und sie befürchtete zu Recht, dass dies kein gutes Zeichen war und ihrer Mutter es wesentlich schlechter ging. Mit großer Besorgnis im Blick wand sie sich von ihrer Mutter ab und verließ den Hof in Richtung des Zirkuszeltes. Dort angekommen, wartete Isabell schon aufgeregt auf sie. „Nun werde ich endlich einen Zirkus erleben. Papa hat mir schon soviel vom fahrenden Volk erzählt. Sieh nur das bunte Zelt, sieh nur die Fackeln…“ Eleonora hörte Isabell nicht mehr zu. Sie lächelte über deren Frohsinn, war aber weit weg mit ihren Gedanken, sobald sie bezahlt hatten und durch das Zirkuszelt traten. Der Geruch nach Holzspänen stieg ihr in die Nase, nach Freiheit und Frohsinn und irgendwie hatte sie das Gefühl nach Hause gekommen zu sein. Verwirrt hielt sie inne. Ein Jongleur kam auf sie zu. Er warf vier Bälle nacheinander in die Luft und ließ sie durch die Luft kreisen. Als er Eleonora erblickte, fing er alle Bälle in seinen Händen auf, verbeugte sich und sah sie freudig strahlend an: „Guten Abend Eleonora, wir haben uns lange nicht gesehen. Groß und schön bist du geworden.“, er zwinkerte, warf die Bälle erneut einzeln in die Luft und wanderte weiter seines Weges. Eleonora war verwirrt. Was hatte der Gaukler gesagt? Woher kannte er ihren Namen? Sie schüttelte den Kopf, drehte sich um und sah ihm nach. Vielleicht hatte sie sich geirrt. Das konnte nicht sein. Sie sah sich nach Isabell um und entdeckte sie auf einer Holzbank nahe der Manege. Isabell sah begeistert zu ihr hinüber, klopfte rechts neben sich und rief: „Komm Eleonora, komm. Die Vorstellung beginnt gleich.“
Die Menschen im Zelt waren begeistert. Es gab einen Bärenbändiger, Gaukler, Jongleure, einen Feuerspucker, doch Eleonora nahm dies alles nicht recht war. Im Gedanken war sie immer noch bei ihrer Mutter und auch der Gaukler ließ sie nicht los. Dann trat der Direktor in die Manege: „Meine Damen und Herren, liebe Kinder, es gibt einige Welten, jenseits unseres Seins, Welten ähnlich der unseren und Welten, deren Ausmaß wir nicht mit unseren Sinnen erfassen können. Jemand, der all diese Welten zu durchwandern vermag, ist hier in diesem Zirkus. Lassen sie sich von uns verzaubern, sehen sie ihre magischen Kräfte wirken. Hier ist unsere Magierin: Almatea!“, unter Applaus trat die Magierin in die Manege und Eleonora schaute auf. Die Frau trug rote Lederstiefel, eine graue Hose, eine weiße Tunika und einen roten Umhang mit Kapuze. Dieser Umhang , die Tatsache, dass sie rabenschwarzes Haar hatte und von großer Statur war, ließen Eleonora den Atem anhalten und erschaudern.
„Für meine Vorstellung brauche ich einen Helfer.“ Sobald Almatea sprach, zog sie alle in ihren Bann. Aus unerklärlichen Gründen war diese Frau Eleonora vertraut, obwohl sie sich sicher war, diese noch niemals in ihrem Leben gesehen zu haben. Almatea kam auf sie zu und zeigte auf sie, Eleonora. Sie atmete heftig aus, schaute ungläubig auf die Frau, tippte sich mit dem Zeigefinger auf die Brust und verzog ihr Gesicht. „Ich?“, fragte sie ungläubig.
Almatea nickte: „Du!“ Ein Liliputaner kam und half Eleonora in die Manege. Almatea stellte sich neben sie und rief ins Publikum:“ Meine Damen und Herren, liebe Kinder, ich werde nun mit meiner Helferin verschwinden.“ Sie warf ihren Umhang über sie beide und ehe Eleonora sich versah, waren sie in einer dunklen, kleinen Kammer die, bis auf sie beide, leer war. Durch das Fenster schien der Mond leicht hinein, aber was dort draußen war, vermochte Eleonora nicht zu erfassen. Sie schaute Almatea an. „Eleonora, wie groß du geworden bist.“, Almatea lächelte mild. „Wir haben nicht viel Zeit, höre mir genau zu. Du bist in Gefahr! Meide sich spiegelnde Oberflächen! Jemand versucht einen Weg zu dir zu finden. Lass sie dich nicht fangen, oder unsere Welt ist verloren.“ Almatea hielt sie an den Schultern fest und sah ihr tief in die Augen. „Lass nicht zu, dass so viele Menschen umsonst gestorben sind.“, dann warf sie wieder ihren Umhang um Eleonora und beide waren zurück in der Manege.
Eleonora stockte der Atem. Konnte das alles grade wirklich geschehen sein? Die Menschen klatschten Beifall, als wären sie beide wirklich verschwunden gewesen. Eleonora wankte zu ihrem Platz zurück, geführt von dem kleinen Liliputaner. Als sie sich setzte, beugte er sich leicht zu ihr vor und flüsterte: „Meide sich spiegelnde Oberflächen!“ Eleonora war ganz benommen, schaute verwirrt zu ihm, aber er war schon verschwunden. „Eleonora, das war fantastisch. Eben warst du noch da und plötzlich, mit einem Knall und viel Rauch, verschwunden. Wie habt ihr das gemacht?“, Isabell war furchtbar aufgeregt und hätte zu gerne von Eleonora erfahren wie das Ganze vonstattengegangen war, aber da ging die Vorstellung schon weiter. Eleonora saß jedoch da und bekam von dem Rest der Vorstellung nichts mehr mit. Sie kaute nervös an ihrer Unterlippe und fragte sich, was dort grade eben geschehen war und wieso sie das Gefühl hatte, ihr Leben würde niemals mehr dasselbe sein.

(im Archiv gefunden und entstaubt von Xanthy)

Liebe Simkeaner, leider ist bei der Veröffentlichung der ersten Folgen im letzten Sommer ein Fehler unterlaufen und die Reihenfolge durcheinander gekommen. Deshalb starten wir den Abdruck der Folgen, die von  einer Mitspielerin  2009 für uns erdacht wurden, nochmals. Viel Spaß bei der ERSTEN Folge:

 15. Juni 2009 (1) – Die Prophezeiung

(ein Fortsetzungsroman von DickeFee)
Es war mondlose Nacht, der Wind glitt wütend über die Bäume hinweg und bog sie Richtung Norden. Die Amme schaute besorgt aus dem Fenster, die Stärke des Windes könnte ihr einen Vorteil verschaffen, aber die Richtung die er einschlug würde den Hunden helfen, ihrer Spur zu folgen. Erst vor zwei Tagen hatte sie ihr eigenes Kind tot geboren und nun erschien ihr das eigene Leben nutzlos und dennoch, sie fröstelte, legte die Arme um ihren Oberkörper, dieser Auftrag war Selbstmord. Sie ging zurück in das Zimmer, in der die werdende Mutter und die Hebamme immer noch auf die Geburt des Kindes warteten. Bald würde das Kind da sein, die Mutter lag in den letzten Wehen und sie musste sich bereit halten, damit sich die Abreise nicht verzögerte. Gewitter lag in der Luft als sie die Tür zum Zimmer der Gebärenden schloss.

Ein Schrei durchbrach die stürmische Nacht, der Regen prasselte wie wild, als wenn er ahnte wie unheilvoll die Zukunft aussehen könnte, wenn er nicht mehr niedergehen würde. Ein schwarzer Schatten glitt tief geduckt aus dem Gutshof, verschwand in den Feldern, verharrte bis die dunklen Reiter auf ihren nachtschwarzen Rössern vorbei geritten waren und lief weiter Richtung Umland. Der Schatten vernahm nicht mehr den Schrei der getöteten Mutter, nicht die Rufe nach den Hunden und dem Fluchen des hübschen Gesichts mit den eiskalten Augen, weil das Kind nicht mehr auf dem Gutshof weilte.

Die Amme atmete schwer, als sie sich in der Nähe des Dämmerwaldes versteckte. Die Umgebung war unheilvoll, aber das Baby brauchte seine Milch. „Schhhh, Eleonara, schhhh!“ flüsterte sie in die winzigen Ohren. Die ganze Flucht über war das Kind leise gewesen, hatte an ihre Brust gebunden geschlafen, aber nun war es wach und hungrig. Die Amme legte es an, trank etwas Wasser aus dem Wasserschlauch und aß einen Krummen harten Brotes. Den Rest steckte sie zurück in ihren Tuchbeutel, der Weg würde noch lang werden. Als das Kind fertig getrunken hatte, stand sie zitternd auf. Die kleine Rast hatte ihre Kräfte nicht erneuert, sondern sie noch mehr aufgezehrt. Doch für eine längere Pause war keine Zeit, wenn sie länger stehen blieb, dann würden die Hunde sie finden. Dann wäre alles umsonst gewesen. Sie band das Kind wieder fest an sich, drückte es noch einmal und lief weiter Richtung Dämmerwald. Ohne das Kind wären sie alle verloren. Die Amme verzweifelte fast angesichts des Gedankens. So klein und schon so verflucht. So jung und schon so eine Last auf den Schultern. Ein Neugeborenes, das alles verändern konnte und deswegen dem Tode geweiht war.

Bis zum Ende ihrer Reise war es nicht mehr weit, aber die Amme war erschöpft und musste dringend ruhen. So ging sie die ersten Schritte in den Dämmerwald und hoffte nicht gefunden zu werden. Sie stieg auf einen Baum, nicht ohne sich vorher mit der frisch gezupften Minze einzureiben, die sie dicht an einem Baum fand. Vielleicht hatte sie Glück und die Hunde würden sie so nicht finden. In einer Astgabel liegend, die ihr fest genug erschien, fiel sie in einen traumreichen Schlaf.

Die Alte, die ihr die Karten gelegt hatte saß an ihrem Tisch, sie sah in die gezogenen Blätter und wurde weiß: „Mein Kind, großes Unheil wird über dich kommen. Du hast eine schwere Aufgabe vor dir und wirst dein Leben mit ihrer Erfüllung bezahlen. Ein Kind wird geboren in einer mondlosen Nacht. Ein Kind, zu binden was schon ewig getrennt, ein Kind, den Frieden zu bringen wo Hass und Lüge die Flüsse und Felder vergiftet, seit Anbeginn der Zeit. Rette dieses Kind und die Welt wird Frieden erlangen, aber du wirst sterben. Rettest du es nicht, werden wir alle ins Unglück stürzen, undenkbar größer als das Unheil, das uns jetzt schon das Leben schwer macht.“

Erschrocken wachte die Amme auf. Sie konnte die Hunde hören. Sie waren ihr schon dicht auf den Fersen. Sie hörte die Rufe der Treiber und kletterte schnell vom Baum. Das Kind fest an sich gedrückt lief sie weiter, weiter ihrem Ziel entgegen: dem Zirkuszelt

(im Archiv gefunden und entstaubt worden von Xanthy)

 

 

14
Feb

Simkeanische Geschichte

   Von: DickeFee in Es war einmal...

Die neue Reihe zur Geschichte Simkeas –  zum besseren Verständnis dieses ungewöhnlichen Landes für alle neuen und alten Bürger

Heute ein Rückblick auf den Januar 2009 von Maddie Hayes
– veröffentlich im Trenter Boten von Januar 2010


Mit Beginn des neuen Jahres zogen auch neue Tiere nach Simkea. So wurde im Meer ein Delfin gesichtet, durch den Dämmerwald summte ein Bienenschwarm, auf der Sumpfinsel musste man sich fortan vor einer Kreuzotter in Acht nehmen und im Gebirge tollte sich munter ein Fischotter. Auch konnte man sich über 4 weitere Apfelbäume und einen zusätzlichen Blaubeerstrauch freuen.
Freude herrschte auch bei Schmuckherstellern, Werkzeugfabrikanten sowie den auf dem Markt sich in steter Regelmäßigkeit festsetzenden Händlern. Erstere frohlockten ob der Tatsache, dass ab nun auch Schmuck einem natürlichen Zerfall unterlag, zweitere, da das Werkzeug sich fortan schneller abnutzte und letztere, da es nun möglich war, Marktstände in der Marktgasse zu errichten.
Neubürger, die durch das Portal traten, fanden, frisch durch das Portal getreten, eine reichhaltigere Ausstattung von Grundnahrungsmitteln in ihrem Rucksack, als noch im Vorjahr und konnten sich gleich an der ebenfalls neu entstandenen Fertigkeit der Heuherstellung üben.
Nachdem die Saufgelage im vorangegangenen Jahr überhand genommen hatten und sich Reto ein ums andere Mal klagend an die Regierung gewandt hatte, wurde kurzerhand von Ratsseiten aus die Zusammensetzung der Schnäpse und Alkoholika so geändert, dass ab einer gewissen Rauschdichte, ein Besuch bei der Segnung die unangenehme Folge war. Wer dem zu entgehen den Weg zur Latrine wählte, um sich dort zu erleichtern, sah sich der Schwierigkeit gegenüber, dass es nicht nur ausdauerzehrend geworden war, sich zu erleichtern, einen Rausch in die Latrine zu befördern war auch erheblich erschwert worden.
Die Alchimisten durften in diesem Monat herausfinden, ob das Mischen und Mixen verschiedenster Gebräue richtig funktionierte.

(gefunden von Xanthy)

Eleonora sprang zwischen die Maispflanzen, die Blätter wischten über ihr Gesicht, sie keuchte und versuchte sich zu erinnern, in welcher Richtung vom Feld das Zirkuszelt liegen müsste. Jemand, der sie an einen anderen Ort bringen konnte, würde sie doch hoffentlich vor diesen Kreaturen beschützen können. Sie hörte den Goblin hinter sich, er war nur wenige Schritte entfernt. Sie konnte ihn riechen und musste würgen. Ohne inne zu halten, sprang sie erneut durch die Reihen der Pflanzen und noch einmal, drehte sich im Lauf und rannte die Reihen hinab, anstatt hinauf wie bisher.
Kurze Zeit später sprang sie wieder durch die Pflanzen, drei zur Seite und dann blieb sie stehen, duckte sich und lauschte. Der Goblin musste ein bis zwei Reihen neben ihr sein, etwa 10 Fuß weit weg von ihr. Sie versuchte seine Beine zu sehen und beugte sich etwas nach vorne. Sie erstarrte! Genau vor ihr stand der Goblin, auch er war stehen geblieben und lauschte. Dann hörte sie wie er schnüffelte und den Kopf schief legte. Er kicherte und sprach dann heiser in einem Singsang: „ Wo bist du, kleine Eleonora? Wo bist du? Wir werden dich eh finden. Wir tun dir auch nichts. Wir bringen dich nur zu unserem Herrn und Meister. Er möchte dich gerne kennen lernen Eleonora.“, seine Stimme klang alt, unsagbar alt und moderig. Sie glaubte ihm kein Wort, duckte sich noch ein Stück und atmete so flach wie nur möglich.
Plötzlich bewegte sich der Goblin sehr schnell, er rannte nach rechts und hechtete in die Reihe, in der sie saß; ein Hase hatte sich etwas weiter weg von ihr bewegt und war in ihre Reihe gesprungen. Eleonora hechtete durch die Pflanzen in die Reihe, in der der Goblin vorher gestanden hatte und fing wieder an zu laufen.
Erst als das Feld zu Ende war, stoppte sie und keuchte. Die Hände auf die gebeugten Knie gelegt, holte sie einmal tief Luft. Sie versuchte zu hören, ob der Goblin ihr noch folgte aber ihr Herzschlag überdeckte alle anderen Geräusche. Unvermittelt brach neben ihr jemand aus dem Feld. Eleonora zuckte zusammen und stellte sich auf um ihr Leben zu verteidigen. Almatea stand neben ihr, sie trug ein langes Schwert, von dessen Scheide es grün tropfte. Sie drehte sich leise zu ihr um, noch immer trug sie dieselben Sachen wie gestern. Gestern. War es wirklich erst eine Nacht her, dass sie Almatea getroffen hatte? Dass ihr ganzes Leben sich von Grund auf geändert hatte? Ihre Mutter war tot, Isabell wahrscheinlich auch und alles war nur Almateas Schuld. Seitdem sie in ihr Leben getreten war, brach es zusammen. Eleonora spürte wie die Tränen über ihr Gesicht liefen, sie hörte sich schluchzen, aber es hörte sich an, als wenn ein anderer sich seinem Seelenschmerz ergab. „Pssscht!“, flüsterte Almatea und legte den Zeigefinger auf ihre Lippen. „Sie haben sehr gute Ohren.“
Eleonora schluckte ihre Tränen runter, schaute zum Feld und flüsterte:“ Was sind sie? Wo kommen sie her? Wer ist ihr Meister?“ Ihr ganzes Gesicht war vor Verzweiflung verzerrt. Sie wollte Antworten. Sofort. Sie wollte in Sicherheit sein, nein, lieber wollte sie aus diesem Albtraum aufwachen, denn dies konnte unmöglich ihr passieren. Sie war doch nur die Tochter armer Bauern. Sie seufzte laut auf. Almatea schaute sie mitleidig an:“ Ich werde dir alles erklären. Wenn Zeit dafür ist.“, sie steckte das Schwert zurück in die Scheide, die neben ihrem Hosenbein hing, bewegte sich auf Eleonora zu und packte sie an den Schultern. „Ich habe gespürt, dass ein Portal geöffnet wurde. Wie viele Goblins waren es? Einen habe ich getötet, aber ich muss wissen wie viele es noch sind.“ Eleonora schaute Almatea groß in die Augen. Getötet? „Es waren zwei. Also, ich habe zwei gesehen. Ob mehr dort waren weiß ich nicht. Sie haben Isabell, meine Freundin.“, wieder stiegen ihr Tränen in die Augen.
Almatea seufzte laut auf: „Gut, nur einer ist übrig. Wir sollten schnell verschwinden. Für Isabell können wir momentan nichts tun. Es gibt eh nur die zwei Möglichkeiten, dass sie sie mitnehmen oder töten, aber ich würde mein Schwert darauf verwetten, dass Darkman sie als Pfand behält.“
Eleonora schaute sie verwirrt an. Pfand? Darkman? Sie schüttelte den Kopf.
Almatea fasste ihren Mantelsaum und warf ihn über Eleonora. Wo sie eben noch gestanden hatten war das Gras nun leer.

(von Xanthy für euch aus dem Archiv gefischt)

Es war spät geworden. Der Pfarrer musste geholt werden, die Mutter gesegnet, es wurde darüber entschieden. sie morgen in aller Frühe auf dem Friedhof zu begraben. Und irgendwann war Eleonora eingeschlafen. Isabell schaute auf sie hinab. Wie schön sie war. Wie unsagbar unschuldig sie im Schlafe wirkte. Sie strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Manchmal legte sich Eleonoras Stirn in Falten, so als wenn sie schlecht träumen würde oder sich über irgendetwas ärgerte. Isabell war müde, aber sie wollte nicht nach Hause, ihre Freundin nicht alleine lassen. Sie würde auf dem Stuhl neben Eleonoras Bett schlafen, über sie wachen und morgen, ja morgen würde hoffentlich ein neuer, besserer Tag anbrechen. Langsam fielen ihr die Augen zu.
Ein Krachen drang an Isabells Ohren und sofort war sie wach. Sie blickte zu Eleonora, doch die schien von dem Krach nichts mitbekommen zu haben. Isabell lauschte. Leise Schritte waren im Haus zu vernehmen. Ihre Gedanken überschlugen sich. Was tun? Im Zimmer gab es nichts, das der Verteidigung gedient hätte, also musste sie hinaus aus dem Zimmer. Isabell schlich leise die Treppe, die gleich neben Eleonoras Zimmer war, hinab zur Küche. Kurz bevor sie in den dunklen Raum trat, lauschte sie noch einmal auf die Geräusche des Hauses.

Eine Hand wickelte sich um die ihre als sie den nächsten Schritt tat. Eine grüne Hand mit entsetzlich gelben Fingernägeln, die Hand eines Wesens, das schlimmer war als jeder Albtraum. Isabell schrie, das Wesen schlug sie ins Gesicht und sie brach zusammen.
Eleonora wurde wach. Hatte da jemand geschrien? Sie vernahm ein Poltern im Haus. „Isabell?“, besorgt schaute sie sich um. Isabell war nirgends zu sehen. Eleonora stand auf. Sie lauschte. Jemand war im Haus und die Laute, die sie hörte, ließen ahnen, dass sie in Gefahr war. Ihr Blut pumpte laut durch ihren Körper, so laut, dass sie die Geräusche von unten kaum vernahm. Es klang, als wenn etwas Großes durch die Küche geschleift würde. Jemand sprach, es klang unmenschlich, alt und die Stimme war so tief, dass Eleonora kein Wort von dem verstand, was dort unten gesprochen wurde. Ein Bild schoss ihr durch den Kopf. Ein Bild von einem Wesen mit grüner Haut. Sie erschrak. Das konnte nicht sein. Ihr Albtraum sollte Wirklichkeit geworden sein? Und wo war Isabell? Eleonora atmete tief ein und ging zum Fenster. Bis zur Erde waren es etwa 13 Fuß und nur das Gras würde ihren Aufprall bremsen. Sie überlegte ob sie dieses Risiko eingehen sollte, als sie sah wie etwas aus dem Haus kam, ihr Freundin lag bewusstlos über den Schultern des Wesens und wie Eleonora jetzt feststellen musste, war es schlimmer als ihr Albtraum, – viel schlimmer.
Das Wesen das Isabell verschleppte war so groß wie ein Mensch, dabei aber dünn und sehnig wie jemand, der jeden Tag schwere Arbeiten ausführen musste. Es hatte lange Finger mit gelben, spitzen Fingernägeln und sein Gesicht war entsetzlicher als alles, was sie bisher gesehen hatte. Die Ohren des Wesens waren ebenso grün wie der Rest des Körpers und standen spitz vom Kopf ab. Die Zähne waren spitz und leuchteten gelb in der Nacht. Das ganze Gesicht erinnerte an eine Totenmaske. Die Haut wirkte ledern und die Lippen waren so klein, das die Zähne riesig wirkte. Eleonora erzitterte. Sie atmete laut aus und überhörte so die Schritte auf der Treppe. Erst als der zweite Goblin in der Tür ihres Zimmers stand, wurde sie sich des Geruches bewusst. Es stank wie der Tod selbst, als wäre es frisch aus einem Grab, das es schon monatelang bewohnt hatte, entkommen. Es grinste sie an und öffnete den Mund: „Da bist du ja. Der Meister wird sich freuen, dich endlich begrüßen zu dürfen.“, er lächelte grob und ging auf sie zu. Eleonora erschauerte. Der Meister? Was war dieses Wesen? Wer war der Meister? Es gab nur einen Ausweg. Eleonora öffnete hinter ihrem Rücken den Riegel des Fensters. Sie drehte sich um, schwang es auf und sich selbst in einer flüssigen Bewegung hinaus. Als sie auf dem Boden aufkam, raste ein stechender Schmerz durch ihre Beine. Der Goblin in ihrem Zimmer zertrümmerte die geöffneten Fensterscheiben und stieß einen unmenschlichen Schrei aus. Der andere Goblin drehte sich um, sah sie und ließ Isabell fallen. Eleonora hatte keine Zeit nachzudenken. Das einzige was sie nun retten konnte, war so schnell wie möglich den beiden Goblins zu entkommen. Sie rannte los in Richtung des Maisfeldes das hinter ihrem Haus begann.

(von Xanthy im Archiv gefunden)

16
Aug

Es war einmal….

   Von: Calisto in Es war einmal...

Heute möchte ich etwas Spannendes starten, auf das ich selbst sehr neugierig bin. Voll Vertrauen, dass sich alle weiteren Fortsetzungen finden werden – hier der Beginn von

(Fortsetzungsroman von DickeFee)
Tief im Dämmerwald lag eine alte Ruine. Sie war umrankt von Pflanzen, und Bäume standen so dicht um sie herum, dass man sie entweder zufällig fand oder von ihr wusste. An diesem Ort herrschte fast absolute Stille. Die Tiere mieden ihn. Die Sonne versuchte sich ziemlich erfolglos einen Weg durch das dichte Blattwerk zu bahnen, nur hier und da schien einer ihrer Strahlen durch die Bäume und erhellte die Ruine grade genug, um für Gerüchte zu sorgen. Die, die diesen Ort kannten, erzählten sich Geschichten über Wesen, die sie dort zu sehen geglaubt hatten, ohne jemals genau zu wissen, ob ihre Sinne sie nicht getäuscht hatten. Das einzige was einem Jäger, Holzfäller oder Sammler, die häufigsten Besucher des Waldes, auffiel, waren die Goblins, die sich anscheinend gerne in ihrer Umgebung herumtrieben. Seit Jahren waren es nicht mehr so viele Goblins gewesen wie in letzter Zeit. Keiner wusste eine genaue Zahl, aber allein die Gerüchte versetzten die Menschen in ganz Simkea in Angst und Schrecken.
Eine Gestalt, dunkel wie die Nacht und ebenso beängstigend, lief in der Ruine auf und ab. Die Hände hinter dem schwarzen Mantel verschränkt, der schwarze Hut auf dem Kopf, die schwarzen Stiefel, die Hose in selbiger Farbe und die Binden, schwarz wie die Nacht, die nichts von seinem Gesicht zeigten, nichts außer dem Mund und den kristallblauen, eiskalten Augen. Man hätte die Person nicht zu sehen vermocht, wenn Darkman nicht aus purer Eitelkeit ein dunkelrotes Hemd sein eigen genannt hätte. Auf und ab lief er, er überlegte, plante, wartete auf den Bericht. Der Bericht, auf den er seit 15 Jahren hoffte. Ein Goblin trat durch das dunkle und stellte sich vor Darkman.
„Meister, Herr, ich habe Nachricht.“ Nie hätte jemand geglaubt, dass ein Mensch Befehlshaber über eine Goblinarmee sein könne, und doch zeugte genau dieser Satz von der großen Macht und dem Respekt, die Darkman zuteil wurden. Er richtete sich auf, schaute dem Goblin in die Augen: „Dann erstatte Bericht!“, hart wie Peitschenschläge trafen den Goblin die Worte. Zu lange wartete Darkman schon. Er war ungeduldig geworden. „Herr, wir haben einen Dimensionengänger gefangen. Wir haben ihn gefoltert bis er uns von dem Mädchen berichtete. Sie ist in einer Dimension, deren Welt den Namen Altar trägt, die Stadt ihres Aufenthalts nennt sich Altamor. Sie lebt dort mit ihrer kranken Mutter auf einem Hof. Darkman lächelte böse, er war so nahe dran, diese Informationen waren mehr als er zu hoffen gewagt hatte, er konnte seinen Sieg schon fühlen. „Und weiter?“ „Die Hexe lässt ausrichten, dass sie kurz davor ist, einen Übergang schaffen zu können. Ein Portal!“ „JAAA!“ Darkman ballte die Fäuste. Endlich! Er war seinem Ziel so nah. Bald würde er Eleonora finden und vernichten. Die Prophezeiung würde niemals eintreffen, seine Macht würde ungebrochen bleiben.
Darkman atmete tief ein: „Lebt der Dimensionengänger noch?“, fragte er ohne jedes Mitgefühl oder Sorge in seiner Stimme. „Ja Herr!“ „Lasst ihn am Leben, vielleicht brauchen wir ihn noch. Richte der Hexe aus, das sie sich beeilen soll. Ich möchte vor dem nächsten Vollmond ein Ergebnis sehen. Und nun geh! Du hast deine Aufgabe zu meinem Wohlwollen erfüllt.“ Der Goblin bewegte sich wieder, drehte sich um und ging davon. Darkman stand im Dunklen der Ruine, drehte sich langsam um sich selbst und starrte dabei in das dichte Laub der Bäume um ihn herum. Er roch den Wald, die Erde, das Alter der Bäume und fühlte sich so befreit wie schon ewig nicht mehr. Er würde es schaffen, er würde es allen zeigen. Darkman würde sich von keinem kleinen Mädchen seiner Macht berauben lassen. Niemals! Nie wieder würde er hilflos zusehen, wie ihm alles genommen wurde, für das er hart gekämpft hatte. NIE WIEDER! Darkman verließ den Schutz der Ruinen und eilte zurück in die Stadt Trent.