Da sitzt der Naseweis im Gärtchen auf dem Gutshof und langweilt sich. Mit dem aufkommenden Wind dringen Stimmen ans empfindsame Ohr der Nymphe. Neugierig geworden wird auf den Apfelbaum geklettert, das Fernrohr gezückt und Richtung Trent geblickt. Dort am Markt wird eine eilig, die Taverne ansteuernde Quengeli ausgemacht. Ungläubig ob des Gesehenen schüttelt die Neugierige den Kopf und macht somit ungewollt auf sich aufmerksam, denn auch Louhi reckt seinen langen Drachenhals und guckt neugierig über die Dächer zum Markt was es da wohl zu entdecken gibt. Außer der mittlerweile in der Taverne verschwundenen Quengeli ist auch deren grinsender Gatte auszumachen. Nichts Ungewöhnliches an sich, doch das sollte sich rasch ändern.
„Quengeli ist schon wieder wie wild am schuften“, stellte Morti erstaunt fest. Großes Unverständnis daraufhin bei Maeve. „Warum? Ich dachte, sie ist verheiratet und der werte Herr Mort würde ihr nun jeden Wunsch von den Augen ablesen.“ Morti gab ehrlich zu, dass er versucht dies zu tun, er aber manchmal irgendwie eine Leseschwäche aufweist. Männer halt …
Nicht lange und Quengeli erschien zurück am Markt, dabei wild mit Mortis langen Unterhosen fuchtelnd, die nur sekundenspäter eiligst hinter ihrem Rücken verschwanden. Zu spät indes … „Was war das da eben?“ Trotz Fernrohr lässt sich nun einmal nicht alles auf die Distanz erkennen.
Am Markt erklärte Quengeli ihrem Gatten, dass sie soeben seine Unterhose gestopft und ein Blümchen auf jedes Löchlein gestickt habe. Dem Anschein nach auch neu gefärbt, denn Morti, der nach eigener Bekundung hart im Nehmen sei, versuchte panisch mittels Blaubeeren die unerwünschte Farbe zu überdecken. Auch Ranthoron meldete Bedanken an, wenngleich nicht der Farbe wegen. „Das muss pieksen. Blümchen haben doch Stängel oder? Und Quengeli wird die Stängel bestimmt nicht nach außen gesetzt haben…?“
„Er hatte sie ja nicht an beim Flicken, Ranthoron“, versicherte die geschickte Näherin und teilte weiterhin mit: „Wenn er wieder in den Kampf zieht und der Gegner ist zu stark, lässt er einfach den Kaktus auf der Pobacke durchblitzen. Außerdem stängle ich nicht an Mortis Hosen rum, hab ein Blümchen auf jedes Löchlein gestickt. Stängellose Blümchen eben, so zu tippen Kopfblüher.“ „Morti blüht am Kopf?“, wollte Louhi in Erfahrung bringen. „Nee, an den Unterhosen“, klärte Sharina ihn auf.
Morti starrte die ganze Zeit über mit leicht grimmigem Blick Flummii an und forderte lederne Unterhosen. Am Markt kringelte sich manch einer bereits vor Lachen am Boden, so wie Ava Dove, während man im Schrebergärtchen sich mehr Hände wünschte um neben dem Fernrohr auch noch das Malzeug halten zu können. „Ach du liebes Gänseblümchen … warum hab ich gerade solch seltsame Bilder im Kopf und den Wunsch nach Stift und Papier zu greifen?“
„Mortis Unterhosen werden legendär“, befürchtete Quengeli. (Anmerkung des Schreiberlings: Was sich mit dieser Botenausgabe vermutlich bestätigt.)
Es kamen aber noch andere Fragen auf. So die von Ava Dove. „Wer hat denn die Unterhosen an die Öffentlichkeit gezerrt?“ Während der Hosenbesitzer sich augenblicklich etwas blümerant fühlte, druckste seine bessere Hälfte herum. Mit vorlauten Klappe versuchte der Naseweis die delikate Situation zu überbrücken. „Der Wind! Er hat die Büx von der Leine geholt und so …“
Quengeli, nun wieder Herrin ihrer Worte, überlegte laut die Hose in Serienfertigung zu geben. „Ob Morti Fransen an den Beinauslässen mag? So knieumschmeichelnd.“ Maeve hakte bei der Idee nach. „Bekommt er jetzt …wie heißen die noch mal … Kuhjungenhosen?“ Die Angesprochene winkte ab. „Dann müssten wir aber erst die PLU-Tschiens erfinden.“
Auch Morti meldete sich nach überstandenem ersten Schock ob der neuen Beinlinge wieder zu Wort. „Wehe es beginnt jetzt einer zu singen: zieht dem Morti …….“ Bemüht böse blickte er um sich und traf dabei Silentdream, die bereits kichernd das kleine Liedchen summte. Was der Herr Mort völlig vergessen zu haben schien war die Tatsache, dass er die Hose gar nicht trug. Erst als sein Weib mit besagtem rosa Teil vor seiner Nase wedelte, wurde er aktiv. Blitzschnell zerrte er Quengeli in die Marktbude. Neben der Tür warf er zudem noch die Fensterläden zu. RUMS!
Vorbei war’s mit der guten Sicht, da half auch kein noch so gut gebautes Fernrohr der Marke Parker. Ein Aufschrei erklang vom Gutshof. „Ehm … kann mal jemand schauen, was sich da jetzt am Markt tut? Da in dem einen Büdchen? Immer wenn es spannend wird, wird die Öffentlichkeit ausgeschlossen.“ Auch andere sahen sich in ihrer Sicht auf das Schauspiel behindert. „Mortiiiiiii!!!!!!!! Das ist unfair!!!!!“, ereiferte sich Louhi, was fast unterging im … *mitdenfäustenvoninnenandielädenklopft* von Quengeli.
Neugier ist nicht alleine eine Schwäche der Leimoniade. Auch das Frettchen wollte es genau wissen. „Wer schleicht sich da jetzt rein und macht Bilder?“ „Muss jemand Kleines sein …so in Frettchengröße“, bemerkte Maeve und behielt Silent im Auge. Louhi gab zu, sich nicht zu trauen. Da half auch der aus der Bude kommende Schlachtruf „Freiheit für Mortis Unterhosen“ nichts. Selbst Silent, die den Blick auf sich spürte, schüttelte nur das Köpfchen. „Ich trau mich auch nicht. Rosa Unterhosen machen mir Angst.“
Kein Freiwilliger, also musste eine andere Lösung her. „Kann mal jemand die Camera Obscura ans Schlüsselloch halten?“ Erneutes Kopfschütteln setzte auch dieser Überlegung ein rasches Ende. Doch dann geschah Unerwartetes. Aus dem Postschlitz der Marktbude … was sich manche Händler alles leisten können … wurde die rosa Unterbuxe nach draußen gehalten, während drinnen der Besitzer skeptisch sein Weib und dessen handeln beobachtete.
„Ei jeee …das gäbe eine Riesenauflage für den nächsten Boten“, seufzte im Baum die emsige Beobachterin. „Zeit für ne Sonderausgabe…mit umfangreicher Bildberichtserstattung und mit Werbebeilage“, pflichtete Caladon Sunmo bei.
Das war offenbar jedoch zu viel der Aufmerksamkeit, wie Quengeli empfand. „Höööö denkt ihr bitte auch an meinen Familienfrieden? Nur weil ihr auch so schöne Hosen wollt …“
Dies musste Maeve überhört haben. Feuer und Flamme ob Caladons Anregung, sah sie schon die Schlagzeilen vor sich: Simkea‘s Reizwäsche oder was trägt der modebewusste Mann in diesem Herbst. (Anmerkung des Schreiberlings: Das Geschilderte ereignete sich tatsächlich bereits im zurückliegendem Herbst.)
Ein weiteres potenzielles Model ward im Nu gefunden – nämlich Caladon, der sich flugs in Pose warf und seine großen Oberarmflammen präsentierte. Warum Silent bei diesem Anblick laut und vernehmlich „hungäääärr“ rief, blieb ungeklärt. Erwähnt sei abschließend noch, dass Quengeli sich am nächsten Tag die Unterhemden des Gatten vornehmen und aufhübschen wollte. Und sie ließ noch einmal vernehmen, dass sie den Gedanken in Serienproduktion zu gehen, noch nicht verworfen hatte. Morti fand das nicht schlecht und überdachte seinerseits die Möglichkeit die neue Unterwäschekollektion bei der nächsten M&Q Aktion als Preise zu nehmen. Wir können daher gespannt sein, was die Zwei sich noch alles ausdenken. Langweilig wird es mit ihnen gewiss nicht im neuen Jahr …
(Maeve)