Der Tresor
Jedem Bürger dürfte schon einmal im Rathaus direkt neben dem Taleromat stehend der mysteriöse Tresor aufgefallen sein. Bisher wurde noch nie jemand gesehen, der ihn geöffnet hätte und so gibt sein möglicher Inhalt Rätsel auf. Auch zwei Redakteurinnen, die sich in der vergangenen Woche dort aufhielten, fiel er einmal mehr ins Auge und neben der Frage nach dem Inhalt, erhob sich auch schnell die Frage, warum noch niemand versucht hätte, eben dies herauszufinden. Da diese Zwei mit einer gehörigen Portion Neugier sowie einigen doch ungewöhnlichen Ideen gesegnet sind, dauerte es nicht lang, bis man sie dabei beobachten konnte, wie sie mit den verschiedensten Mitteln versuchten, den Tresor zu öffnen. Dieser jedoch widerstand hartnäckig allen Versuchen vom Messer über den Fleischklopfer bis hin zu einem missbräuchlich genutzten Hausschlüssel und anderen sich in den Rucksäcken der Damen zu findenden zweckentfremdeten Gegenständen. So kann auch an dieser Stelle leider nicht berichtet werden, welch Inhalt sich dort verbergen mag.
Zwurrf – Trauma
Da nun schon die alte Frau seit einigen Tagen ihren Laden geöffnet hat, machte sich inzwischen fast jeder Bürger ein Bild der dort angebotenen Waren. Doch nicht jeder behielt die Fassung angesichts der dargebotenen Utensilien. So entfuhr Yaand ein leicht entsetztes Keuchen, als er beim durchsuchen der Waren plötzlich auf Flügel, Augen, Gebisse und Füße stieß. Mit einem leichten Schaudern wandte er sich ab, fühlte er sich doch an Zwurrf und dessen sonderbare Wünsche erinnert. Und der gute Yaand mag nicht der einzige gewesen sein, dem es so erging, Zwurrf hat bei vielen Bürgen, die ihm begegneten einen bleibenden, bis tief gehenden Eindruck hinterlassen. Bleibt anzuwarten, wie viele leichte Aufschreie noch durch die Gassen hallen werden ob der Waren und wie viele bleiche Gesichter noch auf dem Markt zu sehen sein werden, wenn wieder ein Bürger stolz seine Elfenaugen oder Feenflügel präsentiert.
Hoch oben
Höhe ist nicht jedes Wesens Sache, ein schmaler First erst recht nicht. Doch egal ob aus Hilfsbereitschaft oder Neugierde, unzählige Bürger bestiegen in den letzten Tagen die Leiter auf das Dach der Taverne, wo sich ihnen ein famoser Anblick bot. Kopfüber saß ein leicht übergewichtiger Weihnachtself in Schornstein und strampelte mit den Füssen. Die Bewohner versuchten auf die unterschiedlichste Weise, ihn aus seiner misslichen Lage zu befreien. Die eine schaffte es mit einem kräftigen Ruck ihn herauszuziehen, die andere klammerte sich verzweifelt zitternd am Schornstein fest, hatte sie doch nicht die Höhe bedacht, in der sich eben jener Schornstein befand und hinunter in die Gasse geschaut. Wieder ein anderer versuchte im Rauschzustand den Kleinen aus dem Schornstein zu zerren. Wie auch immer die Versuche aussahen – fast jeder schaffte es mehr oder weniger schnell, den zu dick geratenen Weihnachtswichtel herauszuzerren. Doch vergebens. Der Wicht scheint mit einer masochistischen Ader ausgestattet, kaum ist er frei, glaubt er, einen neuen Versuch wagen zu können und steckt erneut fest. Und so werden wohl noch lang seine dumpfen Hilferufe durch die Gassen von Trent hallen.
Das heilige Dach
Der bekannte Trenter Schmied und Handwerker Felix Schwarzauge versuchte sich am vergangenen Sonntag das Leben zu nehmen. Um noch einmal seinen Blick über das schöne Trent schweifen zu lassen, stieg er dazu hinauf auf das Dach der Taverne, setzte den tödlichen Trank an die Lippen , schloss die Augen und erwartete das Ende, das allerdings etwas anderes zu tun zu haben schien, denn der Schmied starb nicht. Verwundert stieg er hinab und suchte erneut einen tödlichen Trank bei einer der besten und vertrauenswürdigsten Alchimistinnen der Stadt. Zu seiner größten Verwunderung jedoch machte der Tod auch dieses Mal keinen Abstecher auf das Dach der Taverne, so dass in ihm langsam der starke Glaube reifte, das Dach der Taverne müsse heilig sein. Und so stieg er erneut hinab und machte sich auf zum Markt, wo er alsbald mit dem werten chacky eine Wette einging, er sei auf dem Dach unsterblich und begann, das heilige Tavernendach zu preisen. Chacky traute seinen Augen und Ohren kaum und ließ sich auf die Wette ein. Als Felix Schwarzauge nun zum dritten Mal heil und unversehrt zum Markt zurückkehrte, war sein Glauben zu einer feurigen Verkündung geworden und er ließ sich allerlei Tränke geben, unbeirrt auf das heilige Dach schwörend. Die Alchimisten überboten sich fast mit tödlichen Tränken, die sie dem Schmied mit auf den Weg gaben. Dieser verließ, das heilige Dach lautstark lobpreisend, den Markt, um all die mitgegebenen Tränke einzunehmen im festen Glauben an das heilige Dach. Offensichtlich jedoch hatte der Tod seine Mittagspause beendet und nahm die neue Religion nicht ernst, allerdings den lautstark predigenden Felix Schwarzauge, dessen Gebeine einsam und stumm auf dem Dachfirst zurückblieben. Gefragt, was er nun von dem Dach der Taverne hielte, als er in den Armen der kopfschüttelnden Segnung erwachte meinte er nur: “ Mein Predigerdasein war kurz und intensiv.“