29
Jun

Der Braumeister

   Posted by: Lady Sharina   in Berufs - Bilder

Geneigte Leser,
der Vorstellung des nächsten Berufes sah ich mit ganz besonderer Aufregung entgegen – in dieser Woche sollte es der Braumeister sein, dessen Profession ich Euch näher zu bringen gedachte.
Wie immer begann ich meine Nachforschungen in der Bibliothek, in deren kühle Hallen ich mich in letzter Zeit immer lieber zurückzog.
Erwartungsvoll öffnete ich das große Buch der Berufe und schlug beim Buchstaben ‚B‘ auf.
Nach einiger Zeit schloss ich das gewichtige Werk wieder und ordnete kurz meine Gedanken. Offenbar war der Braumeister bei weitem nicht das, was ich zunächst erwartet hatte. Es schien, als bestünde seine einzige Aufgabe derzeit darin, Alkohol zu destillieren – und zwar für die Alchemisten.
Verwirrt ging ich im Geiste all die Getränke durch, deren Herstellung ich eigentlich ihm zugeordnet hätte. Bier natürlich, Schnaps, vielleicht auch die köstlichen Cocktails…
Ich erhob mich entschlossen, stellte das Buch beiseite und verließ die Bibliothek. Das Rathaus war mein erstes Ziel, vielleicht konnte ich ja bei einem der Ratsmitglieder mehr Informationen erhalten.
Und tatsächlich: kaum dort angekommen sah ich IceT, der das Gebäude gerade verließ. Ich beschleunigte meinen Schritt und hielt ihn auf.

„Verzeiht IceT, ich muss kurz in einer dringenden Angelegenheit mit Euch sprechen. Bei meinen Recherchen nach dem Beruf des Braumeisters fiel mir auf, dass sich dessen Aufgaben derzeit lediglich auf die Zulieferung für die Alchemisten beschränken. Wie ist das zu erklären? Gibt es etwa Beschränkungen von Seiten des Rates?“
Er schüttelte den Kopf. „Nein, Beschränkungen gibt es nicht. Nun, grundlegend hängt es damit zusammen, dass unsere Nahrung in der derzeitigen Form uns Grenzen setzt. Wir sind aber bemüht, Lösungswege aufzutun, die diese Grenzen öffnen und uns neue Möglichkeiten bieten.“
Interessiert blickte ich von meinem Notizblock auf. „Neue Möglichkeiten? Also ist auch für die Braumeister in Zukunft die ein oder andere Erweiterung ihres Berufsfeldes zu erwarten?“
„Nun, ich hoffe sehr, wir finden Möglichkeiten, auch den werten Braumeistern in diesem Land neue Tätigkeiten zu beschaffen.“
Ein Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen. „Das freut mich zu hören. Ich danke Euch für die Auskunft, dann müssen sich die alkoholischen Freu…“ Ich unterbrach mich kurz. „…Laster wohl erst einmal auf Reto beschränken.“
Auch IceT musste nun schmunzeln. „Das ist vielleicht auch gar nicht so verkehrt, bedenkt man, dass erst in den jüngsten Tagen der exzessive Alkoholkonsum erneut ein Todesopfer forderte…“
Ich winkte ab. „Ach, das ist auch durch die Alchemisten oft genug erreicht worden in letzter Zeit. Ich jedenfalls hoffe mehr auf Genuss denn exzessiven Konsum.“
Lachend nickte IceT mir zu und zog dann weiter seines Weges. „Welch passende Wortmeldung!“

Dieser Punkt zumindest war geklärt, mochte das Betätigungsfeld des Braumeisters im Moment auch noch recht klein sein, so versprach dieses Gespräch doch Besserung. Ich beschloss, ein wenig mehr darüber in Erfahrung zu bringen, wie sich die Herstellung des Alkohols im Moment gestaltete. Hierzu begab ich mich wieder zu der Stelle, wo sich mit Sicherheit etwas erfahren ließ – dem Marktplatz.
Und auch hier wurde ich fündig in der Bürgerin Arnura, von der ich bereits wusste, dass sie der Herstellung des Hochprozentigen mächtig ist. Sogleich sprach ich sie an.
„Werte Arnura, ich bin aktuell bemüht, etwas über den Beruf des Braumeisters herauszufinden. Immerhin weiß ich nun schon, dass sich seine Möglichkeiten momentan auf die Gewinnung reinen Alkohols beschränken. Könnt Ihr mir erzählen, wie sich dieser Prozess gestaltet?“
Sie nickte. „Sicher doch. Man braucht lediglich Kartoffeln, etwas Wasser und eine erhitzte Destille. Aus den Kartoffeln lässt sich dann der Alkohol gewinnen, den man in kleine Glasflaschen abfüllt.“
„Sollte man irgendwelche körperlichen Voraussetzungen mitbringen?“ Ich blickte sie neugierig an.
„Ja sicher, neben der notwendigen Klugkeit sollte man auch über eine gute Wahrnehmung verfügen und in kritischen Situationen intuitiv handeln können.“
Eilig notierte ich. „Oh, ja, das ist in einem solchen Beruf sicher wünschenswert. Aber sagt… Ist dieses Handwerk denn gesundheitlich unbedenklich?“
„Ja, eigentlich schon. Unglücklicherweise steht die Destille allerdings im alchemistischen Labor, und Darkman neigt dazu, komisch riechende Dinge zu brauen, wodurch es oftmals zum Wunsch nach Nasenklammern kommt.“
Unwillkührlich rümpfte ich die Nase. „Das kann ich in der Tat nachvollziehen… kommen wir zur letzten Frage: Da ein Brauer ja in seinem Tätigkeitsfeld doch recht eingeschränkt ist, gibt es irgendwelche Zweitkarrieren, die Ihr empfehlen würdet?“
Arnura dachte kurz nach. „Nun, die Alchemie ist der einzige Beruf, der den Alkohol derzeit benötigt. Da könnte man sicherlich auch tätig werden. Ansonsten bietet sich noch die Glaskunst an, damit man die benötigten Flaschen selbst fertigen kann.“
Ich bedankte mich mit einem Knicks, ehe wir uns verabschiedeten und sah mich weiter auf dem Markt um, um noch eine dritte Stimme zu hören.

Die Gelegenheit dazu bot sich mir in Guinevere, die sich gerade am Feuer wärmte. Ich setzte mich dazu und streckte ein wenig die Beine aus, ehe ich sie ansprach.
„Ehrenwerte Guinevere, Ihr könnt mir doch sicher auch noch ein paar Kleinigkeiten über das Brauen berichten. Empfindet Ihr diese Arbeit als angenehm?“
Sie blickte auf. „Meinst du Alkohol brauen?“, und fuhr auf mein Nicken hin fort.
„Nein, ist nicht angenehm, diese Dämpfe andauernd, da wird einem recht schwummerig von. Früher mochte ich das ganz gern, aber heutzutage…“ Sie seufzte und sah mich dann unvermittelt mit weit aufgerissenen Augen an. „Außerdem ist es sehr gefährlich!“
Ich zuckte zurück. „Gefährlich? Tatsächlich? Inwiefern denn?“
Guinevere senkte ein wenig die Stimme. „Du kennst doch bestimmt die Geschichte, als K. (Name der Redaktion bekannt) die Destille in die Luft gejagt hat?“ Sie lachte kurz und heiser auf. „Ja, in die Luft ist die gegangen. Eine Riesenexplosion, gut, dass er unverletzt blieb… Man sollte es schon können, und sehr vorsichtig sein!“
Gebannt blickte ich sie an. „In die Luft gejagt? Ach du meine Güte… aber so etwas kommt nicht regelmäßig vor, oder?“
Beschwichtigend schüttelte sie den Kopf. „Nein, nicht regelmäßig, aber Brauen ist schon sehr gefährlich.“
Wieder notierte ich. „Also nicht unbedingt etwas, was Ihr Anfängern empfehlen würdet?“
„Nein, nur ungern. Zudem benötigt man so einige kostspielige Zutaten. Das ist nichts für Anfänger.“
Ich fügte meinen Unterlagen einige Zeilen hinzu. „Gut zu wissen. Kommen wir zur letzten Frage, würdet Ihr es begrüßen, wenn sich die Möglichkeiten der Braumeister in Zukunft erweitern würden?“
„Sicher!“, erwiderte sie. „Es wäre gut, wenn man mit etwas Leichterem und Ungefährlicheren beginnen könnte, um sich in dieser Kunst zu üben. Alkohol ist nun einmal hochexplosiv und das vergessen viele…“ Kurz schaute sie in die Flammen, dann nahm ihre Stimme einen warmen Ton an. „Bier zum Beispiel, das wär nicht schlecht, und ab und an würd ich mir gern auch eines gönnen.“ Betrübt schüttelte sie den Kopf. „Aber mein Vorrat von Reto war leider viel zu schnell alle, und man bekommt selbst unter der Hand kaum mehr welches…“ Ihre Gedanken schienen abzudriften und so verabschiedete ich mich mit einem Lächeln.
„Och, so einen kühlen Gerstensaft gönnt sich bestimmt jeder mal gerne. Nun, hoffen wir darauf, dass der Rat in Bälde neue Möglichkeiten erschließen kann. Ich danke Euch vielmals, Guinevere.“
„Aber gern doch, mein Kind.“

Zurück in der Redaktion trug ich meine Informationen zusammen. Ein Nischenberuf offenbar, aber sicherlich nicht der Uninteressanteste. Vielleicht bietet die Karriere des Braumeisters ja dem ein oder anderen Inspiration genug, auch einmal das Ungewöhnliche zu versuchen.
Ich verabschiede mich in der Hoffnung, Euch wieder ein paar neue Einblicke geboten zu haben.
Eure Liala

In der nächsten Ausgabe erfahrt Ihr etwas über die zweite Seite des Bergbaus – die Erzgießerei.

This entry was posted on Montag, Juni 29th, 2009 at 09:59 and is filed under Berufs - Bilder. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. Both comments and pings are currently closed.

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