30
Nov

Ein neues Flugblatt

   Posted by: Maddie Hayes   in Schlagzeilen

Als sich Maddie am Sonntagmorgen schlaftrunken aus den Fellen rollt, stürmt ein sichtlich verwirrter Addison auf sie zu. In seiner Hand hält er ein Flugblatt in derselben Handschrift verfasst, wie jenes, welches sie vor zwei Wochen auf dem Markt fand. Erneut trägt es keine Unterschrift. Misstrauisch nimmt sie es Addison aus der Hand und beginnt zu lesen.
Scharf zieht sie die Luft ein. Bonzen? Hungerlöhne? Addison schaut sie verzweifelt an. Auf die Frage, wer ihm dieses Flugblatt gab, muss der mechanische  Modron reumütig zugeben, dass er nicht, wie Maddie ihn gebeten hatte, auf der Auslage Wache gehalten hatte, sondern sich heimlich des Nachts zu ihr auf die Felle gekuschelt hatte. Am morgen hatte das Flugblatt auf der Auslage gelegen, weit und breit war keine Menschenseele zu sehen gewesen. Maddie liest noch einmal die Worte auf dem Flugblatt, knüllt es wütend zusammen und schmeißt es in eine Ecke des Standes.
Als sie sich jedoch später aufmachen will in die Redaktion des Trenter Boten, fällt ihr Blick auf den zerknüllten Zettel und sie steckt ihn ein…..

 

Strebt die Regierung eine Zweiklassen-Gesellschaft an?

Tag für Tag wird die Schere zwischen Arm und Reich in unseren Landen größer!
Auf der einen Seite sind reiche Bonzen die ihren Bauch mit Schnitzel, Spiegelei und exquisiten Tintenfischringen runder und dicker werden lassen. Auf der anderen Seite sind die armen Schlucker, die jeden Tag um eine Fischsuppe oder Kartoffelsuppe kämpfen müssen, um ihren knurrenden Magen zu beruhigen.
Ein Grund hierfür ist, dass Rohstoffe immer billiger angeboten werden und die Produzenten dazu gezwungen sind, diesen Preisen nachzukommen, in der Hoffnung genug zusammenzusparen, um sich ein trockenes Brot zu leisten. Grade beim Eisen ist dies sehr deutlich. Die Bergarbeiter stehen Tag für Tag in Minen und schürfen in harter Muskelarbeit das so wichtige Eisenerz aus dem Gestein. Am Schmelzofen stehen sie an sengender Hitze um aus dem Erz das Roheisen zu bekommen. Mit diesem Roheisen werden alle wichtigen Werkzeuge unserer Zeit gefertigt. Kein Koch könnte ohne das Eisen in einer Pfanne braten. Kein Holzfäller könnte einen Baum fällen ohne Eisen für eine Axt oder eine Säge. Doch grade hier herrschen schwere Lohnmängel. Vor allem, wenn man sich dabei die Werkzeugproduzenten anschaut. Der Schürfer und Schmelzer verdient nicht mal ansatzweise die üblichen 6 Kreuzer pro Arbeitsstunde, während derjenige, der das Eisen zu Werkzeugen verarbeitet, guten Profit aus den Werkzeugen schlagen kann.
Und was tut unsere Regierung hiergegen?
Nichts?
Nicht ganz. Anstatt hier einzuschreiten und Mindestlöhne zu verabschieden, zwingen sie den Schmelzern ein neues Gesetz auf. Nun ist es Pflicht zum Schmelzen von Eisen eine Gussform zu verwenden. Anders hergestelltes Roheisen ist nicht mehr erlaubt. Nun benötigen Schmelzer ein weiteres, teures Werkzeug, doch können sie diese Extrakosten auch nicht in ihre Preise mit einfließen lassen, da es gang und gebe ist, lediglich die Arbeitsstunden zu bezahlen.
Welche Ziele verfolgt die Regierung mit Gesetzen dieser Art?
Vor nicht allzu langer Zeit wurde ein ähnliches Gesetz verabschiedet, welches den Fischern Simkeas verbietet mehr als eine bestimmte Menge Fisch pro Tag aus dem Meer und See zu ziehen. Ebenso wurde veranlasst, dass nur noch in gewissen Abständen Getreide gesät wird.
Solche Gesetze führen dazu, dass Rohstoffproduzenten es immer schwerer haben im Kampf um ihr täglich Brot. Ihre Ertragsquellen werden gesetzlich beschnitten oder es wird ihnen befohlen, teure Techniken zu verwenden, die keinen Vorteil bringen.
Und in diesem Konkurrenzkampf leiden ihre Löhne, da sie es sich nicht leisten können, ihre Preise zu erhöhen, da sonst sofort jemand da ist und sie unterbietet. Zur Freude der reichen Rohstoffverarbeiter, die ihren Durst mit Säften und Milch löschen.
Und so müssen wir scheinbar weiter hilflos zuschauen wie die Regierung mit solcher Art Gesetzen die Zweiklassengesellschaft weiter vorantreibt!

 

(Auch dieses Mal gilt: Der Inhalt des Flugblatts ist nicht Meinung der Redakteure des Trenter Boten)

Unser Chefredakteur IceT, seines Zeichens Ratsmitglied, nahm sich des Flugblatts an und verfasste folgende Stellungnahme:

Liebe Leserinnen und Leser,

zunächst bitte ich stellvertretend für die gesamte Redaktion um Entschuldigung. Der Trenter Bote war gemeinhin als neutrales und objektives Blatt bekannt – nun sehen wir uns aber im Zuge der Meinungsfreiheit ausserstande, Beiträge jedweder Form, sofern sie nicht gegen geltendes Recht dieser oder anderer Welten verstoßen, zu unterschlagen – selbst vor Polemik, verdrehten Tatsachen und vor offensichtlich vor Aufwiegelei triefender Pamphlets dieser Art werden gedruckt. Warum? Weil wir euch, werte Leser, zutrauen, Euch ein eigenes, differenzierteres Bild von der tatsächlichen Situation machen zu können. Ein vor hohler Phrasen und Parolen wie „Bonzen“ triefendes Blatt ist ohnehin als völlige Selbstdisqualifikation zu werten.
Nicht, dass der Rat von Simkea nicht an konstruktiver Kritik interessiert wäre, beiweitem nicht – hierfür gab es in der Vergangenheit genug Beispiele.
Aber genug der Einleitung.
Es widerspricht den Grundsätzen des Rates von Simkea, sich aktiv an der Preisgestaltung zu beteiligen, was nicht nur (ehemaligen) Mitgliedern des Rates bekannt sein dürfte – die Preisbildung liegt allein beim jeweiligen Hersteller, und so ist es Gesetz in unserem Lande. Werkzeuge werden zur Verfügung gestellt, wenn der Rat sich hiervon eine allgemeine Konjunktur erhofft – die Umsetzung liegt wie gesagt bei den jeweiligen Gruppen.
An der Entscheidung, Rohstoffe wie Fische zu regulieren, um einer Überproduktion, wie wir sie noch vor Kurzem in unserem Lande hatten und erfolgreich bekämpft haben, waren nicht nur aktive, sondern auch ausgeschiedene Ratsmitglieder beteiligt, wohlwissend, welchen Hintergrund diese Maßnahme hatte.
Zu weiteren Vorwürfen und Unterstellungen bin ich zu keiner weiteren Stellungnahme bereit.
Ich hoffe, Ihr, liebe Leser, mögt dieses Pamphlet ebenso betrachten wie ich: teils verärgert, teils belustigt.

In diesem Sinne wünsche ich frohe weitere Lektüre!

gez. IceT – Chefredakteur, Mitglied des Rates von Simkea, und stets mit armen Neulingen sein Brot teilender „Bonze“

This entry was posted on Montag, November 30th, 2009 at 09:59 and is filed under Schlagzeilen. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. Responses are currently closed, but you can trackback from your own site.

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