Wir leben unser Leben. Wir richten uns in ihm ein, alles scheint wohlgeordnet. Mein Haus, mein Boot, mein Mann, meine Kinder.
Und doch kann es geschehen, dass wir uns unvermittelt einer Situation gegenübersehen, die diese Ordnung in Frage stellt. Sie stellt einen Reiz dar, sie fordert uns nahezu heraus, einen Tanz auf dem Drahtseil zu vollführen. Es ist ein Spiel mit der Gefahr, der Reiz, der davon ausgeht ist schier unerträglich. Es ist das Balancieren am Abgrund, entlang einer Klippe. Unter uns noch der feste Boden, doch nur Millimeter neben uns lauert die Tiefe. Lockt uns zu sich, lässt uns schwanken. Wir könnten uns einfach fallen lassen. Der Konsequenzen, der Tragweite unseres Tuns nicht recht bewusst, könnten wir der Verlockung doch nicht widerstehen, uns dem Reiz hinzugeben. Oder wir wählen die Sicherheit. Treten vom Abgrund zurück und genießen die Erinnerung an ein Spiel, dessen letzte Konsequenz uns unser Gewissen und unser Verstand zu versuchen verbot.
Wie auch immer wir uns letztlich entscheiden, ob wir es wagen, sehenden Auges in den Abgrund zu stürzen, oder Zurückkehren und uns der Sicherheit anvertrauen. Wir haben den Reiz der Gefahr gespürt, von ihrem süßen Nektar gekostet. Das Tor ist geöffnet und unsere Schritte werden uns immer wieder zurück lenken, von neuem über den Abgrund tanzen lassen.