Ich erwache und muss mit Bedauern feststellen, dass die Fische und Krebse weitergezogen sind. Was soll ich nun tun? Während ich frühstücke, gehe ich verschiedene Szenarien durch. Ich könnte heimwärts segeln, um zu Alenja zu kommen, oder noch etwas westwärts segeln, um vielleicht noch etwas zu fangen. Da erreicht mich eine Taube von meiner Liebsten. Mit Freuden lese ich die Nachricht und entschließe mich, noch einige Meilen westwärts zu segeln.
Ich segle los und weiche einigen Haien aus. Unterwegs sammle ich ein paar Algen ein. Dann am Horizont ein silbriges Leuchten. Ja, kein Zweifel: Da sind Fische. Ich steuere darauf zu und als ich ankomme, werfe ich den Anker aus und die Reuse gleich hinterher. Gleich der erste Fischzug ein Erfolg. Ich freue mich und danke Kätchen nochmal für das Fernglas, das mir sehr gute Dienste leistet. Wenn ich zurück bin, werde ich einen Feinschmied suchen, der mir eines herstellen kann.
In der Ferne sehe ich verschwommen ein kleines Etwas. Ich schaue durch das Glas und sehe, wie Catharren vorbei segelt. Ich winke, doch ich scheine nicht bemerkt zu werden.
Die Reuse wieder im Wasser, atme ich die salzige Luft und sehne mich doch ein wenig nach dem Markt in Trent. Nach den vielen lieben Freunden, die ich in dieser Welt gefunden habe. Ich denke an Louhi, den gutmütigen Drachen, an Maddie, die mit mir Zwergisch lernt. Xanthy und Sir, meine baldigen Schwiegereltern. Und an Molitor, meinen Schwager, und an Lupina. Auch an alle anderen. Welch ein Segen für mich. Langsam schleicht sich das Heinweh in meinen Kopf. Um mich abzulenken, überlege ich, ob ich wohl mit Alenja einen Marktstand eröffnen soll.
In die Eintönigkeit hinein werde ich müde. Immer wieder fallen mir die Augen zu und ich döse kurz weg. Um der Müdigkeit Herr zu werden, ziehe ich die Reuse wieder an Bord. Ich lichte den Anker und lasse mich etwas treiben. Ein leises Jaulen erreicht meine Ohren. Was war das? Ich blicke mich um, kann aber nichts entdecken. Da, wieder! Durch das Schaukeln und ständige Plätschern der Wellen gegen mein Boot scheine ich langsam verrückt zu werden. Und doch, da war es wieder. Sehr leise. Nein, ich irre mich nicht. Angestrengt schaue ich über das Meer. Treibt dort nicht etwas?
Ich nehme das Fernrohr zu Hilfe, aber ich kann nicht erkennen, was da treibt. Es geht immer wieder unter und wenn es kurz zur Oberfläche zurück kommt, höre ich dieses Jaulen, das nun lauter wird. „Ein Hund!“, schießt es mir in den Kopf. Wie um Himmels Willen kommt der hierher? Ich steuere direkt auf ihn zu und werfe ein Seil aus, in der Hoffnung, das er es schnappt. Tatsächlich schnappt er danach. „Das ist aber ein großer Hund“ denke ich noch, als ich plötzlich die Flügel entdecke. Soll ich es wagen, dieses Tier an Bord zu holen? Egal. Ich kann es nicht ertrinken lassen. So ziehe ich das Tier immer näher heran und hieve es mit letzter Kraft und mithilfe meines Netzes an Bord.
Erschöpft lehne ich mich an und beginne, das Tier näher zu betrachten. Das ist kein Hund, eher ein Wolf. Und er hat Flügel. Meine Güte, ein Flugwolf! Dieser schaut mich dankbar an. Da ich nur noch wenig Proviant dabei habe, halte ich ihm einen Stockfisch hin. Sehr vorsichtig nimmt er ihn an. Ich beschließe, wieder nach Trent zurück zu kehren.
(Klamdor)