In der Welt gelten Zwerge als gefürchtete Kämpfer, treue Verbündete oder zumindest geachtete Feinde. Ihren Ruf haben sie sich im jahrtausendlangen Kampf mühsam erstritten, zahlreich sind die Sagen von Drachentöterinnen, Heerführern und Geschützmeistern. Anders als bei den Menschen, begründet sich der Ruhm der Angroschim aber weniger auf Einzelleistung, sondern auf der Kampfkraft von Einheiten unterschiedlichster Größe. Es gibt etliche Legenden von Drachentötergespannen, die im Alleingang einen Purpurwurm besiegten, aber auch vom kompletten Volk der Ambosszwerge, das mehrere Jahrtausende lang die heimatlichen Stollen verteidigte.

Gerade bei Menschen hält sich hartnäckig das Gerücht, alle Zwerge seien stets waffenbereite Krieger, und tatsächlich verbirgt sich in diesem Vorurteil mehr Wahrheit, als sich ein Feind der Angroschim vorstellen möchte.

Sicher ist, dass nicht nur die Wachhabenden am Xorloscher Tor, sondern auch die Ziegenhirtin auf den Bergwiesen ihre Aufgabe (Angroschs Gebot zur Folge) darin sieht, die Schätze der Erde zu hüten.

Je nach Volkszugehörigkeit predigen auch die Angrosch-Priester diese Lebenseinstellung mehr oder weniger verbissen.

Der Kampf gegen die Feinde Angroschs ist dem Angroscho wie der Angroschna eine heilige Pflicht, die Grundlage der eigenen Existenz und der Sinn des Lebens. Anders als für einen Ork-Krieger, auf den diese Aussage ebenfalls zutreffen mag, macht sich ein Zwerg jedoch nur selten Gedanken darüber. Er prahlt nicht, und er sucht auch keine Bestätigung im Kampf, für ihn ist der Kriegszustand so selbstverständlich, dass es im Rogolan nicht einmal ein Wort dafür gibt. Denoch stürzen Zwerge sich nicht blind in einen hoffnungslosen Kampf – in einer späteren Schlacht könnte ihre Kampfkraft fehlen, wenn sie sich in sinnlosen Scharmützeln umbringen lassen. Bei der Verteidigung einer Binge darf ein Angreifer dagegen keine Gnade erwarten, und auch ein Hügelhaus wird erbittert verteidigt.

Infolgedessen gibt es auch keinen Kriegsstand, wie ihn die Menschen kennen. Bei einer Bedrohung greifen nicht nur eine Hand voll Krieger zur Waffe – nein, fast die ganze Sippe tritt geschlossen dem Feind entgegen. Bei den großen Völkern kann man sogar von einer Wehrpflicht sprechen, auch wenn diese nicht von der Gesellschaft gefordert, sondern ganz selbstverständlich als Dienst an Angrosch verstanden wird. Mindestens einmal wöchentlich übt sich jeder Zwerg und jede Zwergin an Spieß, Axt oder Geschütz. Es gibt – mit Ausnahme der Drachenkampf-Schule von Xorlosch – keine Kriegerakademien; der Berufsstand des Gardisten oder Wachsoldaten existiert in Zwergenstädten nicht. Stattdessen sind die älteren Sippenmitglieder für die Ausbildung des Nachwuchses verantwortlich, und die Wachaufgaben werden im Wechsel von den Sippen übernommen. Zwerge übernehmen also bei Bedarf die Rollen des Ausbilders oder Strassenwächters, doch würden sie eher von einer Berufung als von einem Beruf sprechen. Innerhalb der Sippen ist es daher nicht unüblich, dass diejenigen, die sich im Umgang mit der Waffe ausgezeichnet haben, öfter Wache schieben als talentierte Handwerker – jeder Angroscho dient eben so, dass seine Fähigkeiten am besten zum Einsatz kommen.

(Klamdor)

This entry was posted on Montag, August 1st, 2022 at 09:52 and is filed under Geschichten, Gedichte und Musikalisches. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. You can leave a response, or trackback from your own site.

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