Teil1 hier

Verwirrt hielt er inne. Tatsächlich drangen immer lauter werdende Geräusche zu ihm. In dem Labyrinth der Gänge war es ihm unmöglich auszumachen, aus welcher Richtung das Scharren kam, nur eines war sicher, wissen, was sich hinter dem Scharren verbarg, das wollte das Wiesel nicht. Flink bog es um eine Ecke und prallte wie benommen zurück. Ratten! Ein riesiger Pulk Ratten versperrte den Gang. Das Wiesel spürte, wie sich seine Nackenhaare kräuselten. Nicht nur, das es mit seinen stattlichen 20 cm nur unwesentlich größer war, als die ihm mordlüstern entgegenblickende Schar, auch war der Geruch, der ihm entgegenschlug raubte ihm seinen ohnehin schon schnellen Atem. Langsam näherten sich die Ratten. Zurück konnte das Mauswiesel nicht, lauerte dort doch die Spinne. Vor jedoch konnte es auch nicht, zu groß die Schar der Gegner. Doch genau die Übermacht der Gegner in den engen Gängen der Katakomben war es, die ihm in diesem Moment das Leben rettete. Der Feind meiner Feinde ist mein Freund, heißt es. So sah sich das Mauswiesel plötzlich mit einem neuen Freund beschenkt, einer großen, sich auf acht Beinen behende durch den Gang bewegenden Mutterspinne. Man konnte von dem Mauswiesel vieles sagen. Gewiss war es nicht das mutigste Wiesel der Welt, gewiss auch nicht das schnellste. Was ihm allerdings gewiss nicht fehlte war Schläue. Schnell tauchte es durch die aufgeregt durcheinander laufende Rattenschar und verschwand in den Gängen. Immer tiefer führte ihn der Weg hinab, als er vor sich meinte, ein seltsames Leuchten zu sehen. Vor Aufregung bebend schritt er darauf zu. Konnte es sein, dass er sich am Ziel befand? Hatte er gefunden, was er sich erhofft hatte? Wofür er all die Mühen, all die Gefahren auf sich genommen hatte? Behutsam streckte er die Pfote aus nach der, von einem kleinen Mondstrahl, der durch eine Öffnung in der Decke fiel, beleuchteten glitzernden weißen Kostbarkeit, die sich ihm darbot. Sanft ließ er seine Pfote darüber gleiten und und führte sie zum Mund. Verträumt schloss er die Augen. Ja, er war am Ziel. Beinahe andächtig hob er den Pfeil und begann, das weiße kostbare Salz aus dem ansonsten so kargen Felsgestein zu kratzen. Seinen wertvollen Schatz sorgsam verstauend, durchfuhr ihn ein seine Freude und sein Glücksgefühl je schmälernder Gedanke. Zwar war er am Ziel seiner kühnen Träume angelangt, doch würde er zurück finden müssen. Zurück durch das Labyrinth der Gänge, vorbei an der Meute der ausgehungerten Ratten, nicht zuletzt würde auch die aggressive Mutterspinne es sich sicher nicht entgehen lassen, zu versuchen, seiner habhaft zu werden. Mauswiesel sah sich um. Vor ihm endete der Gang. Es gab keinen anderen Weg. Er würde sich erneut der Gefahr stellen müssen.
Das kleine Mauswiesel schaute auf die feine, glänzende Salzschicht, die auf seiner Pfote schimmerte und schloss kurz die Augen. Dann raffte er allen Mut zusammen, fasste fest seinen Speer und machte sich auf, den Rückweg notfalls zu erkämpfen. Schneller als ihm lieb war, sollte sich zeigen, dass das Glück, das ihn auf dem Hinweg allen Kämpfen hatte entgehen lassen, sich von ihm abgewandt hatte. Nach nur wenigen Schritten stellte sich ihm eine Ratte in den Weg, die Vorderzähne entblößt, zum Kampf entschlossen. Doch dieses Mal, sei es der Euphorie des gewonnenen Schatzes, sei es einem leichten Wahn zuzuschreiben, wich Mauswiesel nicht zurück. Er war bereit, den Kampf aufzunehmen und senkte den Speer. Mit einem beherzten Stich versuchte er dem Untier Herr zu werden. Doch ein Mauswiesel, wie gepanzert und bewaffnet es auch sein mag, ist kein Kämpfer, was ihm fast zum Verhängnis wurde. Der Pfeil verhedderte sich derart in den Garnenden, dass es das Wiesel laut scheppernd zu Boden warf. Der Ratte war dieses Missgeschick nur recht. Pfeilschnell stürzte es sich auf Mauswiesel und schnappte nach seiner Kehle.

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This entry was posted on Montag, Mai 31st, 2010 at 09:59 and is filed under Geschichten, Gedichte und Musikalisches. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. Responses are currently closed, but you can trackback from your own site.

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