26
Okt

Isabell

   Posted by: Maddie Hayes   in Schlagzeilen

(ein Fortsetzungsroman von DickeFee)
Isabell erwachte auf ihrem improvisierten Lager aus Fellstücken. Sie wusste nicht ob es draußen Tag oder Nacht war, aber im Grunde war es ihr auch egal. Sie blickte hoch und sah Darkman, wie er weite Kreise zog, ruhelos, die Hände hinter seinem Umhang gefaltet. Was in seinem Kopf wohl vorging? Sie war immer wieder aufs Neue erstaunt über den Mann, der so vielen Menschen Angst machen sollte. Isabell war gefangen genommen und zu einem großen Haus gebracht worden. Sie ahnte, dass es sich wohl um eine Art Lagerhaus handelte, denn hinter der Tür, durch die sie gestoßen worden war lag nichts anderes als ein großer Raum ohne jeglichen Komfort, dafür aber voll gestellt mit Waren und Plunder.
Isabell war nur einmal von Darkman befragt worden, er hatte gedroht sie zu töten, aber wenn sie darüber nachdachte war er weder unhöflich zu ihr gewesen noch hatte er sie gefoltert um Antworten auf seine Fragen zu erhalten. Der Mann war ihr ein Rätsel. Sie war gefesselt und geknebelt worden, sie wurde bewacht, aber sonst ging es ihr gut. Das Fell auf dem sie lag war weich und warm, sie hatte gutes Essen vorgesetzt bekommen und einmal hatte sogar Darkman selbst seine Mahlzeit mit ihr geteilt.
Er sprach seit diesem ersten Mal nicht mehr mit ihr, betrachtete sie mit abschätzendem Blick, ganz als wenn er nicht wüsste, was er mit ihr anfangen solle oder ob sie wirklich zur Lösung seines Problems beitragen konnte, aber auch wenn sie eine Gefangene war, hätte ihre Lage mit Sicherheit wesentlich unangenehmer sein können.

Sie setzte sich schwerfällig auf und Darkman hielt in seinem Schritt inne. Er blickte sie an und sie erschauderte. Was war passiert? Warum war er so ruhelos? In Verlauf ihrer Gefangennahme hatte sie mitbekommen das Eleonora wohl wichtig für Darkman war, das er ihre beste Freundin fürchtete, auch wenn sie sich nicht im Geringsten vorstellen konnte was es an Eleonora zu fürchten gab. Isabell wusste aus Gesprächen der Goblins, die sie belauscht hatte, das Darkman den Bewohnern Trents zusetzte, dass er mächtig war und das die Goblins ihn als eine Art Familienmitglied oder Freund betrachteten. Obwohl er ihnen Befehle erteilte hatte sie immer das Gefühl gehabt, das die Goblins und er gleichwertig waren. Er behandelte sie mit Respekt und war ausgesucht freundlich zu ihnen. Seine Wutausbrüche waren heftig, aber nie von langer Dauer und wurden stetig verziehen, weil jeder in seiner Umgebung merkte wie angespannt er war. Auch dies war eine Tatsache die ihr Rätsel aufgab. Wie konnte ein Mensch so unterschiedliche Wesenszüge besitzten? Auf der einen Seite ein höflicher, Respekt zollender Mensch, der alles dafür tat seiner so genannten Familie zu helfen und auf der anderen Seite machte er ihr wirklich Angst. Er, sein Aussehen, die Wut und der Hass die in ihm brodelten.
Sie saß mit angewinkelten Beinen, zusammen gebundenen Füßen und Handgelenken auf den Fellen. Sie hob eine Augenbraue und sah Darkman heraus fordernd an. Er blickte erstaunt zurück. Fast hätte sie gelächelt. Noch immer schien er verwundert über ihren Mut. Sie hatte nicht vor ihn zu unterschätzen, aber die Angst die sie anfänglich empfunden hatte, wenn sie ihn sah war inzwischen verflogen und ab und an ertappte sie sich dabei, wie er ihr Leid tat. Was muss ein Mensch durchgemacht haben um so viel Hass zu empfinden? Wie tief musste man ihn verletzt haben damit er anderen Menschen so viel Leid brachte?
Sie deutete mit den gefesselten Händen auf ihren Mund und obwohl sie es gehofft hatte, war sie doch überrascht, als Darkman den Befehl gab sie von ihrem Knebel zu befreien.
Als das Stück Stoff aus ihrem Mund entfernt worden war, musste sie erstmal husten und schlucken. Ihr Mund war ziemlich ausgetrocknet, aber ehe sie etwas sagen konnte setzte der Goblin der ihr den Knebel abgenommen hatte, einen Becher Wasser an ihre Lippen und ließ sie trinken.
„Was ist mit meiner Freundin?“, fragte sie grade heraus, als sie fertig getrunken hatte.
„Du fragst nach deiner Freundin? Hast du keine anderen Sorgen?“, überheblich grinste Darkman auf sie hinab. Sie blickte trotzig hinauf: „Was ist mit Eleonora?“
„Sie sucht dich.“, er klang siegessicher, was Isabell Sorgen bereitete.
„Aber noch habt ihr sie nicht in eurer Gewalt, sonst würdet ihr wohl kaum nervös im Kreis herum laufen.“, sie ahnte, das sie besser ihren Mund gehalten hätte, aber sie hatte Angst um ihrer Freundin und wollte nicht zulassen, das er sich seiner Sache zu sicher wurde.
Darkmans Gesicht verzog sich vor Wut, er ging auf sie zu, holte aus und schlug ihr hart ins Gesicht. „Sie ist weggelaufen um dich zu suchen. So dumm wie sie ist, wird es nur eine Frage der Zeit sein sie zu finden. Immerhin läuft sie mir gradewegs in die Arme um dich zu befreien. Wie kann sie mich nur so unterschätzen. Ich dachte eigentlich, ich hätte jedem klar gemacht, dass man mich niemals unterschätzen sollte.“, er grinste böse und versuchte sich unauffällig die Hand zu reiben.
Isabells Gesicht brannte wie Feuer, ihre linke Wange war rot und die Fingerabdrücke von Darkman waren deutlich zu sehen. Die Tränen des Schmerzes liefen ihre Wangen hinab als sie leise zischte: „Was hat sie ihnen nur getan das ihr sie so hasst? Ich kenne sie mein Leben lang und niemals habe ich etwas Böses in ihr gesehen. Sie ist der freundlichste, höflichste und selbstloseste Mensch den ich kenne. Wie könnt ihr es wagen ihr nach dem Leben zu trachten?“, sie war wütend, so wütend wie Ewigkeiten nicht mehr.
Darkmans Blick verriet sein Erstaunen. Er hatte wohl mit allem gerechnet, aber nicht mit Isabells Wut. Er setzte zu einer Antwort an, als es an der Lagertür klopfte. Er hob einen Finger drohend an seine Lippen und bedeutete ihr leise zu sein. Sie wusste er würde nicht zögern sie zu töten oder sie zumindest bewusstlos zu schlagen, sollte sie sich auch nur einen Ton von sich geben. Sie erstarrte und sah wie der Goblin sich auf einen Wink von Darkman hin aufmachte die Tür zu öffnen. Der Goblin stellte sich kampfbereit neben die Tür, öffnete diese und plötzlich war der Raum erfüllt von dem Geräusch heftig ausgestoßener Luft.
In der Tür stand Eleonora und hinter ihr ein Goblin. Das alle erstaunt zur Tür blicken hatte aber vielmehr mit der Tatsache zu tun, das Eleonora mit den Händen in den Hüften in der Türöffnung stand, herausfordernd, als wenn sie vorbei gekommen wäre um Schulden einzufordern, siegessicher alles zu bekommen, wonach es ihr auch verlangte.
Isabell konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Das war Eleonora, wie sie sie ihr Leben lang kannte. Sie hoffte nur dass ihre Freundin wusste, was sie da tat.

This entry was posted on Montag, Oktober 26th, 2009 at 09:59 and is filed under Schlagzeilen. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. Responses are currently closed, but you can trackback from your own site.

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