12
Jan

Eine Eisige Macht – Teil 2

   Posted by: Amalthea   in Feiern und Events

Die Sphäre

Laut Abigail war die Macht noch nicht besiegt, gab es doch noch drei Opfer zu beklagen. Da waren zum einen der immer fröhliche Reto, beliebter Wirt in der Trenter Taverne, zum anderen die am Gutshof stets mit Rat und Saatgut zur Seite stehende Isabell sowie der im Adoragebirge zurückgezogen lebende Almöhi mit seiner Käsespezialität. Alle drei sollten im Eisschloss gefangen und gleich wie vordem Blueface völlig von Kristalleis umschlossen sein. Abigail konnte weiter keinen Rat geben, versprach jedoch, sich schriftlich an einen Verbündeten zu wenden. Die Antwort darauf galt es nun abzuwarten.

Tatsächlich fand sich nur einen Tag später ein Brief von Abigail ein, mit folgendem Text: „Seid gegrüßt! Die Antwort von außerhalb ließ nicht lange auf sich warten und ich hatte Recht. Mein Verbündeter hat uns Unterstützung geschickt. Du findest drei Gegenstände in deinem Rucksack. Noch sind diese nicht besonders hilfreich, aber das lässt sich ändern. Halte Ausschau nach einer Möglichkeit, die drei Dinge mit mystischer Energie zu versehen. Weit wirst du dazu nicht gehen müssen, doch solltest du zumindest die Stadt verlassen. Die Kristallwärme kann die Stadtmauern nicht durchdringen. Nun ist es an der Zeit, dass du dich auf den Weg machst. Meine Gedanken sind bei dir. Ich hoffe du hast Erfolg.“ Wie geschrieben purzelten mit dem Brief auch drei Gegenstände heraus: ein Glöckchen, eine Stimmgabel und ein Notenschlüssel. Alle drei wirkten unscheinbar, sie schimmerten auch nicht und ich verspürte keinerlei Magie an ihnen. Nun gut, da hieß es in Ruhe überlegen und schauen, was zu tun möglich war. Ich las den Brief noch einmal und legte ihn dann zur Seite. Erstmal überschlafen und morgen weitersehen.

Doch der nächste Morgen brachte neue Schrecken: Von dem sonst so idyllischen Umland klangen furchtbare Rufe durchs ganze Land. Die mutigsten Simkeaner hatten sich schon auf die Suche begeben. Manche von ihnen erlitten einen eisigen Schock, der sogar einige die Gesundheit und mache das Leben kostete. Und das nicht plötzlich, sondern schön langsam, nach und nach. Eine böse Falle: Wer sich nicht nach kurzer Zeit mit einem Heiltrank oder Heilzauber behalf, fiel irgendwann einfach tot um. Die Segnung war plötzlich sehr gefragt und tat ihr Möglichstes. Die verzweifelten Rufe wurden mehr und mehr, und mir liefen kalte Schauer über den Rücken wie sonst eine warme Dusche. Das hieß also für mich, mir erst einmal eine vernünftige Strategie zu überlegen. Da ich ohnehin noch im Haus des Handwerks Beschäftigung hatte, arbeitete ich dort an meinen Aufträgen und hatte dabei Zeit und Ruhe, meine nächsten Schritte zu planen. Wichtig waren auf jeden Fall genug Heilkräfte. So ging es am nächsten Tag in die Nordschneise, wo  ich an der alten Tempelruine neue Tontafeln mit Heilzaubern erstellte. Am anderen Morgen wurde dann erstmal gut gefrühstückt, wer wusste schon, was der Tag noch brachte. Anschließend kramte ich das Fernrohr raus und legte es an. Dann ging ich zum Lagerhaus.

Blueface schien mir leicht verändert, aber das wunderte wohl nicht, nach so einem Erlebnis. Jemand hatte mir zugeraunt, besser eine Kerze im Halter angelegt mitzunehmen. Nun, das war leicht und schadete nicht. Ob es genützt hat… wer weiß. Jetzt hatte ich keine Ausrede mehr, also raus ins Umland und gucken was dort passierte. Mit trockenem Mund und einem grausigen Gefühl wagte ich mich durch das Stadttor hinaus. Viele Simkeaner befanden sich bereits hier; es war ein Chaos, einige liefen durchs ganze Umland. Verzweifelte Rufe waren zu hören, ein eiskalter Schlag nach dem anderen erfolgte in zum Teil schneller Reihenfolge. Nur wenige starben an dem Kristalleis, und doch, auch wenige waren zu viel. Doch es gab auch Rufe, die von Erfolgen kündeten, es war also möglich etwas auszurichten. Geschockt wäre ich fast wieder umgekehrt. Das ging nun aber auch nicht, den drei vereisten im Eisschloss half das sicher nicht.

Nervös sah ich durch mein Fernrohr und entdeckte tatsächlich gleich in meiner Nähe dieses mir unbekannte Ding. Ein paar Schritte nach Norden und einen nach Westen: Da war es also. Misstrauisch schaute ich das Teil an. Es war eine Sphäre, goldig schimmernd und irgendwie… anders. Sie schien mich zu locken, zu rufen: „Berühre mich… berühre mich…“ Wenn ich heute die Sphäre genauer beschreiben möchte – ich kann es nicht, ich sehe sie verwischt, undeutlich und wie im Traum verblasst vor mir. Ein Rest Vernunft tönte leise in meinem Inneren und ich riss mich zusammen. Nun vorsichtig sein, mahnte ich mich selbst. Noch einmal tief Luft geholt… Das Herz raste; wird es gut gehen? Konnte ich das Glöckchen mit der Sphäre kombinieren? Zaghaft versuchte ich es – und patsch, kam auch gleich die Antwort! Mich traf ein eiskalter Schlag. Entgeistert wich ich einen Schritt zurück, das Kristalleis hatte mich erwischt! Das war so schnell gegangen… und dieses kalte Gefühl… im ganzen Körper kribbelte es. Dumm gelaufen, dachte ich grummelnd. Nachdem ich wieder halbwegs bei mir war, lief ich fix zurück in die Stadt, bevor noch mehr passierte.

Zitternd vor meinem Kamin hockend wärmte ich mich am prasselnden Holzfeuer und trank heißen Kräutertee. Nach einiger Zeit wich die Kälte und der Schock. Dafür hatte sie aber auch stark an mir gezehrt. Ich fühlte mich besser, aber immer noch etwas schwach. „Ein Fehlschlag, das geht doch besser“, munterte ich mich auf. Eine Tontafel Heilzauber angewendet stellte mich wieder vollständig her. Bevor ich es mir anders überlegen konnte, machte ich mich erneut ins Umland auf, und erneut benutzte ich das Fernrohr.

Wieder war die Sphäre im Umkreis des Fernrohrs. Entschlossen kombinierte ich diesmal energisch die Sphäre mit dem Glöckchen. Das Ergebnis war ein magisch aufgeladenes Glöckchen! Voller Freude über den Erfolg rannte ich nach Trent zurück, und dort besah ich mir das Glöckchen genau. Es schillerte golden, wie der magische Gegenstand, den ich für Blueface bekommen hatte. Auch waren jetzt magische Schwingungen zu spüren. So also ging das! Ein großer Teil der bisherigen Anspannung fiel von mir ab. Das erste magische Instrument war für den Einsatz bereit.

Einige Zeit später begab ich mich zum dritten Mal ins Umland, und auch jetzt war die Sphäre unmittelbar in der Nähe, nur wenige Schritte weiter. Mit dem gleichen Vorgehen wie zuvor lud ich die Stimmgabel auf und zog mich überaus zufrieden erneut für eine Weile hinter die sichere Stadtmauer zurück. Nummer zwei geschafft, nur noch eines war über. Wesentlich ruhiger ging ich den letzten Gang ins Umland an. Die Sphäre hatte ich auch diesmal sofort gesehen und der Notenschlüssel war ebenso fix aufgeladen. Erleichtert, so gut davon gekommen zu sein, fand ich mich in meinem Sid ein. Jetzt erstmal erholen und das Erlebte reflektieren. Die Holzliege unter meinem Apfelbaum war dafür genau richtig.

Fortsetzung folgt

(Ravalya Kergarth)

This entry was posted on Dienstag, Januar 12th, 2021 at 09:50 and is filed under Feiern und Events. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. You can leave a response, or trackback from your own site.

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