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Okt

Fortsetzungsgeschichte von DickeFee, Folge 12

   Posted by: DickeFee   in Es war einmal...

Liebe Leser, wer den Anschluss verpasst hat – oder sich nicht mehr gut erinnert – die letzte Folge wurde im Juli 2017 veröffentlicht.

2009 gab es sogar eine Diskussion im Boten, in der die Autorin fragte, was für ein  Schluss den Lesern denn am besten gefallen würde…. Darüber könntet Ihr ja auch nachdenken und das Ergebnis dann mit dem hier vergleichen…. Lange dauert es nicht mehr bis zum Ende!

Umland

Elonora ging durch kniehohe Wiesen, den Handelsweg mied sie, die Furcht entdeckt zu werden war zu groß, und das Gras war hoch genug. um sich tief in ihm ducken zu können.
Sie ging parallel zum Handelsweg und nah genug, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren; ihr Herz klopfte bis zum Hals;ihre Hände waren nass vom Schweiß ihrer Angst. Da der Weg ziemlich eben verlief konnte sie schon von weitem sehen. wenn jemand kam, aber ihr war sehr wohl bewusst, dass auch sie schon vom Weitem gesehen werden konnte. Eleonora überlegte. was wohl schlimmer war, vom angeblichen Freund oder vom Feind gefunden zu werden. Die Sonne stand inzwischen hoch am Himmel, sie war hungrig und durstig, aber eine Pause konnte sie sich nicht gönnen und den Weg zu verlassen um eine Quelle zu suchen. kam genauso wenig in Frage. weil sie sich mit Sicherheit verlaufen würde.
Eleonora wusste immer noch nicht. was sie machen würde, wenn sie Darkman gefunden hatte oder wie sie Isabell retten wollte. Ihre Hoffnung bestand darin bis zum letzten Moment unentdeckt zu bleiben. Vielleicht bestand die Möglichkeit das feindliche Gelände erst zu erkunden. um dann ihre Freundin zu befreien. Große Sorge machte sich in Eleonora breit.
Wie es Isabell wohl ging? In welchem Zustand würde sie sein? Welche Qualen musste sie erdulden? Würde sie, Eleonora. jemanden töten müssen um Isabell zu retten? Und wenn ja, mit welchem Gegenstand? Sie hatte doch nichts als die Kleider. die sie am Leibe trug. Sollte sie sich einen großen Stock im Wald suchen, um ihn als Knüppel zu verwenden? Wie sollte sie an eine Waffe kommen?
Eleonora merkte. wie ihr die Tränen übers Gesicht liefen. Sie war einfach weg gelaufen, ohne zu wissen wohin, ohne zu wissen .wie sie Isabell retten sollte und ohne einen blassen Schimmer. was auf sie zukommen würde. Wie hatte sie nur so dumm sein können? Sie fühlte sich wie ein kleines Kind. Sprunghaft, ohne eine Ahnung von der Konsequenz ihres Handelns.
Eleonora hatte den tränenerfüllten Blick gesenkt und als sie jetzt hoch blickte .wurde sie des Waldes gewahr. Dunkel und riesig zeichnete er sich am Horizont ab. Ihr Herz begann zu rasen. Wie sollte sie Darkmans Versteck bloß in diesem großen Wald finden? Es könnte Tage, wenn nicht Wochen dauern. Ein Kloß saß in ihrem Hals. Wie dumm sie war. Der Mut verließ Eleonora. Vielleicht sollte sie umkehren. Vielleicht wäre es besser Almatea um ihre Hilfe zu bitten. Sie blieb stehen. Sie atmete schwer vor Kummer und Anstrengung. Eleonora setzte sich ins Gras. Ihr war es egal. dass sie nun fast komplett verdeckt war, dass sie bis zum Kinn im Gras hockte. Sie wünschte. sie wäre ganz alleine auf der Welt, ohne den ganzen Kummer und ohne alle Sorgen. Sie lauschte. Da waren schnelle Schritte zu vernehmen, Schritte die Richtung Wald liefen in einem Tempo. dass sie es für unmöglich hielt, dass diese menschlich waren. Eleonora duckte sich tiefer.
Ein Goblinin kam die Straße hoch zum Wald gelaufen, er schien es eilig zu haben und Eleonora ahnte weshalb. Sie wussten es also. Sie wussten, dass sie Isabell retten wollte und waren gewarnt.
Eleonora seufzte. Eigentlich konnte sie auch gleich hier sitzen bleiben, hier im Gras. Sie könnte sich hinlegen und warten, auf den Abend, die Nacht und darauf, dass sich ihre Probleme von selbst lösen würden. Sie atmete tief ein. Der Goblin eilte an ihr vorbei, als sie ein Gedanke wie ein Blitz durchzuckte. Wenn es doch eh schon so aussichtslos war den Moment der Überraschung zu nutzen, wenn es aussichtslos. schien das Versteck Darkmans zu finden und Isabell zu retten, dann könnte man es doch von einer ganz anderen Seite aus versuchen.
Eleonora lächelte, vielleicht rannte sie gradewegs in ihr Verderben, aber wenn das ihr Schicksal sein sollte, würde sie es ohne zu hadern annehmen, vielleicht konnte dies aber auch die einzige Chance sein Isabell zu retten. Jede Angst war vergangen, sie schöpfte wieder neuen Mut.
Eleonora stand auf und rief: „Wohin des Weges Goblin? Bin es nicht ich. die ihr sucht? Wollt ihr denn ohne mich eurem Meister gegenübertreten?“
Der Goblin blieb erstaunt stehen und kam argwöhnisch zurück.
Eleonoras Lächeln wurde breiter. Mit dieser Wendung der Dinge hatte wohl keiner gerechnet, am wenigsten sie. Wie gerne würde sie das Gesicht Darkmans sehen wenn er von diesem Moment erfuhr.

Zurück nach Trent

Der Goblin blickte Eleonora voller Argwohn an. Man konnte seine Gedanken förmlich lesen.
Eleonora blickte mutig zurück. Was immer kommen würde, schlimmer als alles vorher konnte es wohl kaum sein. Das hoffte sie zumindest. Der Goblin zog eine Augenbraue nach oben und fragte sich wohl, was er von diesem Akt halten solle, er blickte suchend nach links und rechts, als befürchtete er einen Hinterhalt. Eleonora betrachtete ihn genauer. Noch immer empfand sie dieses Wesen als fürchterlich abstoßend. Seine großen, abstehenden Ohren, seine schiefen, spitzen Zähne, die leuchtend grünen Augen und seine grüne Haut trugen nicht grade dazu bei, das er vertrauenerweckend aussah, von seinem Geruch mal abgesehen. Der Goblin stank als wüsste er nicht mal, was Wasser eigentlich ist. Eleonora atmete durch den Mund. Besser sie machte sich bei dem Wesen nicht unbeliebt, indem sie sich die Nase zuhielt, so sehr es sie auch danach verlangte. Warum mussten diese Dinger bloß so stinken, schoß es ihr durch den Kopf.
„Können wir gehen? Ich habe deinem Meister viel zu erzählen und will meine Freundin zurück haben. Es wäre doch angenehmer vor Anbruch der Dunkelheit bei ihm einzutreffen, bist du nicht auch der Meinung?“, sagte Eleonora mit mutiger Stimme. Sie war selbst überrascht, woher sie den Mut nahm, aber er war da und sie genoss es, so ganz ohne Angst vor diesem grässlichen Wesen zu stehen.
Der Goblin legte den Kopf schief und Eleonora fragte sich ernsthaft, ob er sie überhaupt verstanden hatte. Sie erinnerte sich daran, dass sie schon einen von ihnen Reden gehört hatte, aber vielleicht waren nicht alle Goblins so klug und genau dieser verstand kein Wort von dem, was sie sagte. Sie überlegte grade, wie sie ihr Anliegen in Zeichensprache vorbringen könne, als sie die tiefe, zischende Stimme des Goblins vernahm: „Du willst zu Darkman?“, er schien leicht erstaunt zu sein, aber zu ihrer Überraschung klang auch ein Funken Respekt aus seiner Stimme.
„Ja, ich möchte zu deinem Meister. Dem Herren, der euch befehligt.“, Eleonora nickte und fragte sich, was in dem Kopf ihr gegenüber wohl grade vorging.
„Darkman unser Herr und Meister?“, der Goblin verzog sein ohnehin schon hässliches Gesicht zu einem Grinsen. „Das erzählt man sich also. Aha! Darkman wird sich freuen dich zu sehen. Dreh dich um und geh voran.“
Eleonora war verwirrt. Darkman war nicht ihr Herr und Meister? Aber was war er dann? Wie konnte man sonst mit solchen Kreaturen in Kontakt kommen, wenn nicht um die Macht über alles und jeden an sich zu reißen?
Sie drehte sich auf der Achse um und ging den Weg zurück den sie eben erst gekommen war. „Wir gehen zurück Richtung Trent? Müssen wir nicht in den Dämmerwald?“, erkundigte sie sich. „Wenn du zu Darkman willst, solltest du den Weg gehen, den ich dir nenne. Wenn du glaubst es besser zu wissen, dann geh den Weg, den du gehen möchtest. Ich halte dich nicht auf.“, sie konnte sein Grinsen im Rücken förmlich spüren und auch den blanken Hohn, der in seiner Stimme lag.
Was habe ich bloß getan? Sie stapfte voraus und fragte sich, was diese Wendung wohl bringen würde, was sie Darkman sagen wollte, wenn sie erstmal vor ihm stand. Wie würde er sein? Ging sie gradewegs in ihr Verderben oder konnte sie noch hoffen? Sie dachte an Isabell und ihr war alles gleich. Wichtig war ihr nur, dass sie ihre Freundin wiederfand. Alles Weitere würde sich schon ergeben. Sie blickte sich kurz um und stellte fest, dass der Goblin ihr in geringem Abstand folgte. Anscheinend war er zu der Überzeugung gelangt, dass sie wahnsinnig war und keine Gefahr darstellte. Sollte er doch denken, was er wollte. Sie würde ihm seine Freude an der Situation lassen. Eleonora blickte auf und in die Ferne. So lang war sie nun schon gelaufen und wenn sie es richtig sah, dann hätte sie einfach in Trent bleiben können, um Darkman zu finden. Sie seufzte tief auf.

(aus dem Archiv ausgegraben und entstaubt von Xanthy)

This entry was posted on Dienstag, Oktober 31st, 2017 at 09:35 and is filed under Es war einmal.... You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. You can leave a response, or trackback from your own site.

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