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Fortsetzungsgeschichte von Dicke Fee, Folge 6

   Posted by: DickeFee   in Es war einmal...

 

Der Überfall 20. Juli 2009

Es war spät geworden. Der Pfarrer musste geholt werden, die Mutter gesegnet, es wurde darüber entschieden, sie morgen in aller Frühe auf dem Friedhof zu begraben und irgendwann war Eleonora eingeschlafen. Isabell schaute auf sie hinab. Wie schön sie war. Wie unsagbar unschuldig sie im Schlafe wirkte. Sie strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Manchmal legte sich Eleonoras Stirn in Falten, so als wenn sie schlecht träumen würde oder sich über irgendetwas ärgerte. Isabell war müde, aber sie wollte nicht nach Hause, ihre Freundin nicht alleine lassen. Sie würde auf dem Stuhl neben Eleonoras Bett schlafen, über sie wachen und morgen, ja morgen würde hoffentlich ein neuer, besserer Tag anbrechen. Langsam fielen ihr die Augen zu.

Ein Krachen drang an Isabells Ohren und sofort war sie wach. Sie blickte zu Eleonora, doch die schien von dem Krach nichts mitbekommen zu haben. Isabell lauschte. Leise Schritte waren im Haus zu vernehmen. Ihre Gedanken überschlugen sich. Was tun? Im Zimmer gab es nichts, das der Verteidigung gedient hätte, also musste sie hinaus aus dem Zimmer. Isabell schlich leise die Treppe hinab zur Küche, die gleich neben Eleonoras Zimmer war. Kurz bevor sie in den dunklen Raum trat, lauschte sie noch einmal auf die Geräusche des Hauses.
Eine Hand wickelte sich um die ihre, als sie den nächsten Schritt tat. Eine grüne Hand mit entsetzlich gelben Fingernägeln, die Hand eines Wesens, das schlimmer war als jeder Albtraum. Isabell schrie, das Wesen schlug sie ins Gesicht und sie brach zusammen.

Eleonora wurde wach. Hatte da jemand geschrien? Sie vernahm ein Poltern im Haus. „Isabell?“, besorgt schaute sie sich um. Isabell war nirgends zu sehen. Eleonora stand auf. Sie lauschte. Jemand war im Haus und die Laute, die sie hörte, ließen ahnen, dass sie in Gefahr war. Ihr Blut pumpte laut durch ihren Körper, so laut, dass sie die Geräusche von unten kaum vernahm. Es klang, als wenn etwas Großes durch die Küche geschleift werden würde. Jemand sprach, es klang unmenschlich, alt und die Stimme war so tief, dass Eleonora kein Wort von dem verstand, was dort unten gesprochen wurde. Ein Bild schoss ihr durch den Kopf. Ein Bild von einem Wesen mit grüner Haut. Sie erschrak. Das konnte nicht sein. Ihr Albtraum sollte Wirklichkeit geworden sein? Und wo war Isabell? Eleonora atmete tief ein und ging zum Fenster. Bis zur Erde waren es etwa 13 Fuß und nur das Gras würde ihren Aufprall bremsen. Sie überlegte, ob sie dieses Risiko eingehen sollte, als sie sah wie etwas aus dem Haus kam, ihre Freundin lag bewusstlos über den Schultern des Wesens und wie Eleonora jetzt feststellen musste, war es schlimmer als ihr Albtraum,- viel schlimmer.
Das Wesen, das Isabell verschleppte, war so groß wie ein Mensch, dabei aber dünn und sehnig wie jemand, der jeden Tag schwere Arbeiten ausführen musste. Es hatte lange Finger mit gelben, spitzen Fingernägeln und sein Gesicht war entsetzlicher als alles, was sie bisher gesehen hatte. Die Ohren des Wesens waren ebenso grün wie der Rest des Körpers und standen spitz vom Kopf ab. Die Zähne waren spitz und leuchteten gelb in der Nacht. Das ganze Gesicht erinnerte an eine Totenmaske. Die Haut wirkte ledern und die Lippen waren so klein, das die Zähne riesig wirkte. Eleonora erzitterte. Sie atmete laut aus und überhörte so die Schritte auf der Treppe. Erst als der zweite Goblin in der Tür ihres Zimmers stand, wurde sie sich des Geruches bewusst. Er stank wie der Tod selbst, als wäre er frisch aus einem Grab, das er schon monatelang bewohnt hatte, entkommen. Er grinste sie an und öffnete den Mund: „Da bist du ja. Der Meister wird sich freuen, dich endlich begrüßen zu dürfen.“, er lächelte grob und ging auf sie zu. Eleonora erschauerte. Der Meister? Was war dieses Wesen? Wer war der Meister? Es gab nur einen Ausweg. Eleonora öffnete hinter ihrem Rücken den Riegel des Fensters. Sie drehte sich um, schwang es auf und sich selbst in einer flüssigen Bewegung hinaus. Als sie auf dem Boden aufkam, raste ein stechender Schmerz durch ihre Beine. Der Goblin in ihrem Zimmer zertrümmerte die geöffneten Fensterscheiben und stieß einen unmenschlichen Schrei aus. Der andere Goblin drehte sich um, sah sie und ließ Isabell fallen. Eleonora hatte keine Zeit nachzudenken. Das einzige, was sie nun retten konnte, war so schnell wie möglich den beiden Goblins zu entkommen. Sie rannte los in Richtung des Maisfeldes, das hinter ihrem Haus begann.

(im Archiv gefunden und entstaubt von Xanthy)

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