27
Apr

Die dunklen Wälder

   Posted by: Alphia   in Schlagzeilen

Die dunklen Wälder rauschten, die Flüsse flüsterten leise vor sich hin.
Ein einsamer Adler zog langsam seine Unheil bringenden Kreise. Selbst der Mond zeigte nur sein schwarzes Gesicht und die letzten Sterne versteckten ihr Antlitz hinter großen, dunklen Wolken. Der Wind wurde leise und verstummte. Die Nacht war da.
Jetzt musste ich nicht mehr mein Gesicht verstecken, konnte endlich zeigen, wer ich war.
Ich schlüpfte aus meiner Fassade und lief in die Nacht hinein.
Der Geruch der Freiheit ließ mich schneller laufen. Die Kälte des Tages wich der Wärme der Nacht. Ich tauchte ein in die unendliche Dunkelheit, die mich mit offenen Armen empfing. Doch dann, ein großer Schatten schwang seine Flügel, nahm mich auf und trug mich fort in die tiefe, unendliche Weite. Immer höher stiegen wir, verließen Zeit und Raum. In der Ferne konnte ich das Ziel erkennen. Immer näher kam es und der süße Duft der Ewigkeit betörte meinen Verstand. Die Wärme, die dieses Licht ausstrahlte, lähmte jeden Gedanken, der nach dem letzten Rest der Vernunft zu greifen versuchte. Leises Flüstern, kaum zu hören, eigentlich ahnte ich mehr den Inhalt dieser Worte:

Komm hierher, und geh nicht fort,
bleib bei uns an diesem Ort.
Keine Qual und keine Schmerzen,
nie wieder gebrochene Herzen.
Schau nicht zurück,
dort gibt es kein Glück,
bei uns musst du bleiben,
in Ewigkeit treiben.

Nur zu gern ließ ich mich treiben, hinein in das Licht, dass Erfüllung und Frieden versprach. Nur einmal noch blickte ich zurück und sah die Dunkelheit aus der ich kam.
Ich wendete mich ab und hörte plötzlich den Ruf des Adlers. Noch einmal drehte ich mich um, um ihn ein letztes Mal zu sehen, doch nach was hielt ich Ausschau, wie sah er aus?
Verschwommen sah ich in Gedanken nur ein Paar Flügel, die Kreise vor der untergehenden Sonne zogen. Doch welche Farbe hatte diese, und was war eigentlich eine Sonne?
Was hatte mich überhaupt hierher gebracht und warum war ich hier?
Ich musste es wissen, es nur einmal noch sehen, bevor der letzte Rest der Erinnerung verschwinden würde. Ich riss mich los und überhörte den süßen Klang des Friedens und machte mich auf den Weg zurück. Durch tiefe, unendliche Weiten gelangte ich dort hin. Doch der Adler war nicht mehr da.
An der Stelle, an der meine Fassade lag, fand ich eine schwarze Feder. Ich hob sie auf und blickte gen Himmel. Die Wolken zogen vorbei, und in weiter Ferne kündigte sich, mit sanftem Glanz, der neue Tag an. Die Dunkelheit war fort, die Chance vertan, und ich zog wieder die alte Fassade an.

BiestyBird feder

This entry was posted on Montag, April 27th, 2009 at 09:59 and is filed under Schlagzeilen. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. Both comments and pings are currently closed.

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